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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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wurde jedoch rasch unterdrückt.
    Vor etwa dreihundert Jahren dann bewiesen unsere Theologen zu ihrer großen Zufriedenheit, dass die Götter weder eine Horde prassender und schlemmender Barbaren sind, die sich auf den Gipfeln des Meshaq-Gebirges die Zeit mit Orgien vertreiben (wie unsere Urahnen es in ihrer Einfalt noch glaubten), noch eine Ansammlung unberührbarer und unfassbarer Abstraktionen, wie ›der Geist der Liebe‹ oder dergleichen, womit ohnehin nie jemand etwas hatte anfangen können. Statt dessen, so behaupteten die Theologen, seien sie in Wirklichkeit die Lichter des Himmels, die Sonne, die Monde, die Planeten und die Sterne, die, während sie um unsere Welt kreisten, einzeln und miteinander ihre geheimnisvollen Strahlen auf uns herabsandten und so das Schicksal der Menschen beeinflussten. Das war, wenn Ihr zurückrechnet, zu der Zeit, als man entdeckte, dass unsere Welt rund ist.
    Und so glaubten wir denn, endlich die wahre wissenschaftlich begründete Religion gefunden zu haben, die alle Aufgaben einer echten Religion erfüllte – nämlich den Menschen und das Universum zu erklären, die Zukunft vorauszusagen, dem Menschen in der Not Trost zu spenden und den Jungen eine feste Moral einzuimpfen. Alle Probleme schienen mit einem Schlag gelöst, und die neue Lehre wurde als offizieller Glaube in Gozashtand und allen angrenzenden Nationen etabliert. Jede Abweichung wurde unter Strafe gestellt. Wenn Ihr wollt, zeige ich Euch später einmal eine der alten Zellen in meinem eigenen Keller, in denen die Ketzer zum Verhör eingesperrt wurden. Heute können wir so etwas nicht mehr tun, obwohl der Dour bisweilen immer noch Anklage wegen Ketzerei erhebt, wenn er sich politisch unerwünschter Personen entledigen will.
    Ihr werdet wissen wollen, wie es weiterging: Nun, die Erdinga landeten mit ihren Raumschiffen an jener Stelle, die heute Novorecife heißt, und brachten die Kunde von anderen Sonnen und anderen Welten, die sich um die Sonne drehen, wodurch wir zum ersten Mal erfuhren, dass auch unsere Welt sich um unsere Sonne dreht und nicht umgekehrt, wie wir immer geglaubt hatten. Der Planet Qondyor«, – er meinte damit Vishnu –, »zum Beispiel, den wir immer für den Gott des Krieges gehalten hatten, war plötzlich nichts weiter als eine ganz normale Welt wie unsere auch, bloß wärmer und mit einer Tierwelt, die sich kaum von unserer unterschied.
    Das Resultat war, wie Ihr seht, Meister Kavir, ein allmählicher Abfall vom wahren Glauben. Die Kirche darf ihre Feinde nicht mehr direkt bestrafen, sondern muss tatenlos und schweigend zusehen, wie eine ganze Reihe gemeiner Sekten (von denen ein paar sogar von den Erdinga übernommen wurden) sich wie eine Seuche über das Land ausbreitet, uns unsere geistige Kraft aussaugt und unsere Einkünfte schmälert. Und in dem Maße, wie unsere Kraft schwindet, wächst die des Dour. Die Folge davon ist natürlich, dass die Beziehungen weit weniger herzlich sind, als sie es früher einmal waren.«
    Ein wenig erstaunt über derlei Offenheit, fragte Hasselborg: »Hochwürden, welches ist denn Eure Meinung über die Götter, die Planeten und alle diese Dinge?«
    Erneut lächelte Hasté dünn. »Als Oberhaupt der Kirche vertrete ich natürlich die offiziellen Anschauungen und Dogmen, wie sie auf dem Konzil von Mishe vor sechsundvierzig Jahren festgelegt wurden. Privat jedoch bin ich, wie ich gestehen muss, selbst ein wenig verwirrt … das bleibt selbstverständlich unter uns. So, gehen wir jetzt zu Tisch! Das Essen ist fertig.«
    Fouri verblüffte Hasselborg einmal mehr durch die Wandlungsfähigkeit ihrer Persönlichkeit: Diesmal kehrte sie die Steife, Förmliche hervor. »Kavir ist in Hershid, um Aufträge für Porträts zu bekommen. Könnten wir ihm da nicht ein wenig behilflich sein? So könnten wir uns wenigstens etwas für seine Heldentat erkenntlich zeigen.«
    »Bestimmt ließe sich da etwas machen. Lass mich mal überlegen – ich würde ja selbst eines in Auftrag geben, hätte ich nicht erst letztes Jahr eins von mir machen lassen. Und wenn alle Stricke reißen, kann ich das ja immer noch tun. Was den Hof betrifft, da weiß ich nicht so recht, wie … mein Stern ist zwar im Augenblick nicht in seinem günstigsten Sektor, aber vielleicht …«
    »Ach, komm, Onkel! Warum versuchst du es nicht gleich beim Dour selbst?«
    »Beim Dour? Aber Fouri, du weißt doch selbst, welcher Wind zur Zeit aus dieser Ecke weht …«
    »Reiß dich zusammen, du alte Memme! Bestehst du

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