Die Königin von Zamba
letztere ihm etwas vorsingt. Eine treffliche Zusammenstellung.«
»Okay. Ahoi, Morbid, komm doch mal her!« Hasselborg platzierte den mehr oder weniger unwilligen Seemann mit sanftem Druck auf die Bank neben Chuens Freund, der ungerührt über sein Lieblingsthema weiterschwallte und ein paar Phon zulegte, um den fidelen Sangesbruder zu übertönen, den die Erweiterung seiner Zuhörerschaft offensichtlich beflügelte. Unter dem Schutz des daraus resultierenden Lärms fragte Hasselborg Chuen: »Unter welchem Namen treten Sie hier auf?«
»Li-yau, weil es klingt fast so wie erster Teil meines Namens. Mit Zunamen kommen überhaupt nicht zurecht; wenn aussprechen, kommt so etwas wie ›Chuvon‹ heraus. Und nun erzählen mir von Ihren Abenteuern!«
»Immer langsam! Erst sind Sie dran. Eine etwas seltsame Methode, Möglichkeiten für den Ex- und Import hochwertiger Waren zu erkunden, finden Sie nicht auch?«
»Bisschen ungewöhnlich vielleicht.«
»Hören Sie, Sportsfreund, Sie sind genauso wenig ökonomischer Beauftragter wie ich; Sie sind Bulle.«
Chuen lächelte. »Shi bu shi?«
»Perfeitamente. Ich denke, wir können uns gegenseitig mehr nützen, wenn wir zusammenarbeiten statt getrennt.«
»So? Was schlagen vor?«
»Dass wir beide die Karten auf den Tisch legen. Sie verstehen?«
»Sehr interessante Idee.«
»Oh, ich weiß, Sie überlegen jetzt, woher Sie sicher sein können, ob ich es ehrlich meine, und woher ich sicher sein kann, ob Sie es ehrlich meinen und so weiter und so weiter. Wissen Sie, in welcher Mission ich hier bin?«
»Nein. Woher sollte ich? Haben es mir ja nie erzählt.«
»Na schön, dann werde ich es Ihnen eben jetzt erzählen, und Sie können dann entscheiden, ob Sie genauso offen sein wollen oder nicht. Ich denke nicht, dass Sie irgendeinen Grund sehen werden, mir einen Stock zwischen die Speichen zu stecken, und ich habe das gleiche Gefühl in Bezug auf Sie.« Hasselborg erzählte ihm alles über seinen Auftrag.
Als er fertig war, schaute der Chinese ihn mit echtem Erstaunen an. »Wollen tatsächlich behaupten, dieser Levantiner hat Sie lediglich aus nichtigen persönlichen Motiven auf derart teure und gefährliche Reise geschickt?«
»Wenn Sie den Wunsch, seine Tochter zurückzubekommen, als nichtiges persönliches Motiv bezeichnen wollen, ja.«
»Aber … aber das ist ja reine Romantik! Und ich dachte die ganze Zeit, Sie wären in hochbrisanten Machenschaften von interplanetarischem Kaliber verwickelt; in große Sache, die mit hochkarätiger Regierungspolitik und interstellaren Verbindungen zu tun hat! In Wirklichkeit verbringen Sie Zeit damit, einem ausgebüxten Liebespaar hinterherzujagen!« Er schüttelte den Kopf.
»Okay, aber jetzt sind Sie dran. Ich könnte bei meinem Projekt Hilfe gebrauchen, und aus Gründen, die ich Ihnen wohl nicht näher erläutern muss, kann ich schlecht einen einheimischen Bauerntölpel dafür anheuern. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie das gleiche Problem haben. Na, wie wär’s, hm?«
Chuen überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ich – eh – glaube, Sie könnten recht haben; also gut, ich packe aus: Ich bin ein Agent von chinesischer Regierung mit Spezialauftrag von Weltföderation. Ich verfolge Spur einer Schiffsladung von fünfzig Maschinengewehren aus einer Fabrik in Detroit, die für meine Regierung bestimmt waren. Waffen sind ordnungsgemäß abgeschickt worden, aber nie an Ziel eingetroffen.
Ökonomisch betrachtet, sind fünfzig Maschinengewehre natürlich ein Nichts für großes Land wie meines, aber keiner hat es gern, wenn gestohlene Waffen in Hände von Kriminellen geraten. Also haben sie Chuen darauf angesetzt, rauszukriegen, wo Waffen geblieben sind. Spur führt zuerst zu Gangstern in Tientsin, aber die haben nur sechsundzwanzig von den Gewehren behalten und die anderen vierundzwanzig an Beamten von Viagens Interplanetarias weiterverschoben.
Da Sache also offensichtlich über nationalen Rahmen hinausgeht, besorgt meine Regierung mir Spezialauftrag von Weltföderation, die verschwundenen Waffen aufzustöbern. Ich finde heraus, dass sie nach Krishna verschoben worden sind, um aus Novorecife herausgeschmuggelt und an einen hiesigen Potentaten geliefert zu werden. Besagter Potentat will sie dazu benutzen, Planeten zu erobern, oder zumindest soviel davon, wie er kriegen kann.«
»Wer hatte den Auftrag, die Waffen aus Novorecife herauszuschmuggeln?« fragte Hasselborg.
»Das weiß ich nicht. Mit Sicherheit aber einer aus der
Weitere Kostenlose Bücher