Die Königin von Zamba
noch einmal durchgeben können!«
»Auf die Idee bin ich überhaupt nicht gekommen.«
»Wo haben Sie denn den ganzen Abend lang gesteckt? Und als ich Sie heute morgen anrufen wollte, waren Sie auch noch nicht da!«
»Gestern Abend war ich im Kino, und als ich zurück ins Hotel kam, rief mich Daddy aus Aleppo an und sagte mir, er würde sofort eine Maschine chartern und herkommen. Deshalb war ich heute morgen so aufgeregt, dass ich schon in aller Frühe zum Flughafen fuhr, um ihn abzuholen.«
Hasselborg stieß einen Seufzer aus. Nettes Mädchen, aber etwas zu chaotisch und zerstreut für seinen Geschmack.
»Hat Daddy Ihnen schon das Neueste erzählt?« fuhr sie fort. »Natürlich nicht; er ist ja gerade erst angekommen. Sag’s ihm Daddy!«
»Ich gehe mit Julnar zurück nach Krishna«, sagte Batruni.
»Warum das denn?« fragte Hasselborg erstaunt.
»Es hat sich inzwischen einiges hier getan. Während Sie weg waren, hat die Regierung meine Fabriken verstaatlicht. Sie haben mir zwar eine ordentliche Entschädigung gezahlt, so dass ich nicht verhungern muss, aber so hat das Leben jeden Spaß verloren. Ich habe ihnen sogar das Angebot gemacht, als Manager weiterzuarbeiten, aber sie haben abgelehnt. Sie trauen einem bösen Kapitalisten nicht zu, dass er ein Unternehmen leitet, ohne sie zu sabotieren. Auf der Erde gibt es nichts mehr, was mir Spaß machen könnte. Alles wird perfekt reguliert und verwaltet. Man kann nicht einen Meter weit gehen, ohne über ein rotes Band zu stolpern.
Wenn Sie mir einen Brief für die Person mitgeben, die Anthony in Gewahrsam hält, in dem Sie sie anweisen, ihn freizulassen, dann gehe ich nach Krishna und bleibe dort bei meinem wilden Schwiegersohn auf seinem Inselkönigreich. Ich werde dort ein echter Prinz sein, was auf der Erde nicht mehr zu schaffen ist, wenn Sie nicht gerade Skandinavier sind.«
»Ist das nicht einfach super?« quiekte Julnar. »Jetzt bin ich Ihnen regelrecht dankbar dafür, dass Sie mich gekidnappt haben!«
»Prima!« sagte Hasselborg. »Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit der Art und Weise, in der ich Ihren Auftrag ausgeführt habe, Mister Batruni!«
»Und ob! Mehr als zufrieden sogar. Ich bin in der Tat so zufrieden, dass ich Ihnen ein Angebot machen möchte.«
»Noch einen Auftrag?« fragte Hasselborg, und eine leichte Unruhe klang in seiner Stimme mit.
»Ja, aber nicht von der Art, wie Sie vielleicht denken. Zusätzlich zu meinem Honorar biete ich Ihnen eine außerordentliche Professur an der Universität Beirut an, deren Kurator ich bin.«
Hasselborg brauchte einen Moment, um das zu verdauen.
»Eine Professur in was?«
»Angelsächsischem Recht.«
»Großer Gott! Das muss ich natürlich erst einmal reiflich überlegen; trotzdem vielen Dank! Ich müsste auf jeden Fall erst einmal meine Jurakenntnisse und mein Arabisch wieder auf Vordermann bringen. Sagen Sie, wie wär’s mit einem kleinen Bummel durch das Nachtleben von Barcelona? Ich hatte es Julnar bereits versprochen, aber ich wurde eingelocht, bevor ich mein Versprechen einlösen konnte. Es ist ein Privileg zu trinken Whisky und Bier, mit der Königin von Zamba, Alexandra und mir!«
Die Anhörung fand am darauf folgenden Morgen statt. In der ersten Reihe, wie Alice zwischen den zwei Königinnen, saß Papa Batruni mit den unübersehbaren Symptomen eines Katers. Der Friedensrichter hatte gerade den Fall aufgerufen, als ein stämmig gebauter Mann mit fernöstlichen Gesichtszügen zur Tür hereinkam und durch den Gang zwischen den Sitzreihen watschelte.
»Chuen!« schrie Hasselborg, und an seinen Anwalt gewandt, sagt er: »Senor Aguesar, da ist der Mann, den wir brauchen.«
Sie schüttelten sich herzlich die Hände. »Ich bin gerade angekommen und hörte, dass Sie im Knast sitzen. Ich bin erst ganze Zeit nach Ihnen von Krishna weggefahren, aber mit schnellerem Schiff.«
»Ich kriege offensichtlich immer nur die lahmen Kähne«, sagte Hasselborg grinsend und erklärte ihm mit wenigen Worten die Situation.
Als Ndombu, der Viagens-Beamte, den Haftbefehl erläutert hatte, rief Aguesar Chuen in den Zeugenstand. Mit Hilfe eines Dolmetschers erzählte Chuen dem Richter, was sich auf Krishna ereignet hatte, und betonte dabei besonders die Tatsache, dass Hasselborg ohne diesen doch nun wahrhaftig geringfügigen Verstoß gegen die Regeln des Interplanetarischen Rates umgekommen wäre und somit erst die Voraussetzungen dafür geschaffen hätte, ein weit schlimmeres Unheil zu verhindern.
»Der Fall
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