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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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weg, starrt die Leiche an und sagt: »Du hast gesagt...«
    Und Miss America kriecht näher heran, ihre Lederstiefel knarren. Sie schiebt zwei Finger in den Spitzenkragen und drückt sie an den blauweißen Hals. Sie sagt: »Snarky ist tot.« Sie nickt Graf Schandmaul zu und sagt: »Höchstwahrscheinlich hast du ihr bloß Luft aus den Lungen gepresst.« Sie zeigt auf das Fleisch, das vom Teller gefallen ist, paniert mit Staub und Teppichflusen, und sagt: »Heb das auf...«
    Graf Schandmaul spult sein Band zurück, und Genossin Snarky stöhnt noch einmal dasselbe Stöhnen. Unser Papagei. Genossin Snarkys Tod hat den Tod des Herzogs der Vandalen überspielt, der den Tod von Mr. Whittier überspielt hat, der den Tod von Lady Tramp überspielt hat. '
    Gestorben ist Genossin Snarky wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Mrs. Clark sagt, das kommt von einem Mangel an Thiamin, was wir Vitamin B 1 nennen. Oder sie hatte Kaliummangel, was zu Muskelschwäche und damit zum Herzinfarkt führt. So starb 1983 Karen Carpenter, nachdem sie jahrelang an nervöser Magersucht gelitten hatte. Fiel einfach tot um. Mrs. Clark sagt, es war zweifellos ein Herzinfarkt.
    An Hunger stirbt man nicht, sagt Mrs. Clark. Man stirbt an Lungenentzündung, die durch Unterernährung hervorgerufen wird. Man stirbt an Nierenversagen, das durch Kaliummangel hervorgerufen wird. Man stirbt an einem Schock, der durch Knochenfrakturen aufgrund von Osteoporose ausgelöst wird. Man stirbt an Krämpfen, die von Salzmangel ausgelöst werden.
    Wie auch immer sie gestorben ist, sagt Mrs. Clark, uns droht dasselbe Schicksal. Wenn wir nichts essen.
    Endlich führt unser Teufel das Kommando. Wir sind sehr stolz auf sie.
    »Das schneidet sich so leicht wie Hühnerfilet«, sagt der Killerkoch und wirft den nächsten Fleischklumpen auf den triefenden Pappteller. Er sagt: »Mein Gott, ich liebe diese Messer ...«

Plan B
Ein Gedicht über den Killerkoch
    »Wer von sich reden machen will«, sagt der Killerkoch, »braucht
    bloß ein Gewehr.«
    Das hat er schon als Kind aus den Fernsehnachrichten gelernt. Aus
    der Zeitung.

    Der Killerkoch auf der Bühne, er trägt diese
    schwarzweiß karierten Hosen,
    die nur von Profiköchen getragen werden.
    Weit und bauschig und doch stramm über den Hintern gespannt.
    Seine Hände, seine Finger: Rickwerk aus Schorf und glänzend
    vernarbten Brandwunden.
    Die weißen Hemdsärmel aufgekrempelt.
    Alle Haare auf den muskulösen Unterarmen abgesengt.
    Seine Arme und Beine so dick, dass sie sich an Ellbogen
    und Knien nicht beugen, sondern falten.

    Auf der Bühne, statt eines Scheinwerfers, ein flackernder Filmausschnitt:
    Nahaufnahme zweier Hände - die Fingernägel sauber, die
    Handflächen glatt wie rosa Gummihandschuhe
    die ein Hühnerfilet zerschneiden.
    Sein Gesicht eine runde Leinwand, verloren unter einer Fettschicht;
    sein Mund, verloren unterm Backpinsel
    eines kleinen Schnurrbarts.
    Der Killerkoch sagt: »Das ist mein Reserveplan.«
    Der Koch sagt: »Wenn meine Garagenband keinen
    Platten vertrag erhält -«
    wenn sein Buch keinen Verleger findet -
    wenn sein Drehbuch kein grünes Licht bekommt-
    wenn kein Sender seine Pilotsendung haben will.
    Sein Gesicht zuckt und wackelt, während seine
    begnadeten Hände
    häuten und entbeinen,
    klopfen und würzen,
    panieren und braten und garnieren,
    bis dieses Stück toten Fleischs zu appetitlich zum Essen aussieht.

    Ein Gewehr. Ein Zielfernrohr. Sorgfältig zielen. Eine Autokolonne.
    Wie er es als Kind jeden Abend aus den Fernsehnachrichten
    gelernt hat.
    »Dann vergisst man mich nicht«, sagt der Koch.
    Dann ist sein Leben nicht vergeudet.
    Er sagt: »Das ist mein Plan B.«

Productplacement
Eine Erzählung vom Killerkoch
    An Mr. Kenneth MacArthur
    Manager Unternehmenskommunikation
    Schnitt-Fest Produkte GmbH.
    Sehr geehrter Mr. MacArthur,
    nur damit Sie es wissen, Sie stellen großartige Messer her. Grandiose Messer.
    Professionelle Küchenarbeit ist anstrengend genug, auch wenn man keine schlechten Messer benutzt. Wenn man perfekte Kartoffeln allumette machen muss, die dünner als ein Bleistift sind. Wenn man Fleischscheiben schneiden muss, halb so dick wie ein Kartoffelchip. Wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdient, Möhren brunoisette zu schneiden, während in der heißen Bratpfanne schon die Butter wartet und die Kundschaft lautstark nach den Kartoffeln allumette verlangt - dann lernt man schnell den Unterschied zwischen einem schlechten Messer und einem Schnitt-Fest.
    Was ich

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