Die Königin von Zamba
übernahm Hastés Dienstpersonal, das seine Aufgaben mit geradezu unkrishnanischer Präzision und Geschwindigkeit erledigte.
Eine Stunde später war er rasiert, gebadet und parfümiert (eine Tortur, die er zum Zweck der Aufrechterhaltung des süßen Scheins zähneknirschend über sich ergehen ließ), und sein Anzug lag gereinigt, geflickt und gebügelt für ihn bereit. Nach einem kurzen Nickerchen kleidete er sich an und ging nach unten, um seinem Gastgeber seine Aufwartung zu machen. Dieser erwartete ihn schon mit einem Ding, das aussah wie ein Cocktailshaker.
Hasté bad-Labbade unterschied sich insofern von den anderen Krishnanern, die Hasselborg bisher gesehen hatte, als sein Haarschopf nur noch aus einem Kranz bestand und dieser auch noch weiß war. Auch waren seine runzligen, pergamentartigen Gesichtszüge schärfer als die der Mehrzahl seiner Rassengenossen. Wären da nicht diese Riechorgane gewesen, die zwischen seinen Brauen hervorsprossen, dann hätte er glatt für einen Erdbewohner durchgehen können.
»Mein Sohn«, sagte Hasté, wobei er Hasselborg einen Drink einschenkte, »mir fehlen die Worte, Euch meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Ich kann Euch nur eines sagen: Wann immer Ihr einen Wunsch habt, ich will jederzeit alles tun, was ich kann, ihn zu erfüllen.«
»Danke, Hochwürden«, antwortete Hasselborg und äugte nervös auf seinen Drink. Zum Glück war dieser jedoch so geschickt gemixt, dass man den Alkohol kaum herausschmecken konnte, und Hasselborg bekam ihn herunter, ohne zu würgen. Er ermahnte sich, vorsichtig zu sein und seine Drinks zu zählen.
Als Fouri sich zu ihnen gesellte, sagte Hasté: »Und jetzt erzählt mir alles über diese außergewöhnliche Rettungstat.«
Als sie fertig waren, fragte Fouri ihren Onkel: »Glaubst du, der Dour wird auf deine Intervention hin nun endlich Maßnahmen gegen Jám ergreifen?«
Hasté lächelte dünn. »Ich weiß nicht. Du weißt, wie wenig Gewicht meine Stimme beim Dour nur noch hat.«
»Das kommt bloß daher, dass du zu wenig Mut hast, dem alten Griesgram mal ordentlich die Meinung zu sagen«, erwiderte sie bissig. »Du solltest ihn besser mal mir überlassen. Ich würde schon mit ihm fertig!«
»Nun, das will ich gern glauben. Der Grund dafür ist, dass er dich als eine Art Tochter ansieht. Mich hingegen verachtet er.«
»Das hat nichts mit Gernhaben oder Nichtgernhaben zu tun«, antwortete sie patzig. »Es liegt daran, dass er ein harter Mann ist, und ein kluger dazu; einer, der seine Ziele durch harten Kampf erreicht hat und der von denen, mit denen er zu tun hat, erwartet, dass sie genauso hart und klug sind wie er. Tritt hart gegen ihn auf, und er wird dich respektieren; wenn du ihm aber nachgibst, so wie du es bisher immer getan hast, dann wird er dich weiterhin mit Füßen treten. Ach, wäre ich doch bloß ein Mann!«
Hasselborg spürte instinktiv, dass die unterschwellige Spannung, die zwischen den beiden herrschte, nicht allein auf ihrer unterschiedlichen Auffassung bezüglich der richtigen Behandlung des Königs beruhte. Hier galt es nachzubohren. »Ich – eh – vielleicht könntet Ihr mir das einmal näher erklären, Hochwürden. Ich war noch nie in Hershid und kann mir daher noch kein Bild über die Situation hier machen.«
Hasté schaute ihn mit einer Mischung aus Verblüffung und Neugier an. »Meine Nichte kann sich nicht im Zaum halten. Sie ist einfach kein Diplomat. Selbst wenn sie in einem Prozess, in dem es um ihr Leben ginge, vor Gericht stünde, würde sie dem Richter frank und frei sagen, was sie von ihm hält, und wäre es noch so verleumderisch.«
»Wie kommt es zu den Differenzen zwischen Euch und dem Dour?«
»Das ist eine lange Geschichte, mein Sohn, die bis auf den Ursprung der Menschheit selbst zurückgeht. Ich weiß nicht, wie die Leute in Eurem Land denken, aber hier in Gozashtand hatten die Menschen schon immer unterschiedliche Auffassungen zu der Frage, warum die Ereignisse so verlaufen, wie sie es tun.
Der alte Glaube behauptete, dass alles dem Willen der Götter unterworfen ist. In dem Maße jedoch, wie das Wissen sich vermehrte, schien dieser Glaube immer unzureichender. So stellte sich zum Beispiel die Frage, warum die Götter soviel Aufhebens um die Angelegenheiten der Menschen machen sollten, oder noch weitgehender: warum sie sich überhaupt für uns Sterbliche interessieren sollten. Schließlich behaupteten ein paar Gotteslästerer sogar, die Götter existierten gar nicht. Diese Meinung
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