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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Schritte. Sie richtete sich auf, holte noch einmal tief Atem. Hielt sich mit beiden Händen am Faxgerät fest.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Lena stand reglos da und schwitzte. Geh weiter, dachte sie panisch. Probiere nicht aus, ob die Tür offen ist, geh einfach! Hau ab!
    Das Gerät spuckte Blatt für Blatt aus.
    Blind starrte Lena auf die Texte zu den Fotos: Zwei kleineJungen hatten auf den Ufersteinen von Kadettangen gespielt und die Leiche gefunden. Die Fotos kamen vom Polizeidistrikt Asker og Bærum.
    Sollte sie nachsehen, ob die Person auf dem Korridor wieder gegangen war?
    Endlich! Das letzte Blatt. Das Gerät verstummte.
    Da. Das Geräusch sich entfernender Schritte. Zur Sicherheit blieb sie noch ein paar Sekunden stehen und wartete, für den Fall, dass ein weiteres Fax ankäme.
    Als sie sicher war, dass keine Blätter mehr kamen, zog sie sich den Mantel an.
    Sie musste über diesen Mann sprechen, und es gab eine ganz bestimmte Person, die sie damit konfrontieren wollte.
    Lena machte sich auf den Weg zur Zentrale des Geheimdienstes in Nydalen.
3
    An der Rezeption bat sie darum, mit Ingrid Kobro sprechen zu dürfen. Der Mann hinter der Glasscheibe hob den Telefonhörer ab und schwang mit seinem Stuhl herum. Dann streckte er den Kopf hervor und bat sie, ihr Handy in einem der Schließfächer an der Wand zu deponieren.
    Lena sagte, sie müsse nicht hinein. Sie blieb also stehen und wartete, ohne irgendetwas abzugeben.
    Ingrid kam mit dem Fahrstuhl herunter.
    Jetzt standen mehrere Menschen an der Rezeption. Eine Gruppe von Besuchern wartete auf eine Führung. Viel Trara um Schließfächer und Handys.
    Lena bat Ingrid zu warten, bis sie allein waren. Sobald sich die Sicherheitsschleuse hinter den Besuchern geschlossen hatte, reichte Lena Ingrid die Fotos. Ingrid blätterte sie schnell durch.
    »Das ist der Mann, von dem du behauptet hast, er sei außer Landes. Die Leiche wurde beim Kadettangen in Sandvika angespült.«
    Ingrid Kobro blätterte noch energischer. Studierte das Gesicht des Toten.
    »Zwei kleine Jungen haben heute Morgen dort gespielt. Sie haben eine Schar von Vögeln dabei beobachtet, wie sie auf ein Bündel am Ufer einhackten. Asker og Bærum hat gerade die Fotos gefaxt, in der Hoffnung, dass andere Polizeidistrikte Auskunft über die Identität der Leiche geben können. Ich denke, dass du ihnen vielleicht helfen kannst.«
    Ingrid sah stumm von den Fotos zu Lena und wieder auf die Fotos.
    Die Türen öffneten sich. Eine rundliche Frau in den Fünfzigern kam herein, nickte Ingrid zu und blieb vor der elektronischen Schranke stehen.
    Sie standen beide stumm und sahen der Frau dabei zu, wie sie eine Chipkarte benutzte und sich durch die Schranke schob.
    Ingrid begegnete Lenas Blick und sagte mit sehr ernster Stimme:
    »Er kann dir nichts mehr tun, Lena.«
    Lena holte tief Luft. Eine Sekunde lang war sie versucht, von dem kläglichen Brandanschlag zu erzählen, von dem Überfall in Steffens Wohnung, von der Autofahrt nach Asker, von ihrem Alptraum am Rand des Abgrunds und von dem Mann, der in die Wellen fiel. Aber sie behielt es für sich.
    Ihre Wut hingegen konnte sie nicht für sich behalten: »Bist du wirklich so total mit deinem Job verheiratet?«, zischte sie und fuhr mit gepresster Flüsterstimme fort: »Du hast mich angelogen, Ingrid. Okay, es kommt vor, dass ich auch mal lüge, alle lügen. Aber du hast die Arbeit vorgehen lassen und mir offen ins Gesicht gelogen. Das wäre auch noch nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht um meine Sicherheit gegangen wäre. Der Typ ist weiter mit einer Pistole in der Tasche rumgelaufen, nachdem er schon einmal versucht hatte, sie auf mich zu richten. Was ist dran an deinem Job, dass deine Geheimniskrämerei wichtiger ist als meine Sicherheit? Hast du darüber mal nachgedacht? Hä?«
    Sie kehrte Ingrid den Rücken zu und ging.
    Ingrid kam hinterher. »Lena, warte!«
    Lena drehte sich um.
    »Ich weiß, dass er eingecheckt hatte!«
    »Und hast du hinterher die Passagierlisten gecheckt?«, fragte Lena und las die Antwort in Ingrids nachdenklichem Gesichtsausdruck.
    »Der einfachste Trick der Welt«, fuhr Lena resigniert fort. »Einchecken ohne Gepäck und dann mit dem Zug zurück fahren, statt an Bord zu gehen. Und ihr prahlt mit euren tollen Beschattern!«
    Ingrid fasste Lena am Arm, aber sie riss sich los.
    Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. »Er ist tot«, sagte Ingrid Kobro. »Er kann dir nichts mehr tun. Und jetzt möchte ich, dass du mir ganz genau

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