Die Kolonie
nur deinen Namen wissen.«
Der Bildschirm wiederholte seine Frage auf arabisch.
»Irene«, sagte das Mädchen mit dünner Stimme,
wobei es die zweite Silbe betonte.
»Aber das ist ja ein griechischer Name.«
»Sie werden Scheich Al-Hazimi nicht verraten, daß ich
mit Ihnen gesprochen habe? Er hat mir befohlen, nicht mit Ihnen zu
sprechen, obwohl ich kein Englisch kann.«
»Ich werde ihm nichts sagen. Du brauchst dich nicht zu
fürchten.«
»Ich bin Griechin«, sagte Irene. »Ich arbeite als
Dienstmädchen gegen Bezahlung. Mein Vater ist Steuerfachmann
beim Scheich.«
Denny setzte sich aufs Bett und lehnte sich zurück. »Ich
will verdammt sein! Möchtest du nicht lieber griechisch
sprechen? Du weißt ja, daß der Computer das
kann.«
»Es ist meine Muttersprache«, sagte Irene. »Ich
spreche auch Französisch und etwas Italienisch.«
»Griechisch«, sagte Denny. »Es wird dir
leichterfallen.«
Einige Minuten später saß Irene auf einem Stuhl neben
dem Bett, und sie waren nicht nur Freunde, sondern
Verschwörer.
»Al-Hazimi hat mich ausgesucht, um Sie zu bedienen, weil ich
kein Englisch kann. Aus irgendeinem Grund möchte er nicht,
daß jemand vom Personal mit Ihnen spricht. Wenn die Wache vor
der Tür wüßte…«
»Warum denn das?« fragte Denny und senkte automatisch
die Stimme. »Bin ich hier gefangen?«
»Ich weiß nicht. Der Scheich will Sie unbedingt
beschützen. Ich glaube, er macht sich auch Sorgen um seine
Tochter, ich meine das Mädchen, das Sie hierher gebracht
hat.«
»Er macht sich Sorgen? Was meinst du damit?«
»Er gehört zu jenen Vätern, die ihre Töchter
vor Männer schützen wollen. Er ist sehr altmodisch, wenn es
um seine Tochter geht.«
»Oh. Darum also…«
»Was ihn selbst angeht, ist er weniger konservativ«,
setzte Irene hinzu.
»Wie viele Frauen hat er?«
Irene erwiderte, wobei sie traurig den Kopf schüttelte:
»Er hatte nur eine Frau, und die ist bereits vor Jahren
gestorben. Aber er hat so manche Geliebte, sowohl Jungs als auch
Mädchen. Er war auch an mir interessiert, aber seine Tochter hat
mich vor ihm beschützt.«
»Wie denkt dein Vater darüber?«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Mein Vater tut alles, was ihm
gesagt wird. Mit Geld kann man seine Auge
verschließen.«
»Aber die Tochter lebt hier«, meinte Denny.
»Im Augenblick schon. Aber sie wird schon bald in den
Weltraum gehen. Der Scheich will sie nach Eiland Eins schicken, damit
sie dort lebt und lernt.«
»Ist sie Wissenschaftlerin?«
»Nein«, erwiderte Irene lachend. »Und sie hat auch
überhaupt nicht den Wunsch, Bagdad zu verlassen. Darüber
streiten sie sich schon seit Wochen. Es ist schon fast ein Skandal.
Die Töchter Arabiens pflegen nicht mit ihren Vätern zu
streiten.«
»Sie ist dickköpfig, nicht wahr?«
»Sie wurde in Paris und Italien erzogen. Dort hat man ihr
westliche Flausen in den Kopf gesetzt.«
Denny lachte. »Das freut mich für sie. Wie heißt
sie denn?«
»Bahjat. Und ihr Vater hat es ihr verboten, Sie zu
besuchen.«
»Nun, ich würde sagen…«
»Sie sind in sie verliebt«, sagte Irene, und ihre Augen
funkelten vergnügt. »Das ganze Haus weiß, daß
sie Ihr Leben gerettet und Sie hierher gebracht hat. Es war ihr Blut,
das Sie gerettet hat.«
»Ihr Blut? Meinst du eine Transfusion?«
»Genau. Sonst wären Sie gestorben. Der Scheich war
wütend, als er es erfuhr. Das Blut einer Al-Hazimi für
einen Ungläubigen! Er hat getobt.«
Ihr Blut fließt in meinen Adern. »Aber das
heißt noch nicht, daß ich in sie verliebt bin«,
sagte er zu Irene.
»Warum fragen Sie mich dann über sie aus?«
Denny dachte kurz nach, dann fragte er: »Warum riskierst du
Kopf und Kragen, um meine Fragen zu beantworten?«
»Weil…« Sie zögerte. »…Weil das
alles so romantisch ist. Bahjat hat versucht, Sie zu besuchen,
müssen Sie wissen.«
»Wirklich?« Seine Stimme brach wie die eines Teenagers.
»Ich… natürlich möchte ich sie gern
wiedersehen… um ihr zu danken.«
»Das werde ich ihr sagen.«
»Fein!« Dann hatte er begriffen. »Du wirst ihr wohl
nicht sagen, daß ich in sie verliebt bin?«
»Aber ja doch. Was denn sonst?«
»Das ist aber nicht wahr! Wie soll ich wissen… ich
meine, ich habe ihr noch nie dergleichen gesagt.«
Irene lächelte wissend, nahm ihr Tablett und huschte aus dem
Zimmer.
Weiber, ärgerte sich Denny. Das ist alles, woran
sie denken - Romanzen. Die sind wohl nicht richtig im Kopf.
Jetzt wird sie hingehen und das ganze Haus rebellisch machen. Der
alte
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