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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Leutbergas zu verhandeln. Graf Charibert setzte sich zwar für eine sehr strenge Bestrafung ein und hatte auch nichts gegen eine Hinrichtung Mimas einzuwenden, flehte aber Pippin an, wenigstens seiner ältesten Tochter das Leben zu schenken.
    »Eine Tochter, die bisher stets verleugnet und die zudem außerhalb der Ehe geboren wurde?« hatte Pippin kühl bemerkt. Bei Frau Bertas nächsten Worten zuckte er leicht zusammen: »Wie Euer Vater ja auch …«
    Dieses Mal stand keine Sänfte bereit. Da Pippin gefordert hatte, ihm die Schuldigen so schnell wie möglich zuzuführen, mußte auch Leutberga zu Pferd reisen. Es war sehr ungewöhnlich, daß der zu ihrem Schutz abgestellten Begleitung ebenfalls Pferde zur Verfügung gestellt worden waren, doch Pater Fulrad hatte glaubhaft versichert, den Herrn habe eine übermächtige Sehnsucht nach seiner Gemahlin übermannt, auf die er keinen Tag länger als nötig warten wollte. Leutberga fühlte sich geschmeichelt, Mima aber nahm dieses vermeintliche Lob für sich in Anspruch. »Wer hat dir denn wohl beigebracht, einen Herrn richtig zu beglücken!« versetzte sie.
    Nur der ehemalige Gesandte Fulco war mißtrauisch geworden und hatte versucht, sich der Reise zu entziehen. Was, wenn Pippin nicht nach Aquitanien, sondern doch nach Prüm geritten sein sollte und dort zufällig erfahren hatte, daß er mit der falschen Frau verheiratet war? Dann würde er die Schuldigen natürlich unverzüglich hinrichten lassen. Die vergangenen drei Jahre hatte Fulco ununterbrochen in Furcht vor Entdeckung gelebt. Er hatte seine einstige Frau nur deshalb verstoßen, weil Mima gedroht hatte, ohne ihn liege ihr nichts an ihrem Leben oder an dem ihrer Tochter, und sie werde alles verraten, wenn er sie nicht heiratete. Schließlich war ihre Tochter jetzt die Gemahlin des Hausmeiers, und da wollte sich die ehrgeizige Mima nicht mit einer schlichten Friedelehe zufriedengeben. Nachdem Fulco die einstige Amme also aus ihrem Stand erhoben hatte, verlangte Mima derart maßlos immer mehr Schmuck, Land und Geld von ihm, daß er sich schwer verschulden mußte. Er verfluchte schon seit langem den Tag, an dem Pippin ihm den Auftrag erteilt hatte, seine Braut nach Saint Denis zu begleiten. Mehr als einmal hatte er daran gedacht, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen und einen Brief an Pippin zu hinterlassen. Aber er fand den Mut dazu nicht.
    Pater Fulrad richtete es so ein, daß nicht er, sondern Mima Fulco schließlich von der Reise überzeugte. Hätte Pippin Verdacht geschöpft, so beruhigte sie ihren Mann, würde er doch sicher dafür sorgen, daß sie während seiner Abwesenheit in Saint Denis verschwanden. Was für einen Sinn hätte es, sie erst den weiten Weg nach Prüm machen zu lassen?
    Als Fulco sich unterwegs bei Pater Fulrad verwundert über die Marschrichtung des Zuges äußerte, bot ihm der Geistliche einen Trunk aus seinem Lederschlauch an und bemerkte, sie machten noch einen Abstecher zu einer nahegelegenen Abtei, um ein Bier zu holen, das dem Hausmeier besonders munde.
    Fulco nahm einen kräftigen Schluck und sank kurz darauf bewußtlos zusammen. Pater Fulrad teilte den anderen mit, Fulco habe einen Schwächeanfall erlitten, befinde sich aber nicht in Lebensgefahr. Er ließ ihn auf seinem Pferd festbinden, und so wurde die Reise mit dem bewußtlosen Mann fortgesetzt.
    Als Pippin auf die Reisegruppe zugeritten kam, konnte Fulco zwar wieder einigermaßen aufrecht sitzen, war aber immer noch nicht ganz bei klarem Verstand.
    Vor der Felsengruppe zügelte Pippin seinen Hengst und musterte die Frau neben sich lange und nachdenklich. Ihr wurde unbehaglich unter seinem Blick.
    »Warum halten wir hier?« fragte sie unsicher.
    »Absteigen, Leutberga!« befahl er scharf.
    Die falsche Gemahlin starrte ihn erschrocken an, während Mima einen spitzen Schrei ausstieß. Die einstige Amme wollte ihrem Pferd in die Flanken treten, wurde aber noch im selben Augenblick an ihrem Mantel von dem Tier heruntergezerrt.
    »Gut gemacht, Graf«, bemerkte Pippin grimmig, der Leutberga gleichzeitig vom Pferd gestoßen hatte.
    Leutberga schienen die Augen aus dem Kopf zu treten, als über ihr plötzlich das Gesicht von Bertrada erschien. Als wäre sie geblendet, riß sie die Hände vor die Augen.
    »Das ist Teufelswerk!« winselte sie.
    »Da sprichst du ein einziges Mal die Wahrheit!« donnerte Pippin. »Und das Teufelswerk habt ihr angerichtet!«
    Fulco stierte mit glasigen Augen vor sich hin. Er schien überhaupt nicht erfaßt

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