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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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ehrlich dankbar für die Unterstützung meines Mannes, zumindest behauptet er das nach einer kurzen Pause, in der er sich von seinem Erstaunen erholt, dass ich an Alexanders Handy antworte, das der aufs Bett geworfen hat. Alexander beginnt zu strahlen vor meinen Augen, lächelnd, den Finger theatralisch an den Lippen. Selbst wenn wir nicht so ausgiebig über die Lage gesprochen hätten, würde ich erkennen, dass er dabei ist sich abzunabeln. Alexander nabelt sich von Duncan ab, und das bedeutet offensichtlich, dass jemand die Schnur durchtrennen muss, bevor Duncan es merkt.
    (Wir tasten uns vorsichtig an die Sache heran. Noch sind die Wegbeschreibungen glasklar begrenzt. Da wir uns die Dinge schließlich nur vorstellen, nur Fantasiekonstrukte ausarbeiten, die uns theoretisch, aber umso eindeutiger den alternativlosen Weg vorgeben wie die Leithinweise der Sortiereinrichtung Transitbereich, macht das nichts, denn wir können den Flughafen von oben überblicken, wir sind wie immer auf Seiten der Strukturverantwortlichen und in der Senatorlounge, allenfalls, und für deren Bewohner, das ist klar, gelten im Transit andere Regeln.)
    Und was sage ich? Ich sage, von allen guten Geistern verlassen, übermütig, dazu habe er, Duncan, auch allen Grund. Duncan weiß nicht recht, wie er reagieren soll und unterbricht die Verbindung rasch. Alexander drückt mich an sich, ich vergrabe mein Gesicht in der weichen Höhle zwischen Kinn und Schlüsselbein und höre dem Pochen seiner Halsschlagader zu, diesem dumpfen Schrittgeräusch des nackten Lebens.
    So geht das langsam, wir kauen die Optionen immer wieder durch und das ist gut, in jedem Fall, denn wenn wir einen der Pläne wirklich umsetzen wollten, was wir ja nicht wollen, wie uns einvernehmlich klar ist (wir sind ja nicht verrückt, was wir sind ist: eine Einheit), müsste jedes Detail sitzen, auch das versteht sich. In jedem Fall ist es eine hilfreiche Übung, es schadet nicht, sich zu wappnen und bereit zu sein. Das hilft, die Geister der eigenen Gefühle in Schach zu halten, Trainingsrunden für Ausdauer und Reaktionsschnelle, so sehen wir das. Und ganz heimlich begreife ich auch, dass ich ihm Stoff geben müsste, Stoff und Zunder, wenn ich nicht will, dass er auf halbem Weg stehen bleibt. Die Planung in die Hand nehmen, denn auf halbem Weg umdrehen ist ebenso gut wie gar nicht erst losziehen; nein, schlechter. Das muss es jetzt sein, das wahre Leben, und ich bin alt genug, um gelernt zu haben, dass günstige Gelegenheiten sich nicht wiederholen.
    Das ist das richtige Leben und ich verstehe, dass wir nie wieder solche Rahmenbedingungen zur Hand haben werden, es ist dieses: Und warum eigentlich nicht? das sich einnistet, nachts unter uns wie ein ins Leben geworfenes Kind, das nichts weiter will als genau zwischen uns seine Position zu behaupten.
    Alexander ist geschickt darin, Duncan öffentlich zu unterstützen und doch eine gewisse Distanz zu etablieren, die Duncan eigentlich hellhörig werden lassen müsste, doch nichts dergleichen, Duncan will Sicherheit und deshalb findet er sie an den unmöglichsten Orten (das Sicherheitsbedürfnis ist die Achillesferse). Das Wort Entscheidungsschwäche wirft Alexander solcherart dem Publikum zum Fraß vor. (China wackelt.) Dass Duncan es nie soweit kommen lassen werde, dass Entscheidungsschwäche die Gestaltung der Firmenpolitik übernehme, sagt Alexander sinngemäß. Und dass er durchaus für Duncan sprechen könne, dass rassistische Tendenzen keinesfalls geduldet würden, in keinem Teil der Firmengruppe, schon immer Firmenpolitik. Und da muss ich doch was sagen, auch wenn ich Alexanders Schachzug durchaus bewundere, plötzlich habe ich das Bedürfnis, Duncan zu verteidigen: Entscheidungsschwäche, ha, du kennst ihn nicht, doch Alexander lächelt nicht einmal sonderlich erheitert und wird grob: ich solle mich nicht dumm stellen, sagt er und starrt mich an. Aug in Aug machen wir uns Konkurrenz.
    Zu viele Optionen haben wir nämlich nicht, wenn man es genau betrachtet: Wir kennen beide die Alternativen, auch Nichtstun ist eine Handlungsentscheidung.

30
    Nicht lange danach zeichnet sich Duncans Hosenbein dunkel ab vom hellen Leder unserer Wohnzimmersitzgruppe (die Zeit dazwischen schrumpft, ich habe keine Verwendung mehr für sie), und er legt die Hand leicht auf mein Knie, als wäre es eine natürliche Geste, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Das feierliche Entzünden des Weihnachtsbaumes vor dem Firmensitz sei wunderbar verlaufen.

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