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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Creme brulee mit einem Mund - mit Lippen, die mit irgendeinem Zeug aufgepumpt waren. Alle sahen auf die gleiche Cartier-Uhr, die immer mit den gleichen Diamanten besetzt war. Alle hatten die gleiche Harry-Winston-Kette um einen Hals, den Hatha-Yoga lang und schlank geformt hatte.
    Alle fuhren die gleiche Lexus-Limousine, nur in verschiedenen Farben.
    Niemand war beeindruckt. Jeder Abend war eine vollkommen ausweglose gesellschaftliche Sackgasse.
    Mrs. Keyes' beste Freundin, Elizabeth Ethbridge Fulton Whelps, »Inky« genannt, pflegte zu sagen, es gebe von allem immer nur ein »Bestes«. Einmal sagte sie: »Wenn jeder sich das Beste leisten kann, ist der Gesamteindruck leider ein wenig gewöhnlich.«
    Die alte High Society verschwand allmählich. Je mehr von den neuen Medienmogulen sich auf diesen Events blicken ließen, desto weniger alte Eisenbahn- oder Ozeandampfermillionäre erschienen.
    Inkys ständige Rede war: Abwesenheit ist die neue Anwesenheit.
    Es war nach einem Cocktailempfang für die Opfer von Schusswaffen. Die Keyes' machen sich auf den Heimweg. Packer und Evelyn verlassen das Museum, und an der Treppe steht die übliche Schlange von Nobodys, die in Pelzmänteln auf ihre Autos warten. Mitten auf dem Bürgersteig, nicht weit von einer Bushaltestelle. Und dort auf einer Bank sitzen ein Säufer und eine Pennerin, und alle geben sich Mühe, die beiden nicht zu sehen.
    Oder zu riechen.
    Die beiden sind nicht mehr jung, ihre Kleider sind aus der Mülltonne. Die Nähte mehr oder weniger aufgeplatzt, der Stoff hart und fleckig. Die Pennerin trägt Tennisschuhe ohne Schnürsenkel. Außerdem trägt sie eine Perücke, unter der ihre verfilzten Haare hervorsehen, das falsche Plastikhaar so grob und grau wie Stahlwolle.
    Der Säufer hat eine gestrickte braune Strumpfmaske auf dem Kopf. Er befummelt die Pennerin, streicht mit einer Hand auf ihrer Stretchhose herum und schiebt ihr die andere unters Sweatshirt. Sie windet sich stöhnend in ihren Kleidern hin und her und fahrt sich mit der Zunge um die geöffneten Lippen.
    Wo das Sweatshirt hochgezogen ist, sieht man ihren Bauch, flach und stramm, die Haut rosa massiert.
    Die weite Jogginghose des Säufers hat vorne ein Zelt über seiner Erektion. An der Zeltspitze ein dunkler Fleck von etwas Flüssigkeit.
    Packer und Evelyn sind offenbar die Einzigen, die das Paar einander betatschen sehen. Die Parkplatzwächter rennen um den Block zur Tiefgarage. Die Neureichen starren auf die Sekundenzeiger ihrer Diamantuhren.
    Der Säufer zieht das Gesicht der Pennerin auf die Beule in seiner Hose. Ihre Lippen kriechen um den dunklen Fleck, der sich dort ausbreitet.
    Diese Lippen, sagt Evelyn zu Packer, diese Lippen kenne ich.
    Man hört ein leises Geräusch, so eine Art Piepen, bei dem alle, die hier noch auf ihre Autos warten, nach dem Handy in ihren Pelzmänteln greifen.
    O mein Gott, sagt Mrs. Keyes. Sie sagt zu Packer: Diese Pennerin, die da von diesem Säufer befummelt wird, das könnte beinahe Inky sein. Elizabeth Ethbridge Fulton Whelps.
    Wieder dieses Piepen, und die Pennerin greift nach unten. Sie zieht ein Hosenbein hoch, beige, ohne Saum, ausgefranstes Polyester, und man sieht ihre dick mit einer schmutzigen Bandage umwickelte Wade. Ohne die Lippen von der Hose des Säufers zu lösen, fingert sie zwischen den Schichten des Verbands etwas kleines Schwarzes hervor.
    Wieder dieses Piepen.
    Als Evelyn das letztemal von Inky gehört hatte, gab sie eine Zeitschrift heraus. Vogue oder so. Jedes Jahr verbrachte sie sechs Monate in Frankreich, um die Rocklänge für die nächste Saison festzulegen. Bei den Modeschauen in Mailand saß sie in der ersten Reihe und sprach Kommentare, die auf irgendeinem Nachrichtensender liefen. Sie stand auf roten Teppichen und erklärte, wer bei der Oscar-Verleihung was getragen hatte.
    Diese Pennerin auf der Bank an der Bushaltestelle hält sich das schwarze Ding an die Seite ihrer grauen Plastikperücke. Sie fummelt daran herum und sagt: »Hallo?« Sie hebt den Mund von der feuchten Schwellung in der Hose des Säufers und sagt: »Schreiben Sie mit?« Sie sagt: »Limone ist das neue Pink.«
    Die Stimme der Pennerin, sagt Mrs. Keyes zu ihrem Mann, diese Stimme kenne ich.
    Sie sagt: »Inky?«
    Die Pennerin schiebt das Handy in den Verband um ihr Bein zurück.
    »Dieser stinkende Säufer«, sagt Packer, »das ist der Generaldirektor von Global Airlines.«
    Jetzt blickt die Pennerin auf und sagt: »Muffy? Packer?« Der Säufer wühlt immer noch tief

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