Die Kolonie Der Catteni
auseinanderwichen, verschlug es Kris den Atem, denn die Spitzen der Betäubungspfeile waren an den Kanten beider Schwingen deutlich zu erkennen und zielten genau auf sie. Sie hätte sich leicht daran verletzen können. Sie ließ sich auf den Boden sinken und mußte den Kopf in den Nacken legen, um das Nasenbluten zu stoppen.
Die Männer plädierten dafür, die gefährliche Vorrichtung zu zerstören.
»Auf keinen Fall«, widersprach Kris gedämpft, denn sie preßte sich den Ärmel aufs Gesicht, um das Blut wegzuwischen. »Wir sollten erst einmal nachsehen, ob es einen Vorratsbehälter oder eine Zapfstelle für dieses Betäubungsmittel gibt, das sie benutzen«, sagte sie.
»Weshalb?« fragte Lenny. »Ich bin im Grunde nicht rachsüchtig, aber wenn ich mir vorstelle, was mit einigen Körpern geschehen ist, die von den Pfeilen getroffen wurden …«
»Ich denke an eine medizinische Verwendung des Betäubungsmittels, Lenny. Es hat immerhin dafür gesorgt, daß wir einschliefen. Und das könnte doch durchaus nützlich sein, oder?« »Na klar.«
Deshalb gingen sie sehr behutsam zu Werke, als sie die Flugeinheit zerlegten.
Dann machten sie alle anderen Maschinen in der Garage betriebsunfähig und bildeten aus den Einzelteilen kleine Häufchen.
»Ich reiß mich nicht gerade darum, den ganzen Kram ins Lager zu schleppen«, sagte Lenny und betrachtete nachdenklich die Kollektion.
»Wir holen uns noch ein paar Leute zum Tragen. Aarens ist doch ziemlich stark«, sagte Zainal und grinste Kris bedeutsam an.
»Er wird Ihnen dafür ewig dankbar sein«, erwiderte sie prustend.
»Lastenträger ist das einzige, wozu dieser Scheißkerl sich eignet«, erklärte Ninety, während er die verschiedenen Ersatzteilhaufen nachdenklich musterte. »Aber Moment mal, ist es wirklich ungefährlich, den ganzen Kram hier liegenzulassen?«
Zainal zuckte die Achseln. »Keine Maschine hat jetzt noch Energie zur Verfügung!«
»Das ist natürlich richtig«, meinte Ninety, war aber immer noch besorgt.
»Und in der Garage ist auch keine Energiequelle mehr vorhanden«, erinnerte Kris ihn.
»Angenommen sie haben eine Art Sicherheitsdienst, der hierher kommt, um sich zu vergewissern, ob alles ordnungsgemäß abläuft, was dann?« wollte Ninety wissen.
Nach einigen Sekunden grinste Zainal. »Genau das wird gewünscht.«
»Ja, ich glaube, Sie haben recht.« Ninety kratzte sich am Kopf. »Sollen wir dann nicht besser alles auseinandernehmen, so daß es nicht mehr wieder zusammengebaut werden kann?«
»Wir verstecken uns«, entschied Zainal, nachdem er ein paar Sekunden lang nachgedacht hatte.
Sie mußten die Sonnenzellen und die Würfel eine ziemlich große Strecke weit bis zu einem Platz schaffen, wo sie sicher waren vor einer Suche aus der Luft und auf der Planetenoberfläche. Diese Arbeit nahm sie für den Rest des Tages in Anspruch. In dieser Nacht campierten sie in der außer Betrieb gesetzten Garage, wo sie vor dem wolkenbruchartigen Regen geschützt waren, der erneut auf den Untergrund prasselte. Die Felsläufer, die sie erlegt hatten – Kris war über sich selbst überrascht, als sie bei ihrem ersten Versuch mit der Steinschleuder gleich ein Tier erwischt und betäubt hatte –, wurden über einem Feuer, das sie entfachten, gebraten. Die Patrouille speiste gemütlich und schaute gleichmütig dem Regen zu, der stetig vom Himmel fiel.
Im Laufe ihrer sieben Tage dauernden Patrouille – soviel Zeit hatte Mitford ihnen für diese Tour eingeräumt – fanden und zerlegten sie vier weitere Einrichtungen, darunter ein weiteres leeres Schlachthaus. Sie campierten dort in dieser Nacht, schliefen auf weitaus komfortableren Viehfutterlagern, während draußen der einstündige Regenguß herabrauschte. Es regnete jeden Abend etwa eine Stunde lang sehr heftig, und sie bemühten sich, während dieser Schauer Zuflucht unter einem festen Dach zu finden.
»Ein solcher Regen kann niemals natürlichen Ursprungs sein«, stellte Kris während ihrer vierten Patrouillennacht fest. »Niemals regnet es immer nur nachts, wenn alle Maschinen sicher und trocken in ihren Garagen stehen.« »Die Landwirtschaft ist hier derart gut organisiert, daß es mich nicht wundern würde, wenn sie auch das Wetter beeinflussen können«, sagte Ninety. Dann fügte er nachdenklich hinzu: »Es wäre sicherlich nicht übel, wenn es keine verregneten Fußballspiele mehr gäbe.«
»Ausgerechnet jetzt mußt du an deinen Fußball denken«, machte sein Bruder ihm einen nicht ganz ernst
Weitere Kostenlose Bücher