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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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»E-Klasse und dann geht der Airbag nicht los bei einem Aufprall. Kaum zu glauben. Darüber werde ich mal ein Wörtchen mit meinem Händler reden!«
    Lena stand sprachlos da und sah ihn nur an.
    Der Mann war tatsächlich unverletzt. Er lächelte nur dämlich. »Glatt heute«, murmelte er und sah auf. »Es ist milder geworden, deshalb wahrscheinlich.« Er drehte beide Handflächen nach oben, als wolle er die Luft fühlen. »Glaub, es gibt Schnee.«
    Das muss ein Zeichen sein, dachte Lena und holte tief Luft. Es fühlte sich an, als würde sie neue Kraft einatmen.
    Sie holte ihr Handy aus der Tasche. Gab eine Nummer ein. »Ich bin’s, Lena.«
    »Also ganz ehrlich«, sagte ihre Mutter, »manchmal verstehe ich nicht, wie du es in diesem Job aushältst.«
    »Und du wolltest über Weihnachtsgeschenke sprechen«, sagte Lena, trat durch das Tor zum Friedhof und begann, den Hügel zum Auto hinaufzusteigen. »Hab noch keine Zeit gehabt, viel darüber nachzudenken. Aber ich dachte, ich komm mal einen Abend vorbei, wir müssen ja ein bisschen planen.«
    »Ich hab eigentlich Lust, einen Turmkuchen zu backen«, sagte die Mutter. »Hab die Kekse gestern fertig gekriegt.«
    »Hohlhippen?«
    »Zwei Dosen voll.«
    »Gorokekse?«
    »Die sind auch fertig.«
    »Und Serinakekse?«
    »Hab ich auch gebacken, und Mor Monsen Kekse. Aber mit den Schmalzkringeln wollte ich bis zum 23. warten.«
    »Hm«, sagte Lena und schloss den Wagen auf. »Dann fehlt ja eigentlich nur noch ein Turmkuchen.«
7
    Bevor er nach Stockholm fuhr, wollte Gunnarstranda noch einmal am Tatort vorbei schauen. Um dem Lärm im Tunnel zu entgehen, rief er Torleif Mork an, der versprach, einen Mann abzustellen, der ihm den Notausgang von außen aufschloss und das Licht einschaltete.
    Ein jüngerer Mann in wattiertem Schutzanzug wartete an der Kreuzung vom Grønlandsleiret. Gunnarstranda versicherte, dass er die Tür hinter sich zumachen würde, und ging allein in den Bombenschutzraum. Jetzt funktionierte der Strom. Um den Blutfleck an der Stelle, wo Nina Stenshagen erschossen wurde, hatte die Spurensicherung mit weißer Kreide einen Kreis gezogen.
    Er betrachtete den Fleck.
    In der Leuchtröhre über ihm knisterte es. Er hob den Kopf. Das Kabel leuchtete weiß an der Stelle, wo es repariert worden war. Irgendwer hatte das Kabel heruntergerissen und in dem Stromkreis hier unten einen Kurzschluss verursacht. Dieser Jemand war wahrscheinlich der Täter gewesen.
    Einerseits hatten sie Fotos von ihm, andererseits aber auch nicht. Die Filme zeigten eine dunkle, schlanke Person, die mit gebeugtem Nacken ging, die Hände in den Jackentaschen. Sie schlenderte dahin, das Gesicht unter dem Kapuzenrand verborgen. Was Gunnarstranda wusste, war, dass Nina Stenshagen um zehn vor halb sieben in einen T-Bahnzug gesprungen war.Auf dem Film konnte man eine rot gekleidete Gestalt hineinspringen sehen, während der Mann mit der Kapuze eine Sekunde später durch die nächste Tür sprang.
    Gunnarstranda war in der Fahndungszentrale gewesen und hatte Überwachungsfotos von der Karl Johans Gate besorgt. Sie hatten Fotos von Nina, aber keine von ihrem Verfolger:
    Was war das für ein Mann, dem es gelungen war, eine Person zu verfolgen und dabei allen Überwachungskameras zu entgehen?
    Der Täter musste mit den Kameras vertraut gewesen sein. Er wusste offenbar, wo sie sich befanden, und war in der Lage gewesen, sie zu umgehen. Diese Person hatte auch Sveinung Adeler ertränkt. Er hatte ihn vorsätzlich ermordet und den Mord dann als Unfall getarnt, obwohl er bewaffnet gewesen war. Er hatte auch den Mord an Nina Stenshagen wie einen Unfall aussehen lassen. Doch bei Stig Eriksen war ihm das nicht gelungen.
    Die schärfsten Fotos stammten vom Bahnsteig in Tøyen. Ein athletisch gebauter Mann in einer kurzen Jacke mit einer Kapuze über dem Kopf. Die Hände in den Taschen. Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit die Waffe in der Hand gehalten. Er hatte geplant, die arme, zu Tode verängstigte Frau zu ermorden. In dem Moment, als Nina Stenshagen auf die Schienen hinuntersprang, war er ihr ohne zu zögern gefolgt. Gnadenlos und zielbewusst. Dann die Jagd durch den Tunnel, die Schienen entlang. Hinunterspringen und sich gegen die Wand pressen, während ein Zug vorbeirauscht. Es war dunkel im Tunnel. Die einzigen Lichtquellen sind vereinzelte, grün leuchtende Exit-Schilder. Als sie die Treppe zum Notausgang hinaufflüchtete, folgte er ihr. Beide waren außer Atem. Nina tastete sich in der Dunkelheit vor. Er

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