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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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gefunden!«
    Makris de los Santos drehte sich nicht um.
    »Catalina war nicht dort.« Trauer klang in ihrer ganz und gar rauchigen Stimme. »Kopernikus hat es mir gesagt.«
    Kamino kaute an der Unterlippe. »Nein«, erwiderte sie leise. »Sie war nicht dort.«
    »Jordi Marí«, sagte Makris de los Santos und endlich kam etwas Leben in sie. »Catalina hat so viel von dir erzählt.«
    Jordi tauschte einen Seitenblick mit Kamino. Irgendetwas war merkwürdig. Irgendetwas stimmte nicht mit der jungen Frau. Scheu trat er auf sie zu.
    Erst jetzt drehte sich die Zigeunerhexe zu ihnen um und als sie das tat, keuchte Jordi erschrocken auf. Auch Kamino neben ihm konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken.
    Es waren ihre Augen. Makris sah sie an mit diesen Augen, die hell und grün wie Amethyst leuchteten.
    Doch es waren keine gewöhnlichen Augen. Es waren Augen aus Stein, so wunderbar schimmernd im Licht, das durchs Fenster schien, und doch kalt wie die Finsternis, vor der sie flohen.
    »Makris, deine Augen . . .«, flüsterte Kamino erschrocken.
    Die junge Zigeunerhexe nickte und streckte tastend die Hand in ihre Richtung aus. Ihr Arm war über und über mit bunten Mosaiksteinchen bedeckt – oder nein – Jordi sah es nun genauer – ein Teil des Armes war zu Mosaiksteinchen geworden.
    Die Zigeunerhexe lächelte mit dem Mund und die Ringe und Kettchen an ihren Händen und Füßen klimperten bei jeder noch so kleinen Bewegung. »Ich kann mich daran erinnern, wie du aussiehst, Jordi Marí.« Die kalten Steinaugen blickten in seine Richtung, ohne ihn zu sehen. »Wir sind uns auf den flüsternden Märkten begegnet.«
    »Was ist Euch zugestoßen?«, flüsterte Jordi. Noch immer konnte er den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden.
    Sie streckte den Arm aus. »Du meinst das hier?« Sie strich über die bunten Steinchen und seufzte. »Wir sind auf Eivissa gewesen, um Catalinas Großmutter zu finden, als mich eine Culebra gebissen hat. Und das hier ist genau das, was ihr Gift tut. Es verwandelt mich langsam zu Stein. Jeden Augenblick ein wenig mehr.«
    Kamino starrte sie an. »Aber deine Augen! Das ist nicht das Gift der Culebra! Bevor du eingeschlafen bist, waren sie noch ganz normal.«
    Makris tastete nach ihrem Gesicht. »Zuerst war es nur wie ein kühler Hauch, der mir ganz sanft die Augen streifte«, sagte sie. »Wie eine süße Verheißung, so fühlte es sich an. Doch dann verschwand alle Helligkeit und mit ihr auch alle Konturen, alle Dinge, alle Schönheit.« Sie berührte ihre Augen nur zögernd, als könne sie selbst noch nicht recht fassen, was ihr da widerfahren war. »Ich wurde müde, entsetzlich müde. Und als ich wieder erwachte, tat es weh. Anstelle meiner Augen aber, da fühlte ich nur Steine.«
    »Es sind Augen wie aus einer anderen Welt.« Kaminos Stimme klang fast ehrfurchtsvoll. »Augen, so anmutig wie Amethyst.«
    Makris nickte langsam, als koste es sie alle Kraft der Welt, dies zu tun.
    Jordi räusperte sich. »Wie ist das passiert?«
    »Du kennst Catalinas Fähigkeiten, nicht wahr?«
    »Ja.« Er sah sie an. Was hatte Catalina damit zu tun?
    »Weißt du aber auch, was es bedeutet, Magie zu wirken?«
    Jordi nickte verwirrt, ehe ihm einfiel, dass Makris ihn nicht sehen konnte. »Sie kann die Welt zeichnen«, sagte er. »Ganz so, wie ihr es gefällt.«
    »Richtig. Aber wenn Catalina die Welt verändert und eine Karte zeichnet, dann muss sie einen hohen Preis dafür zahlen. Die alte Magie, die manchmal unsere Finger benetzt, ist niemals umsonst. Erinnerst du dich an das, was beim Haus der Nadeln geschehen ist? Als Catalina in der Bibliothek gezeichnet hat, da musste jemand den Preis für diese Magie zahlen. Jemand, der ihr am Herzen liegt, nicht sie selbst.«
    »Wie meint Ihr das?« Eine düstere Ahnung beschlich Jordi.
    Makris seufzte. »Wenn Catalina Veränderung zeichnet, dann bringt sie Unglück über den Menschen, den sie am meisten liebt.«
    Jordi lief zum Fenster und starrte hinaus. Doch er sah nicht die weiten Sandmeere, schroffen Felsen und grünen Oasen, die am Boden dahinzogen. Er hatte keinen Blick für die Karawanen mit ihren beladenen Kamelen und anderen seltsamen Tieren, deren Laute bis hinauf zum Falken drangen.
    Jordi blickte in die Vergangenheit, ins Haus der Nadeln.
    Catalina, die eine Karte auf den Küchentisch gezeichnet hatte. Ihre Flucht und die Trennung. Und dann . . .
    »Deswegen hat mich der Finsterfalter gestochen?«, flüsterte er.
    Makris nickte. »Davon bin ich

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