Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
Alchemisten werden dich dabei unterstützen.«
»Und Ihr, Meister?«
»Ich werde mich um Daghan von Ansun kümmern. Der Wächter mag nicht mehr am Leben sein, aber es gibt andere Diener, die mir zu Gebote stehen. Es ist an der Zeit, sie aus ihrem Schlaf zu wecken.«
13
V igor hatte keine Ahnung, wie das Kaff hieß.
Es war eine Ansammlung von Häusern, irgendwo auf dem Weg nach Tirgaslan. Unendlich viele dieser Dörfer schien es in den Menschenlanden zu geben, selbst der Krieg hatte daran nichts geändert. Diese Siedlung unterschied sich von anderen lediglich dadurch, dass es ein Wirtshaus gab, das hungrigen Reisenden eine Mahlzeit und eine Zuflucht für die Nacht bot. Vorausgesetzt natürlich, man war nicht anspruchsvoll.
Vigor hatte bereits zwei Nächte unter freiem Himmel verbracht, und er hatte nicht vor, diese erniedrigende, in seinen Knochen schmerzende Erfahrung zu wiederholen. Zumal sich den Nachmittag über dunkle Wolken am Himmel zusammengebraut hatten, die sich nun in einem heftigen Regenguss entluden. Sollten Krushak und die anderen Orks, die Vigor begleiteten, ruhig draußen nächtigen – der Anführer der königlichen Geheimpolizei hatte etwas Besseres verdient. Ob er es hier bekommen würde, war allerdings zweifelhaft.
Das Wirtshaus trug den Namen »Zur Gastfreundschaft«, aber das erschien wie blanker Hohn. Der Schankraum war ein finsteres Loch, an dem ausgemergelte Gestalten vor kargen Mahlzeiten hockten; die Zimmer waren wenig mehr als Viehställe, und die Betten bestanden aus strohgefüllten Säcken – ganz sicher nicht das, was Vigors Amt und seinen Ansprüchen entsprach. Das Einzige, woran er sich einigermaßen erfreuen konnte, war die Aura von Furcht, die er in dem Augenblick gespürt hatte, da er seinen Fuß über die Schwelle des Wirtshauses setzte.
Die Gespräche an den Tischen waren augenblicklich verstummt. Vigor hatte es genossen, von verstohlenen Blicken beäugt zu werden, während er den Schankraum mit bedächtigen Schritten durchmaß, wissend, dass es nur eines Pfiffs bedürfte, und seine Orks würden zur Stelle sein, um jeden Gegner in Stücke zu hacken.
Nachdem er sein Zimmer aufgesucht und sich ein wenig ausgeruht hatte, kehrte er in den Schankraum zurück und setzte sich an einen der schäbigen Tische. Der Wirt kam vorbei, ein hagerer alter Mensch mit bartlosem Gesicht und grauem Haar, der so wirkte, als wäre er unter eine Kaldrone geraten. Geschäftig wischte er sich die Hände an der schmutzigen Schürze ab, während er sich unablässig verbeugte.
»Womit kann ich Euch dienen, hoher Herr?«
»Mit einer ordentlichen Mahlzeit. Ich wünsche ein Stück Hammelbraten und einen großen Humpen Bier!«
»Verzeiht, Herr«, sagte der Alte und verneigte sich abermals, »aber ich fürchte, dass ich Euch diesen Wunsch nicht erfüllen kann.«
»Wieso nicht?«
»Weil wir kein Hammelfleisch haben.«
»Dann eben Braten vom Schwein. Oder vom Ochsen. Ich bin nicht wählerisch.«
Die Gesichtsfarbe im runzligen Gesicht des Alten wechselte, wurde blass. »Hoher Herr«, hauchte er kaum hörbar, »ich fürchte, auch das ist nicht möglich. Die Vorratskammer ist leer. Es gibt kein Fleisch. Für niemanden hier …« Der Wirt machte eine ausladende Handbewegung, die den Schankraum mitsamt der traurigen Gestalten, die darin hockten, einschloss. Tatsächlich löffelten die Gäste an den anderen Tischen wässrige Suppe oder stocherten in Portionen von gesottenem Gemüse herum, das einen wenig anregenden Geruch verströmte.
»Ein paar Tagesmärsche nördlich von hier war das Vorratslager des Wirtes aber gut gefüllt«, widersprach Vigor. »Er setzte mir feinstes Wildbret vor.«
»Nun, der war wohl ein Zwerg«, mutmaßte der Wirt.
»Was soll das nun wieder heißen? Willst du unverschämt werden?«
»Nein, Herr! Bestimmt nicht!«, versicherte der Alte mit wachsender Verzweiflung. »Es ist nur so, dass der Krieg und die Plünderungen durch die Söldner …«
»Willst du behaupten, ich trüge daran Schuld?«
»Nein, hoher Herr! Natürlich nicht!« Die grauen Augen des Wirts rollten in ihren Höhlen, Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Es amüsierte Vigor, dem Alten dabei zuzuhören, wie er sich um Kopf und Kragen brachte – zumindest dieses Vergnügen war ihm in diesem ungastlichen Landstrich vergönnt.
Solange er sich nördlich des Grenzflusses befunden hatte, war er mit großer Bequemlichkeit gereist. Die Dächer der Herbergen waren dicht gewesen und die Betten weich und warm,
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