Die Kolonie Der Catteni
genug eindrang, um federnd steckenzubleiben.
»Booaah! Eeyy!« Der Mann sprang zurück und hob abwehrend die Hände. Über sich sah sie eine Messerklinge in der Faust des militärisch wirkenden Mannes blinken. »Ich hab’s nicht böse gemeint, Schwester.«
»Ich hab’s auch nicht so aufgefaßt«, sagte sie lässig, zog das Messer aus der Kiste und vergewisserte sich, daß die Spitze sich nicht verbogen hatte. »Guter Stahl.«
»Das ist kein Stahl«, sagte der militärische Mann und hockte sich hin, damit er sich halbwegs auf einer Höhe mit ihr befand. Er streckte ihr eine waffenlose Hand entgegen. »Es freut einen, eine Frau zu sehen, die den Wert eines guten Messers zu schätzen weiß. Ich bin Chuck Mitford.«
»Armee?« fragte sie.
»Marine«, erwiderte er knapp und selbstbewußt, wie Marineinfanteristen es gewöhnlich auf solche Fragen tun. »Kris Bjornsen. Wo hat man Sie erwischt?«
»Jetzt gerade?« Bitterkeit schwang unüberhörbar in seiner Stimme mit. »Oder auf der guten alten Erde?« »Sowohl als auch«, sagte sie und trank einen weiteren Schluck von ihrem Wasser, von dem sie nicht einmal etwas verschüttet hatte, als sie ihr Können mit dem Messer demonstrierte.
»Ein paar verdammte Idioten haben bei einer dieser öffentlichen Strafaktionen Terror gemacht«, sagte er düster und in jenem gedehnten Südstaatenslang, der sich im Laufe der Jahre bei den amerikanischen Streitkräften eingebürgert hatte. Der andere Mann schien dicht vor einem Wutausbruch zu stehen. »Okay, okay, ein paar von den Trotteln waren Terraner, und es ist schon verdammt dämlich, Catteni anzugreifen, auch wenn wir in der Überzahl waren.« Er gab einen kehligen Laut des Unmuts von sich.
»Aber wir haben genug von ihnen allegemacht, Sarge«, sagte der andere Mann, der nicht mehr an sich halten konnte.
Mitford benahm sich auch wie ein Sergeant, dachte Kris und entschied, daß er sicherlich ein guter Verbündeter wäre.
»Und sehen Sie sich an, wohin uns das gebracht hat«, erwiderte er ungehalten. »Unser Arnie hat noch nie einer überlegenen Streitmacht gegenübergestanden. Er glaubt, daß man nur ausreichend tapfer zu sein braucht, um Diktatoren zu überwältigen.« Danach achtete er nicht mehr auf Arnie. »Ich war in Lubbock, Texas, stationiert, und ich hatte gerade Heimaturlaub, als wir wie damals in Pearl Harbor überfallen wurden. Von meiner Familie habe ich niemanden mehr gefunden.« Er biß die Zähne zusammen.
»Ich komme aus Denver«, sagte Kris. Sie wandte sich an Arnie. »Und Sie?« »DC.«
Sie hatte noch niemanden aus der Gegend um Philadelphia getroffen, daher saß der Rest ihrer Familie vielleicht immer noch sicher zu Hause. Falls das überhaupt ein sicherer Ort bei den Catteni-Herren war.
»Könnte ich vielleicht ein paar von den medizinischen Sachen kriegen, wenn Sie sonst keine Verwendung dafür haben?«
»Klar«, meinte Mitford und schlenderte über die Kisten, während sie ihm unten folgte. Arnie blieb hinter ihr, hielt aber diskret Abstand. »Ich denke, jemand sollte lieber auf derartigen Nachschub aufpassen.« Dabei deutete er auf eine weitere Kiste voller Messer. Auf der nächsten bückte er sich und richtete sich mit einem Beil in der Hand wieder auf, das er ihr reichte. »Da. Sie können ruhig eins davon haben. Es gibt keine Proviantriegel mehr, deshalb sollten Sie die, die Sie noch haben, so lange wie möglich strecken, bis wir uns darüber informiert haben, was auf diesem verdammten Planeten eßbar ist und was nicht.«
»Das hatte ich sowieso vorgehabt«, erwiderte sie und schob sich die Axt auf dem Rücken in den Gürtel. Sie würde ein Stück von der Thermodecke abschneiden und Futterale für Messer und Beil anfertigen. Mitford reichte ihr eine kompakte Erste-Hilfe-Ausrüstung mitsamt Schultergurt.
»Viel Medizin ist nicht dabei. Die Catts brauchen sie nicht, wie es scheint. Es sind harte Burschen!«
»Hey, Sarge«, brüllte ein Mann, rannte auf sie zu und deutete über die Schulter nach hinten. »Da ist ein Catteni! Er wacht gerade auf. Töten wir lieber diesen Bastard, ehe er uns umbringt.«
Während er den anderen befahl, ihn zu begleiten, sprang Mitford von der Kiste hinab. Dabei hatte er sein Messer bereits gezückt.
»Einen Moment«, sagte Kris und hob die Hände. »Wenn ein Catteni hier bei uns ist, dürfte er genauso ein Gefangener sein wie wir.«
»Wen interessiert das? Er ist ein Catt, und Catts müssen sterben«, sagte Arnie und ging um sie herum. Kris folgte ihnen und
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