Die Königliche (German Edition)
nach dem anderen zu tun.
»Lorassim-Tee«, sagte er mit fester Stimme zu Darby, der gerade mit einem Stapel Post in der Hand die Treppe heraufgestürmt war, wobei seine Schritte klangen wie Hammerschläge, die den Turm zum Einsturz bringen würden.
»Königin«, sagte Thiel, als Darby wieder weg war. Die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören. »In den letzten Tagen stimmt etwas nicht mit Ihnen; ich sehe doch, dass Sie leiden. Hat Ihnen jemand wehgetan? Sind Sie verletzt oder krank? Ich bitte Sie, mir zu sagen, was ich tun kann, um Ihnen zu helfen. Geben Sie mir eine Aufgabe, Königin, oder verraten Sie mir, was ich sagen soll.«
»Haben Sie manchmal meine Mutter getröstet?«, flüsterte sie. »Ich kann mich erinnern, dass Sie manchmal da waren, Thiel, aber an viel mehr erinnere ich mich nicht.«
Ein Augenblick verstrich. »Wenn ich bei Sinnen war«, sagte er, seine Stimme ein tiefer Quell der Traurigkeit, »habe ich versucht, Ihre Mutter zu trösten.«
»Verschwinden Sie jetzt wieder aus Ihren Augen?«, fragte sie anklagend und starrte ihn an.
»Königin«, sagte er, »es hat keinen Zweck, wenn wir beide verschwinden. Ich bin immer noch hier bei Ihnen. Bitte sagen Sie mir, was los ist, Königin. Hat es etwas mit dem Mann zu tun, der fälschlich angeklagt wurde? Haben Sie sich mit ihm angefreundet?«
Da kam Rood mit einer Tasse Tee ins Zimmer, kniete sich ebenfalls neben sie und gab sie ihr. »Sagen Sie uns, was wir tun können, Königin«, sagte er zu ihr und schloss ihre Hände um die Tasse.
Ihr könnt mir sagen, was ihr gesehen habt , antwortete sie schweigend auf die Liebenswürdigkeit in seinem Blick. Keine Lügen mehr. Sagt es mir einfach!
Als Nächstes kam Runnemood herein. »Was ist denn hier los?«, fragte er, als er Thiel und Rood neben Bitterblues Stuhl knien sah.
»Sagen Sie es mir«, flüsterte Bitterblue.
»Was sollen wir Ihnen sagen?«, fragte Runnemood barsch.
»Was Sie gesehen haben«, sagte Bitterblue. »Hören Sie auf, mich zu quälen, und sagen Sie es mir einfach. Ich weiß, dass Sie Heiler waren. Was hat er getan? Sagen Sie es mir!«
Rood wich vor ihr zurück und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
»Königin«, sagte Runnemood grimmig und stellte sich breitbeinig hin. »Verlangen Sie nicht, dass wir uns diese Dinge wieder ins Gedächtnis rufen. Es ist Jahre her und wir haben unseren Frieden damit gemacht.«
»Frieden!«, rief Bitterblue. »Sie haben kein bisschen Ihren Frieden damit gemacht!«
»Er hat sie geschnitten«, presste Runnemood zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »immer wieder, bis sie dem Tod nahe waren. Dann brachte er sie zu uns, damit wir sie heilten. Er hielt sich für ein heilkundliches Genie. Er glaubte, er würde Monsea in ein Land der heilkundlichen Wunder verwandeln, aber er tat nichts weiter, als Menschen zu verletzen, bis sie starben. Er war verrückt. Sind Sie jetzt zufrieden? Ist diese Information es wert, dass Sie uns zwingen, uns zu erinnern? Wert, unsere geistige Gesundheit zu riskieren und sogar unser Leben?«
Runnemood ging zu seinem Bruder, der jetzt zitterte und weinte. Er half Rood auf und trug ihn dann praktisch zur Tür hinaus. Und dann war sie allein mit Thiel, der jetzt doch zu einer Hülle geworden war und immer noch neben ihr kniete – kalt, steif und leer. Es war ihre Schuld. Sie hatten von etwas Wirklichem gesprochen und sie hatte es mit Fragen kaputt gemacht, die sie nie hatte stellen wollen. »Es tut mir leid«, flüsterte sie ihm zu. »Thiel, es tut mir leid.«
»Königin«, sagte er nach einer Weile, »es ist gefährlich, laut über diese Dinge zu sprechen. Ich bitte Sie, in Zukunft vorsichtiger damit zu sein, was Sie sagen.«
Zwei Wochen vergingen und Bitterblue ging nicht zu Saf. Es war zu viel zu tun mit den gestickten Symbolen, den Bergen von Arbeit, dem kranken Bo. Außerdem schämte sie sich.
»Ich hatte wunderbare Träume«, erklärte Bo ihr, als sie ihn auf der Krankenstation besuchte. »Aber nicht solche, bei denen man enttäuscht ist, wenn man aufwacht und feststellt, dass sie nicht wahr sind. Weißt du, was ich meine?«
Er lag auf schweißdurchtränkten Laken, die Decke zurückgeschlagen, und fächelte sich mit seinem offenen Hemd Luft zu. Wie Madlen ihr aufgetragen hatte, tauchte Bitterblue ein Tuch in kaltes Wasser, wischte sein verschwitztes Gesicht ab und versuchte nicht zu frösteln, da das Feuer in diesem Zimmer klein gehalten wurde. »Ja«, log sie, weil sie ihren kranken Cousin nicht mit
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