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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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der Zeit begleitete, und deshalb konnte er mir auch ohne Zögern zustimmen.
    Alexander ist mit dem Nachschenken fertig, ich sehe ihm direkt in die Augen, zumindest versuche ich es. Er lässt sich gegenüber der Couch nieder, den See im Rücken, eine dunkle Silhouette vor dem abendlich glänzenden Wasser, ich muss raten, ich weiß nicht, ob er meinen Blick erwidert, ich muss mich an das Halbdunkel seines Gesichts gewöhnen, er prostet mir zu. Wie es seiner Frau ginge, fragt er Duncan, dann greift er nach meiner Hand: Duncan solle froh sein, so glimpflich aus dieser Ehe herausgekommen zu sein. Manche Frauen bringen dich um, sagt Alexander in einem Versuch der Männerkumpanei, und ich weiß nicht, ob das jetzt besonders raffiniert ist oder einfach seiner Nervosität zuzuschreiben. Und meistens sind es die, fährt Alexander fort, denen man es am wenigsten zutraut. Da geraten wir in gefährliches Fahrwasser, ich schreite ein und frage ihn, woher er das wissen wolle, nämlich, dass es die sind, denen man es am wenigsten zutraut. Das sage man so, gibt Alexander zu, das habe nichts zu bedeuten.
    Was er meine, fragt Duncan. Sie, sagt nun mein Mann und zeigt auf mich, übernimmt gerne die Kontrolle. Das müsste doch bekannt sein? Er zeigt tatsächlich mit dem Finger, als wäre er ein Kind, das seinen Vater auf etwas monströs Unbekanntes aufmerksam macht, unsicher, ob es der Angst oder der Lachlust nachgeben soll. Und ich spüre, dass mein Gesicht nicht ganz das tut, was zu erwarten wäre, es hält die freundlich lächelnde Konvention nur mehr fadenscheinig aufrecht. Selbst wenn ich sicher sein kann, dass er spielt, frage ich mich ganz nüchtern, so nüchtern wie während der Windstille im Zentrum eines heftigen Sexualaktes, in der man plötzlich feststellt, dass man lächerlich allein ist unter all der Mechanik der eigenmächtigen Körper, was mich eigentlich so sicher macht, dass ich Alexander trauen kann.
    Duncan lacht. Ja, sicher, sagt er, das ist nichts Neues. Sie ist ganz eine Nette. Und jetzt sehe ich Alexanders Blick. Wieder diese glänzenden Pupillen. Ich stehe auf und gehe zwei Schritte, bevor Alexander mich abfängt und zurückhält. Ob Duncan nicht mehr wissen wolle? Sie hat es geplant, sagt er. Jedes Detail, sie ist klug, sie überlässt nichts dem Zufall. (Die Wachleute sind draußen geblieben. Vor der Tür. Vielleicht sogar unten. Nein, vor der Tür. Den Hintereingang hat Duncan nicht bedacht, so selbstverständlich ist ihm die Existenz dieses Versorgungsstrangs und vor allem dessen Zugehörigkeit zu einer Sphäre, die ihn nichts angeht, dass er ihn tatsächlich nicht berücksichtigt, und dieser Hintereingang ist die Achillesferse.) In der Schlichtheit liegt die Größe. Und ich lasse mich auf Alexanders Knie nieder, ja, sage ich, wir haben Nacht für Nacht darüber nachgedacht. Hybrisfall Hintereingang.
    Jetzt müsste Duncan gehen, irgendeinen Vorwand finden und gehen. Geh, sage ich tonlos. Doch er geht natürlich nicht, er lacht, er hört nicht auf mich, er tut so, als ob er mich nicht verstünde, sein Lachen macht mich zornig, die Spannung in Alexanders Beinen steigt. In mir steigt die Gewissheit, dass wir es tun werden, der Gewissheitspegel erreicht die Überlaufmarke, leckt den Rand, ich kippe das Becken und stülpe mich auf die sprungbereiten Muskeln, um mich zu verankern, Alexander reagiert sofort. Panik: freudig und bodenlos. Wir werden es tun, einfach, weil wir es tun können. Weil er es uns so leicht macht. Ich greife nach Alexanders Hand (wir schöpfen etwas Neues aus dem Chaos, so ist das immer schon, der Kern jeden Fortschritts), das ist nämlich gar nicht so einfach, sage ich, stehe auf und sende Duncan meinen wüstesten Kleinmädchenblick, einen Blick, wie er ihn mag, dann wechsle ich das Thema und sage irgend etwas über das Fliegenfischen und versprochene Steuersenkungen. Duncan und Alexander springen auf. (Wir haben ihn gewarnt. Er müsste es sehen, er will nicht.)
    (Love, sagt er noch einmal. Vom ersten Augenblick an, in dem ich Alexanders Blick auffing und detailsüchtig analysierte, wartete ich wohl auf dieses Wort, und deshalb lege ich es ihm jetzt in den Mund, da kann er sagen, was er will. Deshalb auch habe ich am Morgen vorsorglich Peter bestellt, ich rufe unten an, um Peter zu ordern für eine kleine Hilfestellung im Haushalt. Nicht ganz der Kompetenzbereich eines Türstehers, doch ich behaupte, er habe sich dazu bereit erklärt. Es geht ganz einfach.)
    Und später gehen wir trotz der

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