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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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niedrigen Temperaturen an den Strand und lassen die Motivationen vor uns her laufen, sie toben sich aus und spielen mit Kieselsteinen, die es in erstaunlich vielfältigen Größen gibt. Und wir versuchen, Schritt zu halten und passieren ganz spielerisch irgendeine Grenze, die gar nicht existiert. Ist gar nicht da, sagen unsere Motivationen. Wie raffiniert, sagen meine Vorboten, der älteste Trick der Kriegsgeschichte, alle Achtung, und Alexanders Ausläufer lachen, wiegen wir die zwei großen Schwächlinge in Sicherheit. Ein Stein wird einfach eingesteckt, die lederbehandschuhte Hand greift danach, bevor ich mir überlegen kann, wie wichtig die Vermeidung von Abdrücken ist. Ich überprüfe den Zustand der Überwachungskamera beim Versorgungsstrang.
    Als ich zurückkomme, steht Alexander am Fenster, jetzt müsste er schlafen, nein, sage ich, warte noch. Wieder die Stirn an der Scheibe, der Blick nach unten gerichtet, so nah wie möglich an der Gebäudekante, schwimmt am Wasser auf, wo Lichtpunkte die Absaugstutzen kennzeichnen. Ich stelle mich neben ihn, nehme seine Hand, ein glücklich liebendes Paar am Fenster, so sähen wir aus, wenn man uns von außen betrachtete.
    Es freue ihn, uns beide so zu sehen, hat Duncan beim Essen gesagt und dabei begütigend die Hand auf meinen Unterarm gelegt. Ich muss etwas Dummes gesagt haben, seiner Meinung nach, ich kenne diese Geste. Alexander betrachtet beunruhigt diese Hand, bevor Duncan seine Aufmerksamkeit wieder seinem Teller widmet. Die Finger lösen sich, er zwickt mich mit einem haarfeinen Zusammenschnappen seiner Fingerkuppen in die Oberhaut (ein Mann des subtilen Ausdrucks). Nein, ich vergesse nicht.

31
    Zurück im Tagesablauf: Nach dem Anruf unten ging ich wirklich dorthin, wo ich hingehöre, ins Fitnessstudio im 2. Stock. Blick auf einen der Bildschirme, unumgänglich, wo Duncans Besuch und warmherzige Spende freudig erwähnt werden, ganz so, als sei er noch nie hier gewesen, nicht andauernd im Firmensitz ein und aus gegangen, während ich am Rad sitze und die Sattelkonturen sich in mein Fleisch drücken wie der Klobrillenrand bei einer besonders hartnäckigen Verstopfung. Berühmtester Sohn der Stadt, höre ich. Immer ein offenes Ohr. Dazu lächle ich die Mittrainierenden an, wie ich es schon immer hätte tun sollen, und verwickle die Nächstsitzende, eine ältere Frau, deren Schultern glänzen unter einem leuchtendblauen Handtuch, in ein Gespräch über Wellenformationen. Ich stelle die Frage in den Raum, ob sich bei einem See dieser Größe ein Tidenhub zeige.
    Während ich an der Tür auf Peter warte, höre ich Alexander den Haushofmeister instruieren, wegen irgendeiner Sache, die Duncans Besuch betrifft; der Gästetrakt wird vorbereitet. Peters Gang, sein ein wenig schlendernder Gang ist aufreizend, jeder Fuß zögerlich nach vorne geholt, als müsse er sich den nächsten Schritt erst reiflich überlegen, ich lächle, darunter erfasst mich Panik, ich höre Alexander viel zu lange sprechen; was tut er da, weiß er nicht, dass man dem Haushofmeister nicht trauen kann, je weniger er weiß, desto besser. Peter ist nahe genug gekommen, um mein Lächeln zu erwidern, arrogant wie immer, wenn ich denn recht habe damit, im Schwung der Lippen den Ansatz eines Lächelns zu erkennen. Unnahbar wie immer, Peter, dabei würde all der Höhenunterschied alles andere nahelegen, doch er kann nicht anders, das weiß ich, vermutlich denkt er sich nicht viel dabei, alles nur sein Bild in meinen Augen. Dennoch schießt der Zorn hoch (höchstens dass er mich verachtet, denkt er vermutlich). Hinten der Haushofmeister, Peter vor mir, und da kommt mir eine Idee, deren schlichte Schönheit mich schlagartig trifft, doch ich behalte sie für mich, was nicht so einfach ist, weil ich mich mitteilen will, zumindest ihm gegenüber, meinem, ja: Mann. Doch ich vergesse nicht, dass wir nicht allein sind.
    Ich bitte Peter herein, weise ihm den Weg in den Badebereich des Gästetraktes, in den zimmereigenen Nassraum, den er jetzt in Ordnung bringen soll, und ich erinnere mich, wie der Haushofmeister gesagt hat, der Türsteher sei der Kommandant der Lobby, immer eine Empfehlung auf den Lippen für die beste Reinigungsinstitution im Umkreis, welcher Art auch immer, innerlich, äußerlich, Moschee, Putzerei, als ob ihm das was helfen würde, als ob er deshalb auch ein bisschen mit dazugehören würde zu dieser Turmgesellschaft, hat er die Regeln und Bräuche hier drinnen erst verinnerlicht. Dann, Peters

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