Die Königin der Weißen Rose
nach der lancastrianischen Königin; nun wird sie wieder zweite Lady sein, diesmal unter der yorkistischen Königin: mir. Niemand weiß besser als sie, wie die Ackerfurchen des königlichen England zu pflügen sind.
Sie schickt Anthony Anweisungen für Schneider und Näherinnen, damit bei meiner Ankunft neue Kleider für mich bereitliegen, aber sie folgt seinem Rat. Wir werden unsere neue Größe still annehmen, ohne jedes Anzeichen von Triumph über unseren Aufstieg aus dem besiegten Haus Lancaster zu den neuen Verbündeten des siegreichen Hauses York. Meine Schwestern, Cousinen und die Schwägerin sollen mit uns nach Reading reiten, aber es wird keinen großen Zug mit Standarten und Trompeten geben. Vater schreibt Mutter, viele würden uns den Erfolg missgönnen, am meisten fürchte er jedoch den besten Freund des Königs, Sir William Hastings, seinen größten Verbündeten, Lord Warwick, sowie seine enge Familie, seine Mutter, Schwestern und Brüder, denn siehaben am meisten zu verlieren, wenn der Hof neue Favoriten hat.
Ich erinnere mich, wie Hastings mich bei meiner ersten Begegnung mit dem König angesehen hat – wie eine Ware, die am Wegesrand feilgeboten wird, wie das Bündel eines Hausierers –, und gelobe mir, dass er mich nie wieder auf diese Art ansehen soll. Ich glaube, mit Hastings komme ich zurecht. Er liebt den König wie kein anderer, und er wird Edwards Entscheidung respektieren und verteidigen. Doch vor Lord Warwick habe ich Angst. Er macht vor nichts halt, wenn er sein Ziel erreichen will. Als Junge hat er mit angesehen, wie sein Vater gegen den rechtmäßigen König rebellierte und das rivalisierende Haus im Namen Yorks stärkte. Als sein Vater zusammen mit Edwards Vater getötet wurde, setzte er die Arbeit seines Vaters fort und ließ Edward, einen Jungen von neunzehn Jahren, zum König krönen. Warwick ist dreizehn Jahre älter, ein Erwachsener im Vergleich zu diesem Jungen. Offensichtlich hatte er die ganze Zeit geplant, einen Jungen auf den Thron zu setzen, um eine Schattenregierung führen zu können. Indem Edward sich für mich entschieden hat, hat er sich zum ersten Mal von seinem Mentor unabhängig erklärt. Weiteres wird Warwick zu verhindern wissen. Sie nennen ihn den Königsmacher, und als wir noch Lancastrianer waren, sagten wir, die Yorks seien Marionetten – und Warwick und seine Familie die Puppenspieler. Jetzt bin ich mit Warwicks Marionette verheiratet und weiß, dass er versuchen wird, auch mich nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Doch jetzt bleibt mir nur Zeit, mich von meinen Söhnen zu verabschieden und ihnen das Versprechen abzunehmen, den Hauslehrern zu gehorchen und artig zu sein. Ich besteige das Pferd, das der König mir für die Reiseüberstellen ließ, und nehme die Straße nach Reading. Ich reite meiner Zukunft entgegen, meine Mutter an meiner Seite, meine Schwestern im Gefolge.
«Ich habe Angst», sage ich zu meiner Mutter.
Sie lenkt ihr Pferd noch näher neben meines und schlägt die Kapuze ihres Umhangs zurück, damit ich ihr zuversichtliches Lächeln sehen kann. «Vielleicht», sagt sie. «Aber ich war Hofdame der Königin Marguerite d’Anjou, ich schwöre dir, eine schlechtere Königin als sie kannst du nicht sein.»
Trotz allem kichere ich. Denn das kommt von der Frau, der Margarete von Anjou am meisten vertraut hat, von ihrer ersten Hofdame. «Nun schlägst du aber eine andere Tonart an.»
«Gewiss, ich singe jetzt ja auch in einem anderen Chor. Aber es ist trotzdem wahr. In diesem Jahrhundert kannst du keine schlechtere Königin mehr sein, als sie es war, Gott steh ihr bei, wo immer sie jetzt sein mag.»
«Mutter, sie ist mit einem Mann verheiratet, der die halbe Zeit nicht bei klarem Verstand ist.»
«Ob Heiliger, geistig gesund oder irr, sie ist immer ihren eigenen Weg gegangen. Sie hat sich einen Geliebten genommen», erzählt meine Mutter gut gelaunt und überhört mein empörtes Luftschnappen. «Natürlich. Was meinst du, von wem ihr Sohn Edward ist? Nicht vom König. In dem Jahr, in dem das Kind empfangen und geboren wurde, war er fast immer stumpfsinnig und apathisch. Ich erwarte, dass du es besser machst als sie. Du machst es gewiss besser als sie. Und Edward kann seine Sache nur besser machen als der heilige Schwachkopf, Gott segne den armen Mann. Und was den Rest angeht, so solltest du deinem Ehemann einen Sohn und Erben schenken, die Armen und Unschuldigen schützen und die Hoffnungen deiner Familienähren. Mehr brauchst du nicht zu
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