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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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wieder zu uns zurückkommen. Er ist jetzt bei meinem Vater, bei deiner Urgroßmutter Frau Berta und bei deinem jüngsten Bruder …« Sie konnte nicht mehr weitersprechen, hob Karlmann auf und küßte ihn in wilder Verzweiflung, daß er anfing zu schreien.
    »Schon gut, kleiner Mann, schon gut!« beruhigte sie ihn und reichte ihn der Amme. Die letzte Strecke bis Prüm wollte sie, von seinem Geplauder ungestört, über die bevorstehende Begegnung mit Bonifatius nachdenken. Sie hatte ihn zum letzten Mal gesehen, als er am Weihnachtsabend zwei Jahre zuvor ihren Mann in Soissons zum König gesalbt hatte. Es war ein eindrucksvolles Ereignis gewesen, doch heimlich bedauerte sie, daß es nicht in der prächtigen Kirche der neuen großen Abtei in Prüm stattgefunden hatte. Irgendwann, so schwor sie sich, würde sie dafür sorgen, daß dieses Kloster im Eifelgau ihrer Familie als Hausabtei dienen würde.
    Vater Assuerus, der Abt des wiedererstandenen Prümer Klosters, kam ihr mit einigen Mönchen entgegengeritten.
    »Es ist eine große Freude, dich wiederzusehen!« hieß er Bertrada willkommen. Als Vetter Pippins stand er dem Königshaus sehr nahe. Obwohl er mit einer großen Gruppe von Mönchen als Fremder aus Meux nach Prüm gekommen war, hatten ihn die Menschen in seiner neuen Heimat freudig begrüßt. Ihm kam dabei nicht nur zugute, daß das Königspaar die neue Abtei reich beschenkt hatte, sondern auch, daß er einen großen Teil seines eigenen Erbes dem Kloster stiftete. Niemand verlor ein Wort darüber, daß der Vorsteher einer Benediktinerabtei offensichtlich immer noch über üppigen privaten Besitz verfügte. Das Kloster besaß jetzt also nicht nur ausgedehnte Ländereien in der Prümer Umgebung, sondern auch reichen Grundbesitz im Westen, bei Rennes, Le Mans und Angers. Pippin hatte ihm dazu noch zollfreien Handel mit Gütern im gesamten Reich zugesagt, und dies füllte kräftig die Kassen. Außerdem unterhielt das Kloster zahlreiche Werkstätten, die den Menschen in dieser armen und bisher so vernachlässigten Gegend Arbeit, ein gutes Auskommen und eine Zukunft boten. Mit dem herrscherlichen Schutz, den König Pippin der Abtei zusagte, löste er sein Versprechen ein, es dem Kloster und der Bevölkerung zu danken, daß sie seine Gemahlin und seinen Sohn so viele Jahre behütet und beschirmt hatten. Auch wenn die meisten Bewohner Bertrada und ihren Sohn allerhöchstem von weitem zu Gesicht bekommen hatten, fühlten sich doch alle angesprochen. Und sie waren stolz auf die neue Abtei, die so viel vornehmer gestaltet und reicher ausgestattet war als das kleine Holzkloster, das zuvor an der Prüm gestanden hatte.
    Der kleine rundliche Vater Assuerus war wesentlich umgänglicher als der gestrenge Vater Gregorius – Friede seiner Seele –, denn er liebte das Bier der eigenen Brauerei und ließ es an Festtagen den Prümern ausschenken, anstatt die Fässer, wie es früher Brauch gewesen war, allesamt sofort zu fremden Abnehmern zu verschicken. Und wer Waren aus den klostereigenen Betrieben wünschte, mußte nicht umständlich darum feilschen, sondern erhielt sie gleich zu einem gemäßigten Preis. Noch nie hatte solch ein Wohlstand in diesem Teil des Eifelgaus geherrscht. Fast jede Familie pries des Nachts vor dem Schlafengehen nicht nur den Herrn im Himmel, sondern auch den König, der ihre weltlichen Geschicke lenkte, und vor allem dessen Gemahlin, die ja als Erbin Frau Bertas eigentlich eine der Ihren war. Vater Assuerus, der zunächst befürchtet hatte, in eine Einöde von Barbaren geschickt zu werden, sah sich sehr angenehm enttäuscht. Er hätte seine neue Aufgabe inzwischen gegen keine andere mehr eingetauscht.
    »Wie geht es dem Erzbischof, lieber Vetter?« erkundigte sich Bertrada besorgt. Bonifatius war inzwischen so alt wie Methusalem, mindestens achtzig, hieß es, und sie fürchtete sich vor der Zeit, da sie seines Rates für immer würde entbehren müssen.
    Das sonst immer fröhliche und leicht gerötete Gesicht Vater Assuerus' wurde ernst.
    »Dazu möchte ich nichts sagen«, wich er aus. »Ach, Bertrada, mach dir dein eigenes Bild, und sag mir, daß ich mich irre! Es ist mir schier unerträglich, diesen großen Mann in solcher Not zu sehen! Ich bete unablässig für ihn und seine Seele!« Betrübt zügelte der tüchtige und lebensfrohe Abt sein Pferd und setzte hinzu: »Vielleicht wird ihm dein Anblick helfen. Er spricht oft von dir und scheint sich so etwas wie …« Vater Assuerus sah sie ratlos an,

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