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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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danach von Pippins Männern getötet werden würde. Und ihre zarte Mutter würde mit Sicherheit aus Kummer über die Schmach sterben. Bertrada unterdrückte mit aller Kraft das überwältigende Verlangen, ihrem Schänder ins Gesicht zu schlagen, ihn anzuspucken und ihm ihren ganzen Haß entgegenzuschleudern. Mit Mühe gelang es ihr, sich zu beherrschen. Dann stellte sie sich vor, diese Geschichte wäre einer anderen als ihr geschehen, und schaffte es so, alles wahrheitsgemäß bis zu dem Kleidertausch im Wald zu berichten. Da geriet sie ins Stocken. Sie konnte den Anwesenden unmöglich mitteilen, daß sie sich zum Bad im Bach ausgekleidet hatte, und so murmelte sie nur, irgend jemand habe sie wohl niedergeschlagen. Sie habe jedenfalls das Bewußtsein verloren und sei später ohne Kleider im Walde erwacht. Mutterseelenallein, frierend – wer wußte denn noch, daß jener Sommer sehr heiß gewesen war – und völlig verängstigt. Von der Reisegesellschaft habe es keine Spur mehr gegeben.
    »Mima!« stieß Frau Gisela zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Der Graf wagte weder seine Frau noch seine Tochter anzublicken, sondern schaute betroffen vor sich hin.
    »Da stimmt etwas nicht«, meldete sich Frau Berta zu Wort. »Du hast ja irgendwo Kleidung aufgetrieben, mit der du deine Blöße bedecken konntest. Kalt wird dir in jenem heißen Sommer wohl auch kaum gewesen sein. Warum hast du dich nicht unverzüglich nach Saint Denis oder Laon begeben, um den Verrat anzuzeigen? Warum hast du statt dessen den mühseligen Weg nach Prüm auf dich aufgenommen? Dich so großen Gefahren ausgesetzt? Und als du endlich da warst, möchte ich vor allem wissen …« jetzt wurde ihre Stimme hart und unnachgiebig, »… warum du dich mir nicht augenblicklich anvertraut, sondern mich jahrelang getäuscht hast?«
    »Es wäre der Tod meiner Eltern gewesen«, sagte Bertrada mit erstickter Stimme.
    »Ach ja?« Frau Bertas Stimme wurde noch eine Spur härter. »Warum denn das?«
    »Hätte ich mich Euch zu erkennen gegeben, hättet Ihr es doch nicht dabei belassen?«
    »Natürlich nicht! Ich hätte dafür gesorgt, daß du so schnell wie möglich deinen rechtmäßigen Platz wieder eingenommen hättest, daß deine Eltern benachrichtigt und die Betrüger strengstens bestraft worden wären.«
    »Aber bevor Euch das alles gelungen wäre, hätten eben diese Betrüger dafür gesorgt, daß meine Eltern und alle die, die mich gut kennen, aus dem Wege geräumt werden«, erwiderte Bertrada flüsternd. »Dann hätte ihr Wort gegen das meine gestanden, und um Aufsehen und Unruhe zu vermeiden, hätte man sich wohl auch eher meiner entledigt als mir meinen Platz wieder einzuräumen.«
    Pippin nickte nachdenklich. Gut möglich, daß man so verfahren wäre. So kurz nach dem Tod seines Vaters war seine Stellung äußerst angreifbar gewesen, und seine Gegner hätten ein Durcheinander in seinem Haushalt gewiß zum Anlaß genommen, die Autorität des Hausmeiers in Frage zu stellen. Ja, ich hätte mich wohl beider Frauen unauffällig entledigt, dachte er. Das geht nun leider nicht mehr. Nicht nach dem Auftritt dieser erstaunlichen Person. Welch eine Ungeheuerlichkeit, mich derartig zu hintergehen! Davon darf keine Kunde ins Land dringen! Meine Feinde würden frohlocken, daß man mich so lange zum Narren halten konnte. Ich würde zum Gespött des ganzen Reiches werden! Alles, was ich mühsam aufgebaut habe, würde zusammenbrechen, meine eigene Glaubwürdigkeit angezweifelt und meine Autorität untergraben werden. Den Anhängern meines Bruders wäre es dann ein leichtes, ihn davon zu überzeugen, daß ich offensichtlich unfähig zur Leitung meines Reichsteils sei. Das bedeutete Krieg gegen Karlmann, und das wäre furchtbar. Wie kann ich jetzt das Schlimmste verhindern? Diese Frau muß mir dabei helfen. Ein erstaunliches Mädchen, mutig und recht hübsch obendrein. Sie hat offensichtlich Verstand und auch den Mut, entsprechend zu handeln. All das wird sie auch brauchen.
    »Woher kannst du wissen, wie man gehandelt hätte, da du noch nicht einmal weißt, wer dich niedergeschlagen hat?« fragte Frau Berta, immer noch nicht überzeugt. »Du warst doch angeblich bewußtlos. Wie gerade eben noch und überhaupt schon verdächtig oft«, setzte sie schnaufend hinzu.
    »Mutter!« rief Graf Charibert empört.
    »Manche Dinge weiß ich einfach«, antwortete Bertrada beziehungsreich und zwang sich, ihrer Großmutter in die Augen zu sehen.
    »Unser Haus ist in der Tat am

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