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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Feuer weiter entfachten, ließen nicht locker, sie fütterten die Glut und trieben die Flammen höher und höher die weiß getünchte Hauswand hinauf, bis selbst der Dachstuhl zu einem Flammenmeer wurde.
    Die Seufzerstürme!
    So hatte Kamino sie genannt.
    Ein Lichtstrahl erhellte die Straße, die unter ihm lag. Jordi musste die Augen fest zusammenkneifen, so hell war es für einige Momente geworden. Er erkannte etwas, das wie eine Laterne aussah und am Boden zerschellte wie eine Explosion aus gleißender Helligkeit.
    Ein weiterer strahlender Blitz durchstieß die Dunkelheit und diesmal traf er den Finsterfaden, der Jordis Knöchel umklammert hielt, mit voller Wucht. Das tentakelartige Ding wurde durchtrennt und derjenige Teil, der sich noch immer um den Knöchel des Jungen wickelte, fiel kurz darauf ab wie totes Gewebe.
    Der Rest des Finsterfadens schlug tobsüchtig in der Abendluft um sich und derjenige, der ihn am Handgelenk gepackt hielt, drückte umso fester zu, als wolle er Rache nehmen für das, was seinem Gegenstück widerfahren war.
    Ein neuer heißer Blitz verbrannte Jordi sengend den Arm. Es tat so weh, als habe er seinen Arm in ein loderndes Feuer gehalten.
    Plötzlich war sein Handgelenk frei.
    Und Jordi stürzte wie ein Stein in die Tiefe.
    Er fiel, im Bruchteil von Sekunden stürzte er, direkt in die Schlucht zwischen den Häusern, und erst kurz vor dem Boden schloss er die Augen, um den Aufprall zu erwarten.
    Doch im letzten Moment erfasste ihn eine seufzende Sturmböe, trieb ihn weiter und hob ihn mit aller Macht über den Boden. Erst dann kam der Aufprall, inmitten einer Wolke aus Staub. Jordi wurde schwarz vor Augen, doch der Wind hatte den Fall gebremst und nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung rappelte er sich wieder auf.
    Fast drei Stockwerke war er in die Tiefe gestürzt und außer dem Schmerz schien alles an ihm einigermaßen unversehrt zu sein. Doch freuen konnte er sich nicht darüber, als er die winzig wuselnden Bewegungen von Hunderten kleiner Leiber um sich herum spürte.
    Erneut explodierte ein Licht direkt vor ihm.
    Jordi hielt sich beide Hände vor die Augen und dachte für einen kurzen Moment, dass er blind geworden war. Alles war in gleißend helles Licht getaucht.
    Er hörte die Kakerlaken Laute ausstoßen, die ihn später noch in seinen Träumen heimsuchen würden.
    Dann, als die gleißende Helligkeit nachließ und er wieder sehen konnte, durchbrach ein riesiger Vogel die Finsternis der Wolke und raste auf ihn zu. Jordi wusste sofort, was das war, das sich ihm da näherte.
    Das Ding sah aus wie ein fliegender Haufen Schrott, dem jemand, der viel Ausdauer und bestimmt viel Fantasie besaß, die Form eines Falken zu geben versucht hatte. Bretter und Metallteile waren verbunden, aneinandergenagelt oder verschweißt worden. Bunte Glassplitter waren zu Fenstern zusammengefügt worden, die wie schräge Raubvogelaugen auf der Suche nach Beute aussahen. Die breiten Tragflächen, unter denen sich Ballons befanden, wirkten so klapprig, als könnten sie jeden Moment zerbrechen, aber Jordi wusste, dass sie das nicht taten.
    Der Falke!
    Jordi hätte am liebsten laut geschrien vor Freude.
    Meine Güte, sie hatten ihn gefunden!
    Das große Fluggerät schwebte dicht unterhalb des Schattengebildes. In der Alfama landen konnte das Gefährt nicht, dafür waren die Straßen zu eng. Stattdessen öffnete sich eine Luke, keine drei Meter über dem Boden, und das besorgte Gesicht eines Mädchens mit zwei lila Zöpfen erschien dort oben.
    Kamino Regalado!
    Jordi sprang auf die Füße, als habe er allein durch ihren Anblick neue Kraft erhalten.
    Ein Zylinder aus Glas zerschellte neben ihm auf dem Boden und wieder ergoss sich eine Lichtflut auf die Kakerlaken, die von Krämpfen geschüttelt wurden oder das Weite suchten.
    »Jordi?« Kaminos Ruf wurde ihr von den Lippen geweht.
    Der Junge schüttelte die überlebenden Kakerlaken ab, die hektisch an ihm hochzuklettern versuchten. Blitze schlugen neben seinen Füßen ein und verbrannten weitere Tiere.
    Kamino winkte ihm zu und rief etwas, das er nicht verstand.
    Dann ließ sie einen Gegenstand durch die Luke fallen. Er sah aus wie ein Würfel, aus dem man dreieckige Kerben herausgeschlagen hatte und in dessen Innerem sich Zahnräder bewegten und Drähte verflochten waren. Das Ding sauste an einem Kabel hängend auf ihn zu.
    »Halt dich daran fest!«, rief ihm Kamino zu.
    Der Würfel schwang durch die Luft.
    Jordi erkannte den Kubus wieder. Kamino hatte ihn

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