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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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weniger ordentlich abgelegt worden.
    »Das ist deine Werkbank, nicht wahr?«, mutmaßte sie.
    »Ja, das ist sie.«
    Sieht man, wäre Melisande beinahe herausgerutscht, doch sie biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Lippe, denn sie wollte es sich nicht gleich am ersten Tag mit dem Gesellen verscherzen.
    »Bei mir brauchst du nicht so sehr darauf achtzugeben, dass alles wieder haargenau an denselben Platz kommt«, setzte er großmütig hinzu. »Hauptsache, ich finde alles, was ich brauche.«
    Melisande nickte, nahm sich aber vor, Bernhards Platz genauso gewissenhaft aufzuräumen, denn wer konnte schon sagen, wie lange seine Freundlichkeit anhielt?
    »Hier wirst du arbeiten.« Er deutete auf den Tisch unter dem Fenster, der mit allerlei Schachteln vollgestellt war. Offenbar hatte Ringhand wirklich nicht vorgehabt, sich in Bälde einen Lehrling zu suchen. Lächelnd registrierte Melisande, dass sie, obgleich ihr der Tisch alt und wacklig erschien, den besten Platz zum Arbeiten bekam. Unter dem Fenster würde sie recht lange gutes Licht haben, außerdem konnte sie von hier aus in den Garten blicken, der im Sommer sicher wunderschön war.
    »Natürlich musst du den Platz erst frei räumen«, gab Bernhard zu und deutete auf die Ecke neben dem Tisch. »Leg die Sachen am besten in diese Truhe, dann finden wir sie auch wieder.«
    Als sie mit der Führung fertig waren, erschien der Meister wieder in der Werkstatt. Er war tatsächlich draußen gewesen, denn er hängte seinen Mantel an das Brett neben der Tür.
    »Waren Eure Besorgungen erfolgreich, Meister?«, fragte Bernhard, während er Melisande bedeutete, mit der Arbeit anzufangen.
    »Es ist immer dasselbe, die Leute beklagen sich über die hohen Preise. Als ob man Gold und Edelsteine für einen Apfel und ein Ei bekäme!« Schwungvoll trat er hinter seine Werkbank. »Wie ich sehe, hast du dem Mädchen bereits gezeigt, was es tun soll?«
    »Ja, Meister.«
    »Hör zu!«, wandte er sich dann an Melisande, die bereits die ersten Schachteln in die Truhe geräumt hatte. »Bernhard hat dir vielleicht gesagt, dass du zunächst aufräumen sollst, wie es bei uns immer Brauch mit den Lehrlingen war. Aber ich will nicht, dass du dich langweilst. Du wirst mir, wenn du gerade nichts anderes zu tun hast, genau zusehen. Ich weiß, dass du im Schneiden von Goldknöpfen noch nicht bewandert bist, aber wenn dein Verstand hell genug ist, solltest du das in Bälde erlernt haben.«
    »Ich werde Euch gewiss keine Schande machen, Meister!«, antwortete Melisande, während sie aus dem Augenwinkel Bernhards erstauntes Gesicht bemerkte.
    »Ha, immerhin sagst du nicht, dass du es versuchen wirst«, platzte Ringhand heraus. »Solche Lehrjungen taugen meist keinen Pfifferling, denn es bleibt bei ihnen immer nur bei Versuchen.«
    Melisande blickte verwirrt zu Bernhard hinüber, der sein Lächeln verbarg, indem er den Kopf senkte und beschäftigt tat.
    »Und nun an die Arbeit, ehe das Tageslicht erlischt.«
    Es war nicht das erste Mal, dass Lux Rapp die Tore von Speyer durchschritt, dennoch erschien ihm die Stadt merkwürdig fremd, als ihre Kutsche die Straße zur Bischofsresidenz hinaufpolterte.
    Ob Joß Fritz wirklich hierher kommt? Er wagte es zu bezweifeln und fragte sich, warum er seine Suche gerade hier beginnen sollte.
    So unauffällig wie möglich beobachtete er den Grafen und Rächer, die ihm wie Raubvögel erschienen. Während Lichtenfels den Blick auf die vorbeiziehenden Häuser und die Passanten auf der Straße gerichtet hatte, betrachtete dessen Handlanger ihn unverwandt. Ein vielsagendes Lächeln huschte über Rapps Gesicht. Nein, dieser Mann würde ihn ganz sicher nicht aus den Augen lassen.
    Lux Rapp wandte sich ab und sah ebenfalls aus dem Fenster. Vielleicht läuft mir Fritz ja gleich hier über den Weg, dachte er spöttisch, als die Kutsche über den Domplatz fuhr. Doch er sah nur Frauen und Kinder und vereinzelt ein paar Kaufleute und Patrizier, die es sich leisten konnten, zu dieser Stunde nicht bei der Arbeit zu sein. Wenn ich Pech habe, werde ich mein ganzes Leben lang nach ihm suchen müssen, ging es ihm durch den Sinn.
    Nach einer Weile machte die Kutsche hinter dem Gotteshaus halt.
    Rapp musste einsehen, dass er irrte, wenn er glaubte, in den Dom geführt zu werden. Während Graf von Lichtenfels in der Kutsche blieb, zog Maximilian Rächer ihn zunächst in eine schmale Gasse und dann in ein unscheinbar wirkendes Haus. Dort erwarteten ihn drei Männer.
    »Ah, da seid Ihr ja!«,

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