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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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zuhörst und gehorchst: Ich verlange von dir, dass du über diesen Menschen schweigst. Ich verlange von dir, dass du kein Wort darüber verlierst, was du in Asker og Bærum erlebt hast …«
    »Willst du das Ganze auch noch vertuschen? Asker og Bærum hat das Foto von dem Kerl schon im ganzen Land herumgefaxt.«
    »Jetzt halt mal für zwei Sekunden den Mund und hör mir zu«, sagte Ingrid scharf. »Ich verlange von dir, dass du kein Wort über Stian Rømer verlierst und ihn vergisst, hast du das verstanden?«
    Lena war sprachlos. Sie drehte sich um, wollte gehen.
    Ingrid kam ihr nach.
    Lena hielt inne.
    »Hast du verstanden, was ich von dir verlange?«, fragte Ingrid Kobro mit versteinertem Gesicht.
    Die Sekunden tickten.
    Ingrid wartete. Ihre Augen blitzten noch immer, als sie Lena leicht mit den eingerollten Papieren gegen die Schulter klopfte.
    »Ja«, sagte Lena und holte tief Atem, atmete aus, atmete wieder ein und spürte, dass sie ihr Gleichgewicht zurückgewann.
    Sie ließ Ingrid Kobro stehen, ohne sich umzusehen. Langsam ging sie den Weg entlang und dachte bei jedem Schritt:
    Ingrid weiß Bescheid.
    Ingrid weiß, was mit Stian Rømer passiert ist. Aber es ist mir scheißegal. Ich habe keinen Einfluss auf Ingrids Gedanken oder Schlussfolgerungen.
    Insgeheim wusste sie, dass Ingrid sich längst umgedreht hatte und mit dem Fahrstuhl in ihr Büro mit den heruntergelassenen Jalousien gefahren war.
    Sie marschierte ins Zentrum hinunter. Das schnelle Gehen brachte ihren Kreislauf in Schwung, und schließlich stieg sie in einen der Busse, die in Richtung Bygdøy Allé fuhren.
4
    Bei der Frogner Kirche stieg sie aus. Durch die vielen Weihnachtsbäume, die dort zum Verkauf standen, wirkte die Haltestelle wie eine kleine Schonung. Importierte Blautannen, Edeltannen, norwegische Waldtannen – sogar die eine oder andere Fichte – standen aneinandergelehnt da.
    Lena suchte nach dem Haus, in dem die Frau wohnte, die Adeler während seiner Arbeitszeit von seinem Handy aus angerufen hatte. Es war eines der Jugendstilhäuser mit geschwungenen Balkonwänden, ungefähr fünfzig Meter von der Haltestelle entfernt.
    Lena trat vor den Hauseingang.
    Sie überprüfte die Namensschilder an den Klingelknöpfen. Lisbet Enderuds Name stand ganz oben rechts.
    Sie klingelte.
    Nichts geschah.
    Sie klingelte erneut.
    Die Tür blieb verschlossen.
    Lena überquerte die Straße, lehnte sich an eine Wand und sah zu den Fenstern der Wohnung im oberen Stockwerk hinauf.
    Da sie nichts anderes zu tun hatte, beschloss sie zu warten.
    Sie wartete zwei Stunden, ohne dass etwas geschah. Dabei lernte sie einiges über die Gewohnheiten der Norweger beim Weihnachtsbaumkauf. Mancher eilige Herr riss im Vorbeigehen einen Baum mit sich und lief dann mit krummem Rücken davon, den Blick auf den Boden gerichtet, als schämte er sich für seine Tat und wollte so schnell wie möglich außer Sichtweite sein. Andere, häufig ältere Frauen, waren mit dem Weihnachtsbaumverkäufer gut befreundet, fragten ihn, wie es ihm und seiner Familie ginge, hörten sich seine Empfehlungen und seine Meinung darüber an, dass so viele Weihnachtsbäume aus Dänemark importiert wurden – wo wir in diesem Land doch so viel Wald haben. Ab und zu kamen Familien mit Kleinkindern auf Schlitten vorbei. Diese Kunden nahmen sich viel Zeit, besichtigten einen Baum nach dem anderen, während die Kinder zwischen den Stämmen spielten. Eine ältere Frau in einem Nerzmantel beklagte sich über den Preis und erzählte wehmütig von alten Zeiten, als sie und ihr Ehemann aufs Land gefahren waren und lose Tannenzweige aufgesammelt hatten, die sie in den Stamm ihres Weihnachtsbaums steckten, nachdem sie Löcher in den kläglichen Baum gebohrt hatten, den der Vorgängerdieses Weihnachtsbaumverkäufers ihnen am Heiligabend aufgeschwatzt hatte, als er schon fast ausverkauft war und keine Lust mehr hatte, auf seinen Hof zu fahren, um noch weitere Bäume zu holen.
    Lena nahm sich vor, in den nächsten Tagen auch einen Weihnachtsbaum zu kaufen, danach bei Mama vorbeizufahren und den Baum auf ihre Veranda zu stellen. Am besten morgen, dachte sie, jedenfalls rechtzeitig vor Weihnachten.
    Rechtzeitig? Es war schon fast Weihnachten, und sie hatte noch nicht alle Geschenke beisammen.
    Während sie darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass sie gar keine Energie hatte, sich Geschenke auszudenken. Sie hatte viel zu viel anderes im Kopf.
    Nach zwei Stunden war in der oberen Etage immer noch alles

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