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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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Region: ganz oben. Und nach kurzem Zögern lacht er endlich.
    Dort hat man Überblick. Zumindest vermutet man das auf diesem Level. Was für ein Fehler. Ich gebe zu, dass ich die Gärtnerin vermisse, ihre stille, selbstverständliche Anwesenheit. Vielleicht könnte ich Pflanzen ziehen in Alexanders Badezimmer. Übrigens habe ich jetzt eine Aufgabe: Mein eigenes Schicksal in die Hand nehmen, und wenn ich dabei Alexanders Hilfe brauche, so werde ich sie eben in Anspruch nehmen: Turm Zinne Galgen. Komm, sage ich.

25
    Alexander nennt den Tag. Bis dahin erzählt er mir Geschichten von meiner Schönheit (meine Haare sind noch immer nicht geschoren, fällt mir ein) und seiner provinziellen Herkunft, unspektakulär, doch durchaus gehobene Mittelschicht, solides Handelsunternehmen, und ich stelle mir weißgestrichene und mit sauber geschnitzten Holzornamenten verzierte Südstaatenhäuser vor, deren Veranden über grellgrüne Rasenteppiche ragen. Mehr muss ich nicht wissen, das reicht mir: Bilder, von denen ich zehren kann. Dass Duncan mir etwas von einfachen Verhältnissen erzählt hat, aus denen Alexander käme, mit alleinerziehendem Zimmermädchen als Mutter, und dass ihm die Army nach dem Militärdienst ein Studium finanziert hätte, fällt mir erst später ein. Doch ich werde nicht fragen. Soll er seine Geheimnisse haben. Auch wenn ich das Zimmermädchen poetischer finde.
    Der Gedanke an die Gärtnerin gibt mir Halt, ich kann zur Ruhe kommen und vernünftig werden. Ich stelle mir vor, wie es sein könnte, keinen Unterschied mehr machen zu müssen zwischen innerer und äußerer Erscheinung, in mir drin zu sein und eins mit meinen Absichten und Wünschen, die Wünsche tief empfunden. Ich fange im Kleinen an, jeden Tag ein kleiner Schritt: die Interpretation der Bekleidungsregeln, die man in meiner Lage, das ist mir klar, beherrschen muss, ich bin hier downtown und unter ständiger Beobachtung, auch wenn Fotografen noch nie zu meinem Alltag gehört haben. Das Einkaufen könnte ich in der Nachbarschaft erledigen, den Haushofmeister dazu abstellen, mich zwei Blocks weit zu fahren und dort auf mich zu warten (er grunzt, doch er widerspricht nicht, am Steuer des vorfahrenden Wagens sitzt ein anderer, was mir nur recht sein kann). Die Botschaft ist angekommen, da habe ich keinen Zweifel.
    Die Einkäufe, die ich im Wagen liegen lasse, trägt Peter mir nach, ich gebe ihm üppiges Trinkgeld und lächle ihn an dabei (meine Unterwürfigkeit ärgert mich), während er keine Miene verzieht. Immerhin verweigert er den Dienst nicht, das wenigstens registriere ich mit Genugtuung. Ich sehe, dass das schon werden wird, dass ich langsam hineinwachse in meine Rolle wie alle anderen auch, wie noch jeder in seine Rolle hineingewachsen ist, oder wie das zumindest im Nachhinein so gesehen werden kann, das ist das Schöne: zusammenfassend und abschließend kann man sagen, dass Mensch und Funktion eine Einheit darstellen, eine Verbindung eingegangen sind, und die schreibt man dann auf den Grabstein.
    Überhaupt kommt es mir vor, als ob ich allmählich wieder zum Leben erwache. Unter dem Turm der kleine schäbige Vergnügungspark zum Beispiel rührt mich, ich wusste nicht, dass man diese Ansammlung altertümlicher Rummelplatzattraktionen vermissen kann, ein kleines Riesenrad, das neben dem Turm besonders sinnlos scheint, zumindest, wenn der Turm zugänglich ist, irgendein Ding, das von Zeit zu Zeit hektisch rauf und runter fährt, und noch ein paar andere Vergnügungseinrichtungen, die den Kindern altersmäßig wohl gerade noch gefallen könnten: nun weiß ich, dass man nach ihrem Anblick Sehnsucht haben kann, besonders nach dem nächtlichen, wenn jedes Objekt bunt leuchtend konturiert seine Form emblematisch anpreist.
    Nun weiß ich es. Hier gehöre ich her, das ist mein Ort, mein Turm. (So weit ist die Bugwelle der Plünderungen übrigens nie gekommen, der Turm blieb für sich, abgeschirmt vom Lärm der Uferstraße der Stadt vorgelagert.) Ich würde mich gerne gehen lassen, unbeirrbar heiter mit der Sonne im Rücken dem Strand folgen, vorbei an Sportlern und Verkaufsständen, bis die wachsenden Schatten der Stadt die drückende Hitze mildern, die nur in Seenähe zu ertragen ist. Eis essen vielleicht, üppiges amerikanisches Eis von der Konsistenz einer nachmittagsschweren Buttercremetorte in der Mitte einer satten Seniorenrunde, die dem gesicherten Alter freudig entgegensieht. Da fällt mir ein: ich habe vorgesorgt (ein Staubecken, das ich

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