Die Kolonie
auf dem Schattensoldaten marschieren.
Er sagt:
»Die einzige Alternative ist: Wir alle sind einfach ewig dumm.«
Wir führen Krieg. Wir kämpfen für Frieden. Wir bekämpfen den Hunger.
Wir lieben den Kampf.
Wir kämpfen und kämpfen und kämpfen, mit unseren Waffen,
unseren
Zungen und unserem Geld.
Und nie ist der Planet einen Deut besser als vor unserem Dasein.
Er beugt sich vor, beide Hände um die Armlehnen seines Rollstuhls
gekrallt.
Die Wochenschausoldaten marschieren über sein Gesicht, diese
bewegten Tätowierungen
Ihrer Maschinengewehre und Panzer und Geschütze.
Mr. Whittier sagt: »Vielleicht leben wir genau so, wie wir leben
sollen.«
Vielleicht tut unser Fabrikplanet nichts anderes, als unsere Seelen
bearbeiten ... auch gut.
Hundejahre
Eine Erzählung von Brandon Whittier
Diese Engel sehen sich als existent. Sie, die Vermittler der Gnade.
So viel schöner zusammengesetzt, als von Gott geplant, mit ihren reichen Ehemännern und guter genetischer Ausstattung und Kieferorthopädie und Dermatologie. Diese zu Hause lebenden Mütter, deren Kinder zur Schule gehen. Frauen zu Hause, aber keine Hausfrauen.
Gebildet, klar, aber nicht allzu klug.
Für die groben Arbeiten haben sie Hilfen. Angeheuerte Fachleute. Sie benutzen das falsche Scheuerpulver, und ihre Arbeitsflächen aus Granit, ihre Keramikfliesen sind ruiniert. Der falsche Dünger, und ihr Garten geht zugrunde. Die falsche Farbe, und alle ihre sorgfältigen Bemühungen, ihre Investitionen sind zu Schanden gemacht. Die Kinder in der Schule, Gott im Büro, und die Engel haben den ganzen Tag totzuschlagen.
Und so landen sie hier. Freiwillige.
Wo sie keinen großen Schaden anrichten können. Schieben den Bibliothekswagen in einem Seniorenwohnheim herum. Zwischen Yoga und ihrer Lesegruppe. Hängen die Halloween-Dekorationen in einem Altersheim auf. In jeder Sterbeklinik findet man sie, diese Engel aus Langeweile.
Diese Engel mit ihren flachen Schuhen, handgefertigt in Italien. Mit ihren guten Absichten, ihrem Studium der Kunstgeschichte und den langen Nachmittagen, die sie totschlagen müssen, bis die Kinder vom Fußball oder Ballett nach der Schule nach Hause kommen. Diese Engel, so hübsch in ihren mit Blumen bedruckten Sommerkleidchen, mit ihren adrett zurückgebundenen Haaren. Und wie sie immer lächeln. Immer lächeln. Immer, wenn man mal hinsieht.
Und haben für jeden Patienten ein freundliches Wort. Eine Bemerkung zu der netten Sammlung Genesungskarten, die du auf der Kommode aufgestellt hast. Und was für nette Usambaraveilchen auf deiner Fensterbank stehen.
Mr. Whittier liebt diese Engelfrauen.
In einem fort versichern sie Mr. Whittier, dem fleckigen, kahlen alten Mann am Ende des Flurs: Was für nette Schwarzlicht-Heavy-Metal-Konzert-Poster er über sein Bett geklebt hat. Was für ein nettes buntes Skateboard er neben der Tür stehen hat.
Der alte Mr. Whittier, der glubschäugige Zwerg Mr. Whittier fragt: »He, Leute, was geht?«
Und die Engel lachen.
Über diesen alten Mann, der noch immer den Jungen spielt. Ist er nicht süß, im Herzen so jung geblieben?
Der süße, bekloppte Mr. Whittier mit seinem Internet und seinen Snowboarder-Zeitschriften. Mit seinen Hip-Hop-CDs. Mit seiner Baseballkappe, die er immer mit dem Schirm im Nacken trägt. Wie ein Schüler.
Eine betagte Ausgabe ihrer eigenen Kinder, die noch zur Schule gehen. Sie müssen den Flirt einfach erwidern. Sie müssen ihn einfach ein bisschen gern haben, diesen Alten, aus dessen Kopfhörer, den er sich über die verkehrt herum getragene Baseballkappe auf den fleckigen Schädel gestülpt hat, so laut Heavy Metal dröhnt, dass man es bis nach draußen hört.
Mr. Whittier auf dem Korridor, geparkt in seinem Rollstuhl. Er hält eine Handfläche hin und sagt: »Gib mir fünf...«
Und alle diese freiwilligen Damen klatschen ihn ab, wenn sie an ihm vorbeikommen.
Ja, bitte. Genau so wollen diese Engel sein, wenn sie selber neunzig sind. Immer noch mittendrin. Immer noch bei jedem Trend dabei. Diese Engel, die halb oder ein Drittel so alt sind wie er.
Mr. Whittier mit seinen schwarz lackierten Fingernägeln. Einen silbernen Ring in einem seiner riesengroßen Altmännernasenlöcher. Um den Knöchel über seinen Papp-Pantoffeln sieht man ein Stacheldrahttattoo.
Ein dicker Totenkopfring hängt lose um einen stocksteifen Finger.
Mr. Whittier blinzelt mit seinen vom grauen Star getrübten Augen und sagt: »Na, willst du mich nicht zum Abschlussball
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