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Die Kolonie Der Catteni

Die Kolonie Der Catteni

Titel: Die Kolonie Der Catteni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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außer Zainals Reichweite auf dem Fußboden stand. »Aber er braucht auch die Nährstoffe in der Brühe. Catteni sind groß, stark und zäh, aber sie müssen ihre inneren Organe ständig in Gang halten.« »Ich kümmere mich um ihn.«
    »Gut.« Leon schaute auf ein Stück Rindenpapier. »Wer ist der nächste?«
    »Diese Beinfraktur«, antwortete einer der Männer und schaute ebenfalls auf ein Notizblatt.
    Alle verschwanden nach draußen, und Kris konnte nun ungehindert Zainals mit dem Verband umwickeltes Bein betrachten. Sie roch den Hefeduft des heißen Brotes, als sie sich über ihn beugte. Er rührte sich nicht, sein Atem ging langsam und regelmäßig, aber seine Haut war, als sie eine seiner breiten Wangen berührte, genauso heiß wie zuvor.
    Sie spülte das Gewebebüschel aus, das als Kompresse benutzt wurde, und kühlte sein Gesicht. Dann nahm sie den Löffel – die Kelle war tief genug, um eine reichliche Menge Flüssigkeit zu fassen, und der Rand war blank poliert – und träufelte Wasser auf die Lippen des Catteni. Automatisch leckte und schluckte er. Sie flößte ihm auf diese Art und Weise etwa eine halbe Tasse Flüssigkeit ein und badete anschließend sein heißes Gesicht, danach auch seine Brust und seine Arme. Sein Overall war irgendwann entfernt worden, und ein neugieriger schneller Blick verriet ihr, daß man ihm eine Art Schamtuch zum Bedecken seiner Geschlechtsteile aufgelegt hatte, um ihr damit eine mögliche Peinlichkeit zu ersparen. Er war nicht so übermäßig mit Muskeln bepackt, wie sie angenommen hatte. Doch sie mußte zugeben, daß der weitgeschnittene Overall einen Körper verhüllt hatte, der auf jeden Fall sehr schön war. Sie schüttelte den Kopf bei diesen abwegigen Gedanken. Was, zum Teufel, ist so schlimm daran, den schönen Körper eines Mannes zu bewundern? Nichts, so lange du dir nicht vorstellst, daß dieser Körper direkt neben deinem liegt! Autsch, Mädchen! Aufhören! rief sie sich zur Ordnung. Sie gestattete sich, seine Haut zu streicheln, die weicher war, als ihre graue Farbe es hätte vermuten lassen. Dabei atmete sie aus und versuchte das seltsame Prickeln in ihrem Bauch zu unterdrücken. Bist du etwa scharf auf einen Catteni, Mädchen? Das ist ja wohl das Allerletzte!
    Nichtsdestoweniger war die Versuchung, ihn anders zu berühren, als es bei einer Beziehung zwischen Patient und Krankenschwester üblich war, einfach zu groß. Sie strich sein seidiges graues Haar zurück, das so fein war wie das eines Babys. Im Ruhezustand waren seine Gesichtszüge noch patrizierhafter, wenn sie sie mit denen anderer Catteni verglich, an die sie sich erinnern konnte. Ja, er stand sicherlich mehrere Klassen über dem durchschnittlichen männlichen Krieger. Sie war mittlerweile derart an seinen Anblick gewöhnt, daß er ihr nicht mehr fremdartig vorkam. Hmm, diese Haltung war sicher besser als fanatische Fremdenfeindlichkeit! Wenn sie ihm kein Wasser einflößte – sie schaffte sogar, daß er ein wenig von der Brühe trank, die mittlerweile so weit abgekühlt war, daß sie sie ihm ebenfalls in den Mund träufeln konnte –, legte sie sich auf das Bett und döste gelegentlich ein. Sie fragte sich, ob er wohl wußte, daß sie sich alle Mühe gaben, ihm zu helfen, denn er lag sogar reglos da, wenn der Brotumschlag immer noch heiß war. Seine einzige Reaktion bestand darin, daß er schluckte, wenn ihm etwas Flüssiges angeboten wurde. Und es wurde wieder Zeit, ihm zu trinken zu geben.
    Lärm draußen, obgleich er gedämpft an ihre Ohren drang, warnte sie vor neuer Aktivität im Lazarett. Lenny schaute herein.
    »Es mag ja sein, daß er nichts ißt, aber Sie sollten es tun.« Erst als er es erwähnte, erkannte sie, wie leer ihr Magen war. »Was gibt’s denn heute Leckeres?« fragte sie scherzhaft.
    Er grinste und holte einen Teller hinter seinem Rücken hervor, der mit einem Tondeckel versehen war. »Wir werden immer feudaler«, sagte er. Dann hob er den Deckel hoch.
    »Mein Gott, das sieht ja richtig menschlich aus«, stellte sie angenehm überrascht fest. Denn die Mahlzeit bestand wieder aus Wurzeln, die offenbar gekocht waren, einem Stück Flugtier, wenn das, was auf dem Teller lag, tatsächlich ein Flügel war, und zwei Portionen Gemüse.
    »Genau das, was der Arzt verschrieben hat! Ich lasse Sie damit alleine! Oh«, und er tauchte noch einmal im Durchgang auf, »heute abend beim Gongschlag große Versammlung in der Messe.« »Gongschlag?« fragte sie, aber er war bereits außer

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