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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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häufig zu sich rief, wenn er unzufrieden im Bett lag, weil er keine Antwort darauf fand, weshalb es sie in seinem Leben nicht wirklich gab. Vor ihm stand Diana, schön anzusehen, von starkem, eigenwilligem Geist, voller Überraschungen und mit unerhört sinnlicher Ausstrahlung. Er kannte so viele Frauen, doch nie war ihm eine begegnet, die mehr als ein rein körperliches Verlangen in ihm geweckt hätte. Er wollte nicht nur den Körper dieser Frau besitzen, sondern ihr ganzes Wesen.
    »Damals habt Ihr mich nicht genau angesehen«, fuhr Bertrada fort, während sie ihre Brüste und ihre Scham leicht berührte.
    »Ihr habt mich nur genommen. Jetzt dürft Ihr mich ansehen. Ich bin ja Eure Gemahlin.« Sie stieg ins Bett und legte sich nieder. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, aber Angst hatte sie nicht. Auch wenn er stärker war als sie, so wußte sie doch, daß er ihr keine Gewalt antun würde. Er konnte ihr nichts mehr nehmen. Das war endgültig vorbei. Unumkehrbar.
    »Ihr dürft mich ansehen«, wiederholte sie, »aber so wahr mir Gott helfe, Ihr werdet mich nie wieder berühren! Niemals mehr!«

6
    D IE R ACHE
    »Sie kommen!« flüsterte Frau Gisela atemlos.
    Die kleine Gruppe, die sich bei schneidender Kälte im Wald versammelt hatte, geriet in Bewegung. Pippin schwang sich auf sein Pferd und ritt auf dem schmalen Pfad den Ankömmlingen entgegen. Bertrada zog sich mit ihren Eltern, ihrer Großmutter und Vater Gregorius hinter eine Felsengruppe zurück, um sich vor dem Gefolge der falschen Gemahlin zu verbergen. Pippin würde diese Männer auffordern, schon einmal vorauszureiten, immer den Fluß entlang, weil er mit seiner Frau ungestört Wiedersehen feiern und mit seinen Freunden Pater Fulrad und Graf Fulco ein paar Worte wechseln wolle.
    Abseits der Abtei, am Ufer der inzwischen nicht mehr zugefrorenen Prüm sollte Leutbergas Begleitung in das kleine Lager von Pippins eigenem Gefolge einreiten. In den Zelten warteten auch einige Frauen darauf, den müden Reitern nicht nur Spießbraten, gebratenen Fisch und Bier zu servieren. Frau Berta hatte sich trotz des heftigen Einspruchs von Vater Gregorius höchstselbst zu den windschiefen, schäbigen Hütten ans Flußufer begeben und den Frauen für ihre Dienste mehr Geld geboten, als sie sonst in einem Monat einnehmen konnten. Natürlich hatte sie gleichzeitig die Gelegenheit genutzt, ihnen einen ehrenwerten Arbeitsplatz in ihrem Genitium in Aussicht zu stellen. Sie brauchte in der Tat neue Arbeitskräfte, denn nicht nur Gislind hatte inzwischen geheiratet und die Arbeit dort aufgegeben. Doch erst sollten die Frauen dafür sorgen, daß das Gefolge des Hausmeierpaares vollauf beschäftigt war.
    Pippins Freund Pater Fulrad hatte in Saint Denis in denkbar kurzer Zeit vorzügliche Arbeit geleistet und sogar die beiden Männer ausfindig gemacht, die den Hof in Laon überfallen hatten. Den Schergen war allerdings verborgen geblieben, weshalb Graf Fulco ihnen den Auftrag erteilt hatte, das Grafenpaar von Laon und so viele Mitglieder des Haushalts wie möglich vom Leben in den Tod zu befördern. Pater Fulrad sorgte noch in Saint Denis dafür, daß diese Männer unauffällig beseitigt wurden.
    Mima, Leutberga und der Gesandte hatten es tatsächlich drei Jahre lang geschafft, die Täuschung aufrechtzuerhalten. Dies würde Pippin sehr recht sein. Pater Fulrad wußte, daß der Hausmeier nicht die Absicht hatte, mehr Personen als unbedingt erforderlich in den abermaligen Austausch der Frauen einzuweihen. Er war sehr stolz, daß sogar sein Konkurrent um Pippins Gunst, Bischof Chrodegang, vorerst noch im dunkeln gelassen wurde, und bereitete selbst alles für die Reise vor.
    Während Leutbergas Gefolge an ihnen vorbeisprengte, hingen die wartenden Menschen hinter der Felsengruppe schweigend ihren Gedanken nach. Trotz ihres warmen Pelzes erschauerte Bertrada, wenn sie daran dachte, was dem Mädchen, das tatsächlich ihre Halbschwester war, und der Frau, deren Milch sie beide einst genährt hatte, drohte. Sie hatte schon manche Hinrichtung miterlebt, aber noch nie eine, bei der Menschen, die ihr wirklich nahestanden, den Tod gefunden hatten.
    Sie blickte verstohlen zu ihrem Vater hinüber, dessen Miene nicht verriet, was in ihm vorging. Es würde doch auch ihn nicht unberührt lassen, daß Leutberga, immerhin ebenfalls sein eigen Fleisch und Blut, dem Tod geweiht war! Bertrada konnte nicht wissen, daß Frau Berta und ihr Vater noch am Abend zuvor versucht hatten, mit Pippin über das Leben

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