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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Atem erzeugten, der die gewaltigen Schiffe in Bewegung hielt.
    Der Falke folgte den Seufzerstürmen auf ihrem Sinkflug. Wie ein Blitz stieß er hinab und jagte durch die Häuserschluchten, die sich auf der Galeone befanden. Matrosen mit Silbermünzenaugen warfen sich zu Boden und selbst die Harlekine waren überrascht, dass eines der Schiffe so schnell und wendig war und den Mut aufbrachte, sich in dieses Territorium zu wagen.
    »Los!«, schrie Cortez mit einem Mal.
    Kamino und Kopernikus betätigten Kippschalter neben ihren Sesseln, die laut knirschende Mechanismen in Gang setzten.
    Der Falke ließ einen Teil seiner Ladung über Bord gehen.
    »Die goldgelben Fässer aus Granada«, bedauerte Cortez mit einem traurigen Blick. »Die hätten uns viele gute Dublonen gebracht.«
    Jordi konnte erkennen, wie eine Reihe großer Holzfässer, die aus dem Bauch des Falken gefallen waren, unten in den Straßen zerschellte und sich eine goldgelbe Flüssigkeit daraus ergoss.
    »Sich vermehrendes andalusisches Ölwasser«, erklärte ihm Kamino, als sie seinen verwunderten Blick bemerkte. »Wir hätten mit diesem Zeug ein Vermögen machen können.«
    »Was tut es?«
    »Es vermehrt sich«, sagte Kamino. »Und es kann brennen.« Sie grinste. Betätigte einen anderen Hebel. Eine spitze Stichflamme zischte aus der Seitenwand des Falken und entzündete das Ölwasser. In Windeseile züngelten Flammen auf dem Deck und die Stadt, die dort errichtet worden war, begann zu brennen. Das sich vermehrende andalusische Ölwasser tat genau das, wozu es geschaffen worden war. Es vermehrte sich, brennend. Und mit der sich ausbreitenden Lache wanderten auch die Flammen über die Galeonenstadt.
    Jordi, der den Blick kaum abwenden konnte von dem Schauspiel, das sich ihm da bot, bemerkte fast zu spät eine Wolke, die ihnen entgegenkam. »Da vorne!«
    »Ich sehe es, Junge.«
    »Das sind Finsterfalter! Sie kommen direkt auf uns zu.«
    »Keine Panik.« Kamino legte ihm die Hand auf den Arm. »Cortez weiß, was er tut.«
    Da war er sich zwar nicht so sicher, aber er hielt den Mund. Der Falke hob den Schnabel, schnellte unter einem der Segel hindurch, drehte sich zweimal um die eigene Achse und stürzte dann in die Tiefe.
    »Hoppla«, hörte Jordi den Kapitän sagen. »Sieh mal einer an.«
    Jordi wurde übel, vor seinen Augen drehte sich alles. »Was meint Ihr denn nun schon wieder?«, stöhnte er.
    »Das da.«
    Jordi riss die Augen auf. »Das Loch?«
    Cortez nickte. »Das ist kein Loch, das ist eine Luke.«
    »Eine große Luke«, fügte Kopernikus hinzu.
    »Wohin führt sie?«
    »In den Bauch der Galeone.«
    »Und ihr wollt . . .«
    Cortez strahlte ihn an. »Wir sind mutig, stark und schlau, so schlau«, begann er zu grölen, entsetzlich laut und schief. »Die Lüfte sind unser und die Herzen der Mädchen. Joho, hinab, hinauf und darüber hinweg.« Die Zöpfe an seinem Kopf baumelten unternehmungslustig hin und her.
    Jordi klammerte sich an dem Sitz fest und fluchte durch die Zähne. Er hatte es satt, so satt! In der letzten Stunde war er fast verbrannt, von Kakerlaken aufgefressen und von Finsterfäden durch die Luft geschleudert worden, ganz zu schweigen von dem, was vorher passiert war.
    Und jetzt war er an Bord dieses grölenden Lebensmüden gelandet!
    Der Falke tauchte in die Finsternis hinein.
    »Feuerwerk«, befahl Cortez und die Dämmerung, die sie umgab, wurde von bunten Farben erhellt. Überall explodierten kleine Raketen aus Farbe und gossen ihre Funkenflut über der Nacht aus.
    Und das, was sie da im aufkeimenden Licht erkennen konnten, ließ sie alle vor Staunen die Luft anhalten.
    Auch im Inneren der Galeone breitete sich die Schiffsstadt aus. So groß war der Raum, dass der Falke mühelos darin manövrieren konnte. Es gab Werften, die weitere Galeonen erbauten. An den Seitenwänden, die so weit voneinander entfernt waren, dass ein Mann wohl mehr als eine Stunde benötigt hätte, um die Strecke zurückzulegen, befanden sich Kanonen, die wie riesengroße, sich unentwegt windende wilde Würmer aussahen und fortwährend Dunkelheit auf Lisboa spuckten.
    »Und was jetzt?«
    »Abwarten.«
    Cortez steuerte den Falken zielsicher an den Stalaktiten und Eiszapfen vorbei, die bis hinab an die Dächer der Gebäude reichten. Das Feuerwerk aus Farben verebbte noch immer nicht.
    »Wir haben die Feuerwerkskörper in einem Fliegenschiff aus Fernost gefunden, das in den Bergen auf Grund gelaufen ist.« Kamino betätigte einige krumme Hebel und weitere

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