Die Königin von Zamba
zu.
Er stieg langsam und auf leisen Sohlen den Hügel hinauf. Oben angekommen, duckte er sich, um von den Männern nicht gesehen zu werden. Die letzten paar Meter bis zum Kamm kroch er auf allen vieren, und dann spähte er vorsichtig hinüber.
Sieben von den Kerlen standen oder hockten um das Feuer herum, welches sie unweit der Straße entfacht hatten. Zwei weitere lagen notdürftig verbunden neben dem Feuer auf der Erde. Der Rest verzehrte gierig die Reste einer Mahlzeit. Hasselborg hörte das Schnauben ihrer Tiere und die Worte:
»Warum im Namen der Sterne hast du nicht …«
»Blödmann! Wie konnte ich wissen, dass du danach wegrennen würdest …«
»Selber Blödmann! Die Karawane war nicht so wichtig; wir sind für das Mädchen bezahlt worden! Alle sollten …«
»Eine schöne Bescherung: vier Tote, zwei Verwundete, ein Vermisster und nicht einen Karda in der Hand! Der Dasht kann sein Gold behalten …«
»Warum habt ihr nicht die Leute von der Karawane getötet? Dann hätten sie nicht noch einmal Mut gefasst und …«
»Lösegeld, du Idiot …«
»… uns beeilen und hier wegkommen, bevor die Soldaten uns aufstöbern …«
»… der Dasht hat versprochen …«
»Zum Ghuvoi mit dem Dasht! Ich denke an den Dour. Wir sind ganz dicht an seiner Grenze …«
Hasselborg robbte zurück und flüsterte: »Wenn wir den Karren ganz leise anspannen, können wir geradewegs durch sie hindurchfahren. Seid Ihr bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen? Ich glaube nicht, dass sie es wagen werden, uns weit in das Gebiet des Dour zu verfolgen.«
»Ich tue alles, was Ihr sagt.«
Sie nahmen dem Aya den Sattel ab, sorgsam darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Jedes Mal, wenn eine der Gurtenschnallen leise klirrte, fuhren sie hoch und hielten erschreckt den Atem an. Als sie es endlich geschafft hatten, legten sie ihm das Geschirr an. Das Ganze schien unendlich lange zu dauern.
»So«, sagte Hasselborg, als sie den Aya endlich angespannt hatten, »könnt Ihr ein Gespann lenken?«
»Recht gut sogar.«
»Um so besser! Nehmt die Zügel! Damit wir rascher an Fahrt gewinnen, laufe ich erst ein Stück neben dem Karren her und springe dann auf. Wenn ich ›los‹ sage, gebt ihm eins mit der Peitsche, aber so fest Ihr könnt. Fertig? Also dann – los!«
Als die Peitsche zischend durch die Luft sauste und mit lautem Knallen auf dem Rücken des Aya landete, langte er blitzschnell hinein und löste die Bremse. Der Karren ruckte an, die Räder mahlten durch das Erdreich, und Matsch spritzte von den sechs Hufen des verschreckten Tiers auf. Hasselborg, der sich mit einer Hand an dem Karren festhielt, machte noch ein paar schnelle Schritte, und dann schwang er sich auf den Bock neben Fouri.
»Gebt ihm Saures!« rief er. Mit der Linken an das Stemmbrett geklammert, lehnte er sich hinaus, das Schwert in der Rechten.
Schnell hatten sie den Kamm erreicht. Oben angekommen, ließ Fouri noch einmal die Peitsche über den Rücken des Aya knallen. In halsbrecherischem Tempo holperten sie auf das Feuer zu.
Alarmiert von dem Geräusch drehten sich ein paar der Räuber um. Entsetzt sahen sie, wie das Vehikel direkt auf sie zugerast kam. Sie sprangen auf und griffen nach ihren Waffen. Einer hielt den Arm hoch wie ein Verkehrspolizist und schrie etwas, doch gleich darauf begab er sich mit einem mächtigen Sprung aus der Gefahrenzone. Ein anderer sprang mit gezücktem Schwert vor. Hasselborg stieß nach ihm. Sein Stoß wurde mit einem lauten ›Kling‹ pariert, und dann waren sie durch und donnerten davon in die Dunkelheit.
»Sie scheinen uns nicht zu verfolgen«, sagte Hasselborg. Noch immer weit hinausgelehnt, spähte er nach hinten. »Ich glaube, sie hatten genauso viel Angst wie wir. Wahrscheinlich sind sie auch gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass ihr ausersehenes Opfer ausgerechnet in dieser Karre sitzen könnte.«
»Was meint Ihr – ›ausersehenes Opfer‹?«
Hasselborg erzählte ihr von dem Gespräch, das er belauscht hatte.
»Dieser dreckige Unha!« rief sie empört. »Nicht genug damit, mich dazu zu zwingen, dass ich von seinem Hof fliehe! Nein, jetzt dingt er sich auch noch ein paar Halsabschneider, um mich zu kidnappen! Aber ich werde ihn dafür zahlen lassen, so wie Königin Nirizi den Juwelier zahlen ließ für das, was er ihr angetan hatte!«
Hasselborg hätte zwar liebend gern erfahren, welch grausiges Schicksal den Juwelier wohl durch die Hand von Königin Nirizi ereilt haben mochte, aber es gab im
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