Die Kolonie Der Catteni
besten wäre es, so Capstan, wenn sie es schafften, die Sonnenzellen abzumontieren. Die Zellen zu zerstören oder mit Schlamm zu beschmieren wäre ebenfalls möglich, so lange danach die Mechanos nicht mehr operieren konnten. Die zweite Aufgabe bestand darin, die einstweilen unterbrochene Erkundung ihrer nächsten Umgebung fortzusetzen. Diesmal waren sie besser ausgerüstet als jemals zuvor. Sie hatten Seile, die aus Schlingpflanzen geflochten waren und die Haut nicht in Mitleidenschaft zogen, wie es das zähe synthetische Material der Thermodecken tat. Jeder hatte eine Schleuder und eine Tasche mit geeigneten kleinen Steinen bei sich – letztere zu suchen war die Aufgabe der wenigen Kinder im Camp – sowie eine mit einer Feuersteinspitze versehene Lanze und Beutel mit neuartigem Reiseproviant. Kris hatte ihn gekostet, als Jay die Rationen verteilt hatte, und es war fraglos eine geschmackliche Verbesserung gegenüber den trockenen, zusammengepreßten Catteni-Riegeln. Coo und Slav erhielten Proviantriegel, die Patti Sue ihnen aushändigte. Das Mädchen hatte offenbar keine Probleme, die männlichen Aliens zu bedienen, obgleich sie Zainal kein einziges Mal direkt ansah. »Wir wissen nicht, ob der Pemmikan Ihren täglichen Nährstoffbedarf in jeder Hinsicht abdeckt«, sagte Jay, »aber Sie können sich ja als Jäger versuchen, um sich das notwendige Protein zu beschaffen.«
Die Doyle-Brüder erwiesen sich als angenehme Begleiter, die Kris und Zainal mit unzähligen Fragen eindeckten. Kris fragte sich, ob sie ausgewählt worden waren, weil sie aus Irland stammten und sich mit fast jedem Angehörigen ihrer Gruppe gut verstanden.
Sie kamen zügig vorwärts, als Zainal einen Kurs einschlug, der gegenüber dem früheren Weg der Patrouille -dem Weg, auf dem sie gefangen worden waren – nach Westen führte. Sie stießen auf einen Hügel und schlugen auf dessen Spitze ihr Nachtlager auf … bis der Regen einsetzte. Es war kein leichter Regen. Kris dachte, daß es genauso war, als stellte man sich unter den Wasserfall ihres barevischen Zufluchtsortes. Sie kauerten sich unter einem improvisierten Zelt aus ihren Decken zusammen, das ihnen ein wenig Schutz vor den himmlischen Wasserfluten gewährte. Kris und die Doyles schätzten, daß es etwa eine Stunde lang heftig regnete, obgleich es allen fast endlos vorkam. Dann hörte es genauso unvermittelt auf, wie es begonnen hatte.
»Als hätte jemand die Dusche zugedreht«, sagte Lenny und lugte aus ihrer nassen Schutzhütte hinaus. »Und hey, es steht keine Wolke am Himmel, obgleich gerade erst Mond Nummer Eins aufgegangen ist. Den erkenne ich jederzeit an seinen typischen Kratern.«
Sie schüttelten die Decken aus. Der synthetische Stoff schien das Wasser abzustoßen – die Außenseite fühlte sich ein wenig feucht an, doch die Unterseite war trocken.
»Ein erstaunliches Gewebe«, sagte Neunzig und knüllte den Zipfel seiner Decke in einer Hand zusammen. »Das muß man ihnen lassen – die Catteni stellen wirklich hervorragendes Überlebensgerät her.«
»Vor allem dauerhaftes«, gab Kris zu und schaute zu Zainal hinüber, der auf das Gelände unterhalb ihres Unterstands hinabblickte. »Was haben Sie entdeckt?«
»Nichts.«
»Stört Sie das?«
»Ja«, sagte der Catteni und setzte sich dann auf den Boden. »Übernehmen Sie diese Wache, Kris. Wecken Sie Slav. Slav weckt Coo. Coo weckt die Doyles. Und diese wecken mich.« Er suchte sich die trockene Seite der Decke, zog sie sich über und bettete den Kopf auf seinen Arm. »Ich schlafe, dann denke ich besser.«
Was immer es war, wovor er sich fürchtete, es sorgte dafür, daß sie während ihrer Wachperioden nicht einschliefen. Vielleicht, dachte Kris, während sie Slav weckte, damit er sie ablöste, hatte Zainal, dieser raffinierte Kerl, genau das beabsichtigt.
Sie waren alle wach, ehe die Sonne aufging, da sie sich noch nicht an die längeren Tage und Nächte gewöhnt hatten. Sie hatten genügend getrockneten Dung zur Verfügung, um ein Feuer anzufachen. In ihren Tassen erhitzten sie Wasser aus einem Bach in der Nähe, fügten die getrockneten Kräuter hinzu und erhielten auf diese Weise einen würzigen Tee, den sie zu ihrem Pemmikan tranken. Sie hatten schon schlechter gefrühstückt.
Als sie den nächsten Hügelkamm erreichten, kletterte Zainal zum höchsten Punkt und schaute sich lange um, ehe er nach rechts deutete.
»Berge«, verkündete er geheimnisvoll.
»Ist es möglich, daß die Maschinen sich in jeden
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