Die Kolonie Der Catteni
die Köpfe der anderen hinweg in einen dunklen Raum zu blicken. Indem sie sich ihm näherte, konnte sie den säuerlichen Geruch von Metall und Treibstoff wahrnehmen und erkannte, daß sie in irgendein Transportvehikel gepfercht wurden, das direkt neben den Vorbereitungsanlagen stand. Sie mußte den Catteni widerwillig das Kompliment machen, daß sie sehr wohl wußten, wie sie die störrischen Massen dazu brachten, zu tun, was sie von ihnen verlangten, und dorthin zu gehen, wo sie sie haben wollten. Sie waren nicht in Disney World!
Sie wurde von einem cattenischen Energieknüppel gestoppt, der ihr den Weg versperrte. Sie hielt die Luft an und zog den Bauch ein, damit er sie nicht berührte. Eine Luke schloß sich vor ihr. Die Rampe, die zu einer tiefer gelegenen Ebene hinuntergeführt hatte, summte leise und stieg bis zu dem Laufgang hoch, auf dem sie stand. Eine zweite Luke glitt auf, der Energieknüppel wurde angehoben, und sie duckte sich und kletterte ins Schiff. Sie und die anderen, die durch die sieben weiteren Öffnungen gingen, eilten schnell durch den niedrigen Raum zur gegenüberliegenden Wand. Während sie sich niederließ und für sich genügend Raum schuf, hatte sie Gelegenheit, sich die anderen anzuschauen, die hereindrängten. Sie atmete zischend aus, als sie die nicht zu verwechselnde Gestalt Mahomets durch die kleine Öffnung hereinschlüpfen sah. Sie hatte kaum Zeit, überrascht zu sein, und noch weniger, um es sich bequem zu machen und das Verpflegungspaket in ihrem Overall zu verstauen. Plötzlich fiel es ihr unendlich schwer, die Augen offen zu halten, und eine seltsame Trägheit nistete sich in ihren Armen und Beinen ein. Sie schaute sich um und mußte feststellen, daß es den anderen offensichtlich genauso erging wie ihr. Demnach war die Suppe präpariert gewesen. Weshalb überraschte sie das nicht? Einige sanken sofort zu Boden, als sie hereinkamen, und mußten beseitegeschoben werden, um Platz zu schaffen. Einige krochen auf allen vieren noch ein Stück weiter, um sich auf einem freien Fleck endgültig auszustrecken. Und los geht’s, war ihr letzter bewußter Gedanke.
Als Kris erwachte, hatte sie das Gefühl, als wäre jeder Muskel ihres Körpers total überdehnt und jede weiche Stelle ihres Körpers brutal zusammengepreßt worden. Sie hatte Kopfschmerzen, einen pergamenttrockenen Mund, und in ihrem Magen herrschte eine derartige Leere, daß ihr speiübel war. Und erneut spürte sie die drangvolle Nähe fremder warmer Körper. Aber die Luft war einigermaßen frisch und frei von jeglichem Gestank, und ihre Lungen hießen sie freudig willkommen. Ihre Augen fühlten sich an wie zugeklebt, und sie hatte Mühe, ihre Wimpern voneinander zu lösen. Was sie sah, ließ sie die Augen schnell wieder zukneifen und sich energisch den Befehl geben, sich schnellstens von dem Schock zu erholen. Sie lag inmitten eines Meers von Leibern, Leiber vor, hinter, rechts und links von ihr. Und sie befand sich ganz gewiß nicht mehr auf Barevi. Jedenfalls gab es dort nicht diesen lavendelfarbenen Himmel.
Irgendwo rechts von ihr war ein heftiger Disput im Gange. Laute männliche Stimmen sowie einige seltsame Grunz- und Knurrlaute konnte sie hören. Gleichzeitig herrschte ein allgemeines unterschwelliges Stöhnen und Seufzen. Sie war nicht die einzige, die nach dem Genuß dieser verdammten Suppe allmählich wieder zu sich kam. Indem sie sich selbst einen Ruck gab, schaffte sie es, sich auf einen Ellbogen aufzurichten und dabei die Schmerzen in ihrem mißhandelten Körper und den steifen Muskeln zu ignorieren. Während sie heftig blinzelte, um die Augen vom Schlaf zu befreien, drehte sie den Kopf in die Richtung des Stimmengewirrs. Mehrere Männer stritten offenbar um eine Reihe Kisten. Mehrere waren hinaufgeklettert und standen drohend da. Das Sonnenlicht brach sich auf den funkelnden Klingen ihrer Messer. Die Personen, die sich neben und vor den Kisten befanden, waren vorwiegend Aliens: koboldhafte untersetzte Turs, mit denen niemals gut Kirschenessen war und die sich eher mit Grunzlauten als mit Worten verständigten, sowie ein paar dicht behaarte Rugarianer und grünhäutige Ilginish. Nun, vor dieser Reise waren ganz gewiß keine Messer vorteilt worden. Weshalb gab es sie dann hier? Damit die Gefangenen genügend Gegner töten konnten und mehr für die Sieger übrig blieb? Das war nicht sehr wahrscheinlich. Noch nicht einmal für die Catteni. Es sei denn, es gab überhaupt keine Catteni an diesem Ort. Sie richtete
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