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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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sitzen und starrte die geschlossene Tür an. Ingrids Botschaft war eindeutig gewesen.
    Aber wenn Ingrid irgendetwas ausrichten wollte, dann musste jemand verdammt schnell diesen Wagen ausfindig machen.
    Lena dachte nach. Der Geheimdienst interessierte sich also für Rømer. Aber wie wahrscheinlich war es, dass Rømer sich für sie interessierte?
    Sie hatte Ingrid so verstanden, dass Rømer nicht unbedingt hinter ihr her war. Aber warum hatte sie ihn dann dreimal in ihrer Nähe beobachtet?
    Irrte Ingrid sich möglicherweise? Vielleicht nicht. Aber ganz sicher wusste Ingrid mehr, als sie sagte.
    Lena überlegte hin und her. Sie dachte an die Kälte, die sie am Abend zuvor plötzlich gespürt hatte. An den Moment, in dem sie erkannte, dass der Wagen vor ihrer Tür derselbe war,den sie schon einmal gesehen hatte. Es war so ziemlich das Unangenehmste, was einem widerfahren konnte: sich in seiner eigenen Wohnung nicht mehr sicher zu fühlen. Lena konnte das nicht akzeptieren. Sie hatte das dringende Bedürfnis, etwas dagegen zu tun.
    Eine wichtige Frage hatte sie Ingrid allerdings nicht gestellt. Nämlich, ob sie in Gefahr war. Warum hatte sie das nicht getan? Weil sie wusste, was für eine Antwort Ingrid ihr gegeben hätte: eine FBUB . Die Flackernder-Blick-und-Bullshit -Antwort. Die Antwort, die überhaupt nichts aussagte. Ingrid hatte ja zugegeben, dass der Geheimdienst Rømers Pläne nicht kannte. Keiner wusste, wem er eventuell gefährlich werden konnte oder wem nicht. Also konnte auch Ingrid nicht wissen, ob er sie beschattete.
    Und wenn sie nun den Mittelweg wählte und seine Wohnung überprüfte, für alle Fälle?
2
    Eine Stunde später ging Lena die Schweigaardsgate entlang. Wenn Ingrid Recht hat und Rømer sich nicht für mich interessiert, dann schadet es auch nichts, dachte sie. Aber wenn Ingrid sich irrte, war es das einzig Richtige, Stian Rømers Wohnung ausfindig zu machen.
    Ein großer Teil der Schweigaardsgate bestand aus Hauptbahnhof und Busbahnhof. Deshalb konzentrierte Lena ihre Suche auf die Häuser in Gamlebyen. Sie ging in jeden Hauseingang und überprüfte die Namensschilder neben den Klingelknöpfen.
    Nachdem sie alle Hauseingänge abgeklappert hatte, hatte sie Stian Rømer allerdings immer noch nicht gefunden. Dasmusste nicht bedeuten, dass seine Mutter gelogen hatte. Stian Rømer wohnte möglicherweise in einer der Wohnungen, ohne dass sein Name unten an der Klingel stand.
    Sie begann, die Seitenstraßen abzulaufen, auf der Suche nach dem Auto.
    Es dauerte weitere zehn Minuten, bis sie den schwarzen Fiat entdeckte. Er stand in der Østfoldgatan. Das alles erschien ihr so einfach, wie Figuren aus Überraschungseiern zusammenzubauen. Und beim nächstgelegenen Hauseingang in der Schweigaardsgate fehlte prompt an einer Klingel der Name.
    Lena überquerte die Straße und ließ ihren Blick die Fassade entlangwandern. Einige Fenster leuchteten hell und einladend. Andere waren dunkel. Die Wohnung im dritten Stock hatte Gardinen und Sturmglocken im Fenster. In der Etage darunter hatten die Bewohner eine Vorliebe für Grünpflanzen und Blumen.
    Die Wohnung im ersten Stock stand leer. Die Fenster waren schwarz und abweisend. Dass das Auto in der Nähe stand, deutete darauf hin, dass sich auch Stian Rømer in der Nähe aufhielt. Sie war sich allmählich immer sicherer, dass sich Stian Rømer irgendwo hinter den schwarzen Fenstern befand.
    Lena wechselte wieder die Straßenseite, stieg über den Schneewall und betrat den Innenhof. Die Eingangstür war verschlossen. Sie sah sich um. Mittlerweile war es elf Uhr vormittags. Für den Fall, dass Kollegen vom Geheimdienst in der Nähe waren, gelang es ihnen gut, sich zu verbergen.
    Lena wanderte eine Runde um den Block. Als sie wieder in die Schweigaardsgate kam, ging vor ihr eine ältere Frau mit krummem Rücken. Zwei dünne Beine ragten unter dem langen Wollmantel hervor. Die Spikes unter ihren Stiefeln schabten und klapperten. Sie kämpfte damit, ihren Einkaufstrolley über die Schneedecke auf dem Gehweg zu manövrieren, und bog schließlich genau in den richtigen Hauseingang ein.
    Lena war das Wohlwollen in Person. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und griff nach dem Einkaufstrolley.
    »Oh, danke«, sagte die Frau, die offenbar an einer rheumatischen Krankheit litt. Nachdem sie sich die Spikes abgenommen hatte, stand sie wieder krumm da und schielte mit großen blauen Augen unter der Krempe einer braunen Baskenmütze zu Lena empor. An ihrer langen roten

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