Die Kolonie
am
leichtesten fertig wurde, wenn man sie glauben machte, man sei
unterwürfig. Darum biß sie die Zähne zusammen,
gewährte ihm das anale Vergnügen, an dem er Spaß
hatte, und noch einiges andere obendrein. Sie lernte eine Menge
über den Umgang mit Möbeln, insbesondere mit Stühlen,
die fest genug sein mußten, um die Last ihrer verschlungenen
Körper zu tragen. Nur auf eins bestand sie hartnäckig: auf
Sauberkeit. Sie duschten, bevor sie ihre Turnübungen begannen
– Evelyn konnte keinen anderen Begriff dafür finden, was
sie miteinander trieben. Hamud schien es zu gefallen, wenn sie ihn
einseifte und beim Anblick seines Gliedes in Entzücken
ausbrach.
Sie unterhielten sich im Bett, doch die Unterhaltung war
spärlich. Er war nicht der Mann, der viel Worte machte. Immerhin
erfuhr Evelyn allmählich genug, um das Gesamtbild der RUV
Stück für Stück zu analysieren. In wenigen Wochen
hatte sie genug gelernt, um entziffern zu können, was er am
Telefon sagte, wenn er sich auch noch so sehr in Andeutungen
erging.
Sie war nicht überrascht zu erfahren, daß die RUV
überwiegend von den Multis finanziert wurde. Es war durchaus
sinnvoll; denn sowohl die Guerillas als auch die Großfirmen
hatten nur ein Ziel, nämlich die Weltregierung zu
stürzen.
Sie ging der Sache nach und erfuhr allmählich, welche
Konzerne an diesem Plan beteiligt waren. Natürlich wurden die
Namen geheim gehalten, aber die Eiland-Eins-Gruppe tauchte immer
wieder auf, und sie hörte mehr als einmal Namen wie Al-Hazimi
und Garrison. T. Hunter Garrison, signalisierte ihr
Reporterhirn, von den Garrison Enterprises. Und Wilbur St.
Damnation George!
Auf ihrer Liege ausgestreckt, ihren müden Körper der
Sonne von Barbados darbietend, auf daß sie ihn wärmte,
brannte Evelyn innerlich immer noch beim Gedanken an St. George. Kein
Wunder, daß er sie bei International News gefeuert hatte. Nun
wußte sie, daß sie nach Eiland Eins geschickt worden war,
um Dr. Cobb zu beschatten und auszuhorchen, statt dessen hatte sie
eine Story mitgebracht, die das Gremium niemals veröffentlicht
sehen wollte.
Die Tür zum Hotelzimmer wurde geöffnet und fiel ins
Schloß. Evelyn richtete sich auf ihrer Liege auf und sah,
daß Hamud mitten im Zimmer stand, mit dem üblichen
finsteren Blick, der für ihn so charakteristisch war.
Sie stand auf und kam vom Balkon aus langsam ins Zimmer.
»Das ist ein neuer Badeanzug«, bemerkte er.
»Es ist kein Badeanzug. Dafür ist es viel zu zart. Er
würde sofort durchweichen.«
Die Erklärung schien ihn nicht zu berühren. »Wo
hast du ihn her?«
»Aus einem Laden. Er war spottbillig.«
»Wann hast du ihn gekauft?«
»Vor ein paar Tagen.« Evelyn rang sich ein Lächeln
ab, während sie aus dem Büstenhalter schlüpfte.
»Magst du’s lieber oben ohne?«
Hamud lächelte dünn. »So sieht es schon besser
aus.«
Sie streifte den Unterteil des Bikinis von den Hüften und
stieg aus dem Höschen. »Vielleicht ziehst du ganz ohne
vor?«
»Wir haben keine Zeit«, sagte er. »Wir werden in
einer Stunde aufbrechen.«
»Oh, was ist passiert? Wo wollen wir hin?«
Er aber schüttelte nur den Kopf. »Du fragst
zuviel.«
Sie trat dicht an ihn heran, so daß ihre Brüste sein
offenes Hemd streiften und gurrte: »Aber etwas Zeit haben
wir doch, nicht wahr?«
Er legte die schweren Hände an ihre Hüften. »Keine
Zeit zum Duschen.«
Sie fuhr mit der Fingerspitze über sein rauhes Kinn und
meinte: »Wir könnten es ja unter der Dusche treiben. Da ist
es sehr angenehm. Es wird dir gefallen.«
Hamud legte mit einem Grunzen den Arm um ihre Taille und zog sie
in Richtung Badezimmer.
Während Evelyn die Hähne aufdrehte, fragte sie:
»Wird meine Garderobe zu dem Ort passen, wo wir hinwollen? Ich
habe nichts weiter als ein paar Fummel für den Sommer.«
»In New York wirst du einen Mantel brauchen. Den werden wir
gleich hier kaufen.«
Sie runzelte die Stirn. Also ist es New York. Dort werden wir
sie treffen. Nun hatte sie die Auskunft, die sie haben wollte.
Doch zunächst mußte sie dieses verdammte Duschbad
über sich ergehen lassen, das sie ihm versprochen hatte.
David saß bequem im Flugzeug und wartete darauf, daß
die Maschine landete. Er trug Kleider, gestohlen in Mexico City, war
mit Ausweisen versehen, die in Galvestone gefälscht worden
waren, sein Bart war sauber geschnitten, sein Haar und seine
Gesichtshaut dunkel gefärbt. Er war jetzt wie ein Wolf, der sich
in der Sonne aalt, die Unbekümmertheit seines Lebens von
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