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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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versteckte.
    Lenas Mund war trocken, trotzdem fragte sie krächzend: »Stian Rømer?«
    » English, please «, sagte er und ließ seine Muskeln spielen. Den Nacken und die linke Schulter schmückte eine riesige Tätowierung.
    Lena wich einen Schritt zurück.
    » Please «, fuhr der Mann fort, trat einen Schritt zurück und streckte den sichtbaren Arm nach ihr aus. » Come inside! «
    Da rein? Nie im Leben. Lena war schon auf dem Weg die Treppe hinunter.
    Hinter ihr knallte die Tür zu.
    Wie lange hatte sie Zeit? Eine Minute? Zwei? Er musste sich schließlich irgendwas anziehen.
    Die Haustür war verschlossen. Sie drückte mit beiden Händen dagegen, aber sie bewegte sich keinen Zentimeter, auch nicht, als sie erneut dagegen drückte. Idiotisch, das Schloss war nur eingeschnappt. Sie drehte den Schlüsselknopf, und als sie die Tür endlich aufgedrückt hatte, polterte es schon hinter ihr im Treppenhaus.
    Draußen. Lena lief durch das Tor, sah sich um, beschloss nach rechts zu laufen, stolperte und rutschte im Neuschnee aus, rang nach Luft und rannte über die Straße, in die Klostergatan, lehnte sich dort an die Wand.
    Hier, hinter der Hausecke, blieb sie einen Moment stehen, um Atem zu holen. In ihren Ohren rauschte es, und sie hörte ihr eigenes Herz klopfen.
    Vorsichtig beugte sie sich vor und schaute um die Ecke.
    Er stand auf dem Bürgersteig und hielt nach ihr Ausschau. Ein Soldat in einer kurzen schwarzen Kapuzenjacke und grüner Hose.
    Und er hielt etwas in der rechten Hand. Eine Handfeuerwaffe, schwarz und schwer. Doch der Mann hantierte mit einer so nonchalanten Selbstverständlichkeit damit, als wäre es ein Hammer in der Hand eines Tischlers.
    Lena hielt den Atem an.
    Der Mann spähte in beide Richtungen die Straße entlang. Dann steckte er sich die Pistole fachmännisch hinten in den Hosenbund.
    Lena stand zwei Sekunden wie gelähmt. Ihre Beine drohten zu versagen.
    Dann endlich konnte sie sich wieder bewegen. Trat ein paar Meter zurück. Machte auf dem Absatz kehrt und ging los, versuchte ruhig zu gehen, versuchte, ihren Atem zu kontrollieren, wurde aber automatisch immer schneller. Die letzten Meter bis zur Mauer am Minnepark lief sie und sprang dann durch die schmale Öffnung. Schaute hinaus.
    Der Mann stürmte auf die Mauer zu.
    Lena warf sich herum und lief zwischen die Steine in dem kleinen Park, der so klein war und doch plötzlich riesig zu sein schien. Der Schnee erschwerte es ihr, die Beine zu heben, während ihr Rücken brannte und sie sich allzu langsam dem gegenüberliegenden Ausgang näherte, ohne zu wagen, sich umzusehen.
    Draußen.
    Sie rannte, sprintete. Warf einen Blick über ihre Schulter. Er war direkt hinter ihr. Eine Maschine. Rechtes Knie angewinkelt und schwarzer Blick. Er kam noch näher. Sie verlor das Gleichgewicht und stolperte, fing sich wieder.
    Die Jacke. Die lange Jacke hinderte sie daran, große Schritte zu machen.
    Lena wand sich im Laufen aus der Jacke. Sprang über einen Schneewall und auf die Fahrbahn.
    Jetzt, jetzt, jetzt, dachte sie und lief mitten auf die Straße. Ihre Füße fanden Halt, und sie wurde schneller. Atme! Ein, aus, ein,aus. Erneuter Blick über die Schulter. Der Abstand war gleich geblieben. In dem Moment rutschte ihr Verfolger auf der glatten Fahrbahn aus und stolperte kurz, bevor er sich wieder fing.
    Der Anblick gab ihr Kraft. Atme ein, aus, ein, aus. Sie war trainiert und gut in Form. Sah sich noch einmal um. Das Haar fiel ihr in die Augen. Der Abstand war derselbe.
    Eine Straßenbahn glitt über die Oslo Gate heran. Lena lief auf den Schienen. Die Bahn hielt fünfzig Meter weiter vorn. Ein Strom von Menschen überschwemmte die Haltestelle.
    Lena erreichte die Bahn und rannte zur vorderen Tür. Sie rang nach Atem, sah sich um und spürte den Geschmack von Blut im Mund, völlig erschöpft, spürte Übelkeit aufsteigen.
    Der Mann stand dreißig Meter entfernt unbewegt auf dem Bürgersteig. Ihre Blicke trafen sich. Auch er rang nach Atem. Es dampfte aus seinem Mund.
    »Wollen Sie mit oder nicht?«
    Sie zuckte zusammen. Es war der Straßenbahnfahrer, ein Mann um die fünfzig mit dunklem Haar, Pferdeschwanz und Trønderbart.
    Lena stieg ein. Ihre Oberschenkel waren steif von der Anstrengung. Die Straßenbahn fuhr los. Stian Rømer stand noch immer ruhig da. Sie hielten Blickkontakt, während die Bahn an ihm vorüberfuhr.
    Das Haus im Wald , dachte Lena. Wie im Märchen von dem Mädchen, dem gesagt wurde, dass es nicht in das Haus gehen sollte, und das

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