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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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hatte Hunger.
    Ich hätte uns etwas zu essen gemacht, dachte sie. Es ist langweilig, für eine Person etwas Gutes zu kochen.
    Sie ging in die Küche. Machte kein Licht. Öffnete die Kühlschranktür. Ein Becher Naturjoghurt neben einem Karton fettarmer Milch, von dem sie wusste, dass das Verfallsdatum abgelaufen war. Die Essensreste vom Vortag, ein halbes gegrilltes Hähnchen, lagen auf einem Teller neben dem Glas mit dem Dijon-Senf. Sie nahm den Teller heraus, drehte das Hähnchenbein ab und knabberte daran. Sie bekam Durst. Die Sektflasche auf dem Wohnzimmertisch war noch halbvoll. Sie hatte Sektgläser herausgeholt, weil Steffen die Flasche mitgebracht hatte. Aber sie trank nicht gern aus solchen schmalen Gläsern. Der Rand des Glases kollidierte mit der Oberlippe, und man musste den ganzen Oberkörper nach hinten beugen, um die letzten Tropfen herauszubekommen. Jetzt griff sie nach der halb leeren Flasche und trank direkt daraus. Sie saß am Küchentisch, splitternackt,pulte mit den Fingern an dem Hühnerbein, leckte sich die Finger ab, griff um den soliden Flaschenhals, hob die Flasche und trank. Steffen hätte über Nacht bleiben sollen, dachte sie. Wir hätten dieses Hähnchen gegessen, ganz zu schweigen davon, was wir auf dem Küchentisch gemacht hätten. Der Gedanke entlockte ihr ein Lächeln. Sie stand auf und sah aus dem Fenster.
    Auf dem Parkplatz vor dem Haus stand ein Auto mit laufendem Motor. Ein schwarzer Fiat 500. Das war aber wirklich ein beliebtes Automodell!
    Zögernd kehrte sie dem Fenster den Rücken zu, nahm die Flasche mit und ging wieder ins Bett. Setzte sich mit dem Kopfkissen als Rückenstütze zurecht und legte den Laptop auf die Bettdecke. Schließlich fand sie die Internetseite mit den Weihnachtsliedern. Dean Martin sang Baby, it’s cold outside . Da hatte Dean Martin Recht.
    Sie versuchte, an Steffen zu denken, dachte aber stattdessen an den Wagen vor dem Haus. Sie hatte einen schwarzen Fiat 500 Cabriolet gesehen, als sie bei Aud Helen Vestgård gewesen war. Der gleiche Typ Auto war eine halbe Stunde später an der Einfahrt ihrer Garage vorbeigefahren. Und jetzt stand einer im Leerlauf vor ihrem Haus.
    Konnte es derselbe Wagen sein?
    Ihr Bauch schrie ja ! Das Gehirn sagte nein , es sind drei oder höchstens zwei verschiedene Autos.
    Schließlich konnte sie sich nicht länger zurückhalten. Sie stand auf und ging in den Flur zu dem Schrank, in dem sie das Fernglas aufbewahrte. Der Laptop auf dem Bett spielte Rudolph the red-nosed reindeer , als sie wieder in die Küche ging. Sie sah durch die Gardine hinaus. Das Auto stand immer noch da. Das war merkwürdig. Es war nach Mitternacht und mindestens zwanzig Minuten her, seit sie das letzte Mal hinausgesehen hatte.
    Sie stellte das Fernglas ein. Das Verdeck war geschlossen, aber es war tatsächlich ein Cabriolet – wie das, was sie schon zweimal gesehen hatte.
    Es war unmöglich, in den Wagen hineinzusehen. Aber sie erkannte das Kennzeichen. Sie legte das Fernglas weg. Griff nach einem Kugelschreiber, der neben dem Teller mit den Hähnchenresten lag. Steffen hat einen schlechten Einfluss auf mich, dachte sie und notierte das Autokennzeichen auf ihrem Handrücken.
    Dann stand sie eine Weile da und überlegte. Sie hatte sich auch das Kennzeichen des Wagens notiert, das sie zuerst beobachtet hatte. In ihrer Handtasche hatte sie einen Stift und eine alte Quittung gefunden. Aber wo war die jetzt? Lena ging wieder ins Schlafzimmer und begann zu suchen. Das dauerte eine Weile. Ihre Tasche quoll über vor alten Quittungen. Da. Sie verglich die Nummer mit der auf ihrem Handrücken. Ein kleiner Schauder durchfuhr sie. Es war dasselbe Auto.
    Sie versuchte nachzudenken, dann schlich sie zurück in die Küche und griff nach dem Vorhang. Sie sah hinaus. Das Auto war weg.

MITTWOCH, 16. DEZEMBER
1
    Emil Yttergjerde fragte, ob sie sich hätte tätowieren lassen. Sie standen vor dem Getränkeautomaten auf dem Korridor, und Lena warf gerade Geld hinein.
    Sie zeigte ihren Handrücken. »Nicht gerade chinesische Kalligraphie«, sagte sie abwesend und schob sich die Flasche Mineralwasser unter den Arm. Sie wollte in ihr Büro gehen, um zu telefonieren, fragte aber trotzdem erst Emil, ob er Adelers Haushaltshilfe ausfindig gemacht hatte.
    »Pamina? Sie ruft ständig an und fragt nach der Beerdigung. Und sie will auch für mich putzen. Ich bitte sie immer wieder, mit der Nerverei aufzuhören. Sie arbeitet nur schwarz, und ich will ihr keinen Ärger

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