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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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siehst.«
    »Damit drehen wir uns mal wieder im Kreis.« Seufzend blickte Rapp nach vorn. Wann würde Speyer vor ihnen auftauchen? Wann würde der Bischof ihn in den Kerker stecken lassen, weil er vermutete, dass er ihn hinterging? Würde es nach dem nahenden Winter überhaupt noch mal einen Frühling für ihn geben?
    »Du solltest die Hoffnung nicht aufgeben. Mein Herr mag ungeduldig erscheinen, aber letztlich wird er zugeben müssen, dass auch du keine Wunder vollbringen kannst. Wer weiß, vielleicht verbirgt sich die Maus auch unter den Schwingen des Habichts?«
    Lux Rapp brauchte eine Weile, um zu durchschauen, was Rächer damit meinte. »Ihr meint, er ist in Speyer?«
    »Es erscheint abwegig, ich weiß, doch sind nicht manchmal die unglaublichsten Dinge wahr?« Rächer lächelte hintergründig. »Wir haben nun schon überall nachgesehen, nur nicht in Speyer.«
    »Aber in der Stadt wimmelt es nur so von Männern des Bischofs.«
    »Von denen kein Einziger das Gesicht von Joß Fritz kennt«, hielt Maximilian Rächer dagegen. »Jenen, die wissen, wie er aussieht, hat er auf der Straße in die Stadt ins Gesicht blicken können, sofern die Krähen noch etwas von ihnen übriggelassen haben. Für alle anderen ist er bloß ein Name, ein Schatten, der selbst am Bischof unbemerkt vorbeilaufen könnte.«
    Der Landsknecht musste zugeben, dass diese Gedanken plausibel klangen.
    »Also gut, dann werde ich mich mal in der Stadt umsehen.«
    »Wir werden uns gemeinsam umsehen«, korrigierte Rächer ihn sogleich. »Und solltest du auch nur den leisesten Verdacht haben, dass es sich bei jemandem um Fritz handelt, wirst du mir Bescheid geben.«
    »Darauf könnt Ihr Gift nehmen«, brummte Lux, dann richtete er den Blick wieder gedankenversunken nach vorn.
    Am Nachmittag verabschiedete sich Meister Ringhand für einige Stunden aus der Werkstatt.
    »Wo will er denn hin?«, fragte Melisande und reckte den Hals, während sie beobachtete, wie der Meister der Pforte zustrebte.
    »Keine Ahnung«, antwortete Bernhard schulterzuckend. »Wahrscheinlich eine Besorgung tätigen. Oder einen Kunden aufsuchen.«
    »Dann hätte er es uns doch erzählt.«
    »Vielleicht. Manchmal tut der Meister auch Dinge, die er nicht mit seinem Gesellen oder seinen Lehrling bespricht. Du solltest nicht so neugierig sein.«
    »Das bin ich nicht. Ich finde es nur seltsam, dass er einfach so mitten am Tag fortgeht.«
    »Du solltest dich eigentlich darüber freuen«, wandte Bernhard ein. »Immerhin könnten wir nun tun und lassen, was wir wollen.«
    »Unter Gretes wachsamem Auge?« Melisande verzog spöttisch den Mund. »Außerdem haben wir genug Arbeit und können uns gar keinen Müßiggang erlauben. Das solltest du als Geselle besser wissen als ich.«
    Bernhard lächelte hintergründig. »Vielleicht wollte ich dich auch nur auf die Probe stellen.«
    »Das hättest du wahrlich geschickter anstellen müssen.« Melisande schmunzelte in sich hinein. Das Streitgespräch mit dem Gesellen gefiel ihr.
    »Er wollte dir an die Wäsche gehen, nicht wahr?«, fragte Bernhard, sobald der Meister die Werkstatt verlassen hatte.
    Melisandes Wangen begannen zu glühen. »Ich …«
    »Du brauchst nichts zu sagen, ich habe es selbst einmal erlebt.«
    »Er hat dich …«
    »Nein, du Dummerchen, natürlich nicht mich. Aber eine seiner Mägde. Seine Ehefrau muss ihn dabei erwischt haben. Gut so, dann brauchst du ab sofort nichts mehr zu befürchten.«
    »Ich glaube kaum, dass ich etwas von dem Kaufmann zu befürchten habe!«, entgegnete Melisande trotzig. »Wie man sich gegen Männer wie ihn zur Wehr setzt, das weiß ich wohl.«
    Bernhard grinste breit. »Daran zweifle ich nicht. Doch bedenke, dass er ein guter Kunde unseres Meisters ist.«
    »Meister Ringhand würde es sicher gutheißen, wenn ich meine Tugend verteidige!«
    Darauf sagte Bernhard erst mal nichts mehr, sondern sah sie nur an. Als es ihr unangenehm wurde, wandte sie sich wieder dem Knopf vor ihr zu und tat, als würde sie es nicht bemerken.
    »Hast du Lust, einen kleinen Spaziergang zu machen?«, fragte Bernhard kurz darauf, der offenbar nicht gewillt war, von ihr abzulassen.
    »Einen Spaziergang?« Melisande blickte auf. »Wann?«
    »Am Sonntag nach der Messe.«
    Melisande zog die Augenbrauen hoch. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Noch nie hatte Bernhard dergleichen vorgeschlagen.
    »Der Meister wird sicher wollen, dass wir gleich mit ihm heimgehen. Außerdem wartet Grete sicher mit dem

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