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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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ins Land gegangen, ohne dass er eine brauchbare Spur von Joß Fritz gefunden hätte. Mittlerweile froren ihnen die Mäntel am Leib fest und die Kälte biss ihnen ins Gesicht. Nicht mehr lange und der Winter würde den Landstrich mit einem weißen Tuch bedecken.
    Wahrscheinlich hat Joß sich eine sichere Unterkunft gesucht, dachte Rapp, während er sich nach seinen Begleitern umsah. Maximilian Rächer und ein weiterer Mann namens Johann trabten dicht hinter ihm. Auch sie hatten kaum noch Hoffnung, Joß Fritz aufzustöbern. Aber der Graf von Lichtenfels dachte nicht daran, die Suche aufzugeben, sondern schickte seine Leute bis weit ins Landesinnere, nach Bruchsal, Obergrombach, Mainz und Freiburg.
    Die Frist bis zur Rückkehr des Bischofs nach Speyer war fast verstrichen. Aus dem Bischofspalast in Udenheim war zu vernehmen, dass Ludwig von Helmstatt schon in der kommenden Woche aufbrechen wollte, um rechtzeitig zum Martinstag in der Domstadt zu sein.
    Wir werden Joß nicht finden, ging es Rapp durch den Kopf. Vielleicht sollte ich zusehen, dass ich aus der Stadt wegkomme.
    Das Krächzen einer Krähe riss ihn aus seinen Gedanken. Ja, lach nur, dachte er mit wütendem Blick nach oben. Lach über meine Dummheit. Ich hätte mich dem nächstbesten Fürsten anschließen und wieder ins Feld ziehen sollen, anstatt mich einem aufständischen Bauernhaufen anzuschließen.
    »Was suchst du denn da oben?«, fragte Rächer spöttisch hinter ihm. »Etwa die Gänse, die vor dem heiligen Martin fliehen?«
    »Wenn sie Fritz mitnehmen, dann schon«, entgegnete der Landsknecht missmutig. »Aber wie Ihr wisst, sind die Gänse längst fort. Und jene, die zum Martinstag geschlachtet werden sollen, sind bereits zu schwer, um ihrem Gatter zu entfliehen.«
    »Vielleicht hat sich Fritz mittlerweile auch ein sicheres Gatter gesucht, in dem er sich fett fressen konnte«, bemerkte Rächer nun. »Ich frage mich, ob wir wirklich schon jeden Stein umgedreht haben.«
    »Jene, die in der Reichweite unserer Arme lagen, haben wir gewiss untersucht. Jene aber, die weiter weg liegen, werden wir in der verbleibenden Woche sicher nicht mehr umdrehen können.«
    Maximilian Rächer blickte auf den Weg vor ihnen, dann fragte er: »Sei ehrlich, du glaubst nicht mehr daran, dass wir Fritz noch finden, nicht wahr?«
    Seit wann sollte ich gegenüber der rechten Hand des Grafen Lichtenfels ehrlich sein?, schoss es Rapp durch den Kopf. Am liebsten hätte er seinem Begleiter vorgehalten, dass er seine wahren Absichten durchschaut hatte. Doch er zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich kann nur sagen, was ein Landsknecht an seiner Stelle getan hätte, wenn er sich aus dem Heer seines Fürsten davongeschlichen hätte.«
    Rächer kniff die Augen zusammen. »Du meinst, du hättet dich aus dem Staub gemacht.«
    »Dafür, dass Ihr kein Landsknecht seid, wisst Ihr gut Bescheid.«
    »Wer sagt denn, dass ich keiner war?«, gab der andere zurück, und zum ersten Mal hatte Rapp das Gefühl, mehr als den Handlanger des Grafen vor sich zu haben, mehr als den Spitzel, der ihn im Auge behalten sollte. »Ich habe einst auch einem Fürsten im Felde gedient. Wäre ich an Fritz’ Stelle, wäre ich außer Landes gegangen, dorthin, wo mich der Arm des Fürsten nicht mehr erreichen kann.«
    Lux Rapp sagte dazu nichts. Rächer sprach genau das aus, was er dachte. Vielleicht stimmte es ja und er war früher wirklich mal ein Landsknecht gewesen.
    »Ich verstehe nicht, warum der Bischof glaubt, Fritz könnte noch immer hier sein.«
    »Er wird seine Gründe dafür haben. Und wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du ihn nicht danach fragen.«
    »Mein Leben habe ich ohnehin verwirkt, wenn wir den Gesuchten nicht finden. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass sie mich aus einem einzigen Grund vor dem Richtbeil bewahrt haben.«
    »Was würde es dem Bischof nützen, dich einen Kopf kürzer zu machen? Von allen Befragten bist du der Einzige, der bereit war, Joß Fritz freiwillig zu entlarven. Die Männer, die in Bruchsal hingerichtet wurden, haben sich selbst unter der Folter geweigert, das zu tun.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass ich für den Bischof kostbar bin?«
    »Solange kein Grund zu der Annahme besteht, du würdest ihn hinters Licht führen, ist das ganz sicher so.«
    »Das kommt doch am Ende auf dasselbe hinaus. Wie soll ich beweisen, dass ich Fritz nicht gesehen habe?«
    »Das kannst du nicht. Aber du kannst ihn dem Bischof ausliefern, wenn du ihn

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