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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Städte Smerada beneideten. In Andaril zum Beispiel wurde der Unrat wie seit Jahrhunderten auf die Gassen gekippt und sorgte vor allem in den Sommermonaten für unerträglichen Gestank.
    Doch die etwa zwei Ellen breiten und fast mannshohen Rinnen, die unter den Straßen Smeradas verliefen, bargen noch einen weiteren Vorteil – man konnte sich auch ungesehen darin fortbewegen.
    Als Catriona vorgeschlagen hatte, kurzerhand eines der Gitter anzuheben und hinabzuklettern, hatte Alured zunächst kategorisch den Kopf geschüttelt – der Gedanke, durch ein enges, stinkendes Labyrinth zu schleichen, hatte ihm ganz und gar nicht behagt. Schließlich hatte er jedoch eingewilligt. Die Vorteile überwogen die Nachteile bei Weitem. Jedenfalls solange der Feind nicht auf den Gedanken kam, in der Kanalisation nach Spionen zu suchen.
    So lautlos wie möglich bewegten sie sich vorwärts, zusammen mit den Ratten, die in den engen Schächten hausten und von dem, was die Menschen übrig ließen, prächtig und zahlreich zu gedeihen schienen. Oben auf der Straße rumpelten die gepanzerten Wagen, teils von Tieren, teils von Kaldronen gezogen und von bis an die Zähne bewaffneten Zwergenkriegern begleitet. Alured und Catriona folgten ihnen die Straße hinab zum Hafen, und je näher sie dem Ufer kamen, desto unerträglicher wurde der Gestank von Fäulnis und Exkrementen, der sich mit dem von Salzwasser und verwesendem Fisch vermischte.
    »Mir wird übel«, flüsterte Alured, während er durch die knietiefe braune Kloake watete, die mit dumpfem Plätschern um seine Beine spülte, während sich zu beiden Seiten auf den Vorsprüngen gelbäugiges Getier mit langen, wurmgleichen Schwänzen drängte.
    »Hör auf, dich zu beschweren«, ermahnte Catriona ihn, die die Führung übernommen hatte und einige Schritte vorausging. »Bist du ein Krieger oder ein Kakerlak?«
    »Ein Krieger, bedauerlicherweise«, gab Alured zurück. »Eine Kalerlake würde sich an diesem Ort bedeutend wohler fühlen.«
    Wieder wälzte sich ein Panzerwagen über sie hinweg. Das fahle, durch die Eisengitter in schmale Streifen geschnittene Mondlicht flackerte, das Rumpeln der Räder und das Stampfen der Kaldrone wurden unerträglich laut.
    »Was hat Winmar vor?«, fragte Alured zum ungezählten Mal.
    »Wir werden es herausfinden«, war Catriona überzeugt. »Am Ende dieses Kanals wartet die Antwort.«
    »Ja«, fügte Alured verdrießlich hinzu, der als herzoglicher Kämpfer schon vieles durchgemacht hatte, sich jedoch nicht erinnern konnte, jemals zuvor so tief gesunken zu sein. »Und hoffentlich auch ein erfrischendes Bad.«
    »Für einen Mann bist du ziemlich verweichlicht.«
    »Und du ziemlich hart im Nehmen für eine Frau.«
    »Danke sehr.«
    Sie blickte über die Schulter, ein Grinsen in ihrem schmutzigen Gesicht – und er fragte sich, was Lord Anghas verbrochen haben mochte, dass ihn das Schicksal mit einer Tochter geschlagen hatte, die ebenso schön war wie kratzbürstig.
    Seine Lippen formten eine lautlose Verwünschung, während er weiterging, langsam, um nicht noch mehr Ungeziefer aufzuschrecken. Da hörten sie das Rauschen.
    »Die Mündung zum Meer«, war Catriona überzeugt. »Es kann nicht mehr weit sein.«
    Alured atmete innerlich auf. Es gefiel ihm nicht, wie eine Ratte durch die Kanäle zu kriechen, lieber hätte er sich dem Feind zum offenen Kampf gestellt. Aber natürlich war ihm klar, dass dies ziemlich dämlich gewesen wäre. Was sie brauchten, waren Informationen und kein glorreicher Heldentod, den noch nicht einmal jemand besingen würde, weil kein Schwein es mitbekäme, wenn die Kaldronen ihn in Stücke hackten und an die Ratten verfütterten. So blieb ihm also nur, sich an den Plan zu halten und seiner Gefährtin durch das stinkende Labyrinth zu folgen, in der Hoffnung, dass sie dadurch endlich Antworten erhalten würden.
    Catriona hatte sich nicht geirrt.
    Der Kanal verflachte zusehends und endete schließlich in einem großen Becken, in dem unter einigem Getöse auch die anderen Abwasserleitungen zusammenflossen. Eine große Röhre führte aus der Kaverne weiter zum Meer, unmittelbar darüber lag der Kai. Und wo immer man durch eiserne Gitter nach oben spähen konnte, waren gepanzerte Wagen zu sehen, die auf ihre Einschiffung warteten.
    »Wir müssen wissen, was dort oben los ist«, meine Catriona. Prüfend sah sie sich nach einer geeigneten Stelle um, wählte ein Gitter, das sich unmittelbar unter einem zum Halt gekommenen Wagen befand.

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