Die Kolonie
großer Unterschied, ob man ein Steak von Fett befreit oder jener miesen Ratte die Haut abzieht, die auf irgendeiner Website geschrieben hat, man hätte ein Beef Wellington mit zu viel foie gras ruiniert: Beides erledigt sich schnell und mühelos dank der flexiblen Klinge Ihres achtzölligen Filetiermessers.
Leicht zu schärfen, leicht zu säubern. Ihre Messer sind ein Segen.
Im Gegensatz dazu erweisen sich die Opfer jedes Mal als Enttäuschung. Egal, wie sehr man seine Erwartungen herunterschraubt, wenn man diesen Leuten persönlich begegnet.
Um ein Treffen mit ihnen herbeizuführen, muss man sie nur ein wenig loben. Oder in ihnen den Gedanken wecken, man könnte für sie als Sexualpartner infrage kommen. Besser noch, man gibt sich als Redakteur einer großen Zeitschrift aus und behauptet, man wolle ihre Artikel weltweit herausbringen. Ein bisschen Lobhudelei. Sie sollen endlich den wohlverdienten Ruhm bekommen. Prominent werden. Man braucht ihnen nur irgend so einen Mist zu erzählen, und schon verabreden sie sich mit einem in jeder x-beliebigen finsteren Gasse.
Ihre Augen sind immer winzig klein, klein wie eine schwarze Murmel im Nabel eines dicken Mannes. Nicht zuletzt dank den Schnitt-Fest-Messern sehen sie gesäubert, in Stücke geschnitten und zurechtgemacht viel besser aus. Fleisch, das man einer ordentlichen Verwendung zufuhren kann.
Wenn man hundert Perlhühnern die kalten Eingeweide herausgenommen hat, ist es keine große Sache, einem Journalisten, der in irgendeinem Stadtführer geschrieben hat, die Escarole-Feta-Taschen seien zu zäh, den Bauch aufzuschlitzen. Nein, das zehnzöllige Kochmesser von Schnitt-Fest macht selbst diese Arbeit so einfach wie das Ausweiden von Forellen, Lachsen oder anderen Rundfischen.
Es ist schon komisch, was einem so ins Auge fällt. Ein Blick auf den schlanken weißen Schenkel einer Frau, und schon weiß man, was für ein Typ sie als Schulmädchen gewesen sein muss, bevor sie gelernt hat, mit Nörgeleien am Essen ihre Brötchen zu verdienen. Oder ein anderer Kritiker, dessen braune Schuhe so glänzend poliert waren wie die Karamellkruste einer creme brulee.
Sie widmen diese Liebe zum Detail Ihren Messern.
Ich habe diese Sorgfalt und Liebe in meiner Küchenarbeit walten lassen.
Aber bei aller Sorgfalt meinerseits ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei mich ermittelt haben wird. Sorge bereitet mir dabei nur, dass die Schnitt-Fest-Messer von der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit einer Reihe von Taten gesehen werden könnten, die vielen Leuten unverständlich erscheinen müssen.
Zu viele Leute werden meine Vorliebe als eine Art von Reklame sehen. Wie wenn Jack the Ripper im Fernsehen Werbung machen würde.
Ted Bundy, der für Seile einer bestimmten Firma wirbt.
Lee Harvey Oswald, der für Gewehre eines bestimmten Herstellers Reklame macht.
So etwas nennt man dann wohl »Negativbestätigung«. Womöglich würde das Ihren Marktanteil schmälern, die Umsätze würden runtergehen. Insbesondere in der bevorstehenden Weihnachtszeit.
Bei allen großen Zeitungen wird darauf geachtet, dass, sobald eine Flugzeugkatastrophe gemeldet wird - eine Kollision in der Luft, eine Entführung, ein Absturz auf der Landebahn -, alle Anzeigen von Fluggesellschaften aus dem Blatt genommen werden. Die Fluggesellschaften selbst rufen bei den Zeitungen an und stornieren ihre Anzeigen, selbst wenn sie trotzdem den vollen Preis bezahlen müssen. Der frei gewordene Platz wird dann in letzter Minute mit Gratisanzeigen für Selbsthilfegruppen im Kampf gegen Krebs oder Muskeldystrophie gefüllt. Denn keine Fluggesellschaft möchte riskieren, mit den schlechten Nachrichten des Tages, mit Hunderten von Toten in Zusammenhang gebracht zu werden. Will auf keinen Fall vom Mann auf der Straße mit so etwas assoziiert werden.
Man erinnert sich noch gut, wie sich die so genannten Tylenol-Morde auf den Verkauf dieses Produktes ausgewirkt haben. Nach sieben Toten hat die Rückrufaktion den Hersteller Johnson & Johnson allein im Jahr 1982 hundertfünfundzwanzig Millionen Dollar gekostet.
Negativbestätigungen dieser Art sind das Gegenteil von Werbung. Genau wie die hämischen Besprechungen, die die Kritiker nur drucken lassen, um zu zeigen, wie klug und unerbittlich sie sind.
Die Einzelheiten meiner Taten, einschließlich des jeweils verwendeten Messers, sind mir noch frisch in Erinnerung. Es würde die Polizei nur sehr wenig Mühe kosten, mich zu einem Geständnis zu bewegen und die enorme
Weitere Kostenlose Bücher