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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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geht es Ihrem Arm?«, fragte Ned.
    »Nicht schlecht, Sir. Nur eine Verstauchung. Bis zum Ende der Woche ist er wieder so gut wie neu.«
    »Entschuldigen Sie bitte noch einmal.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Unfälle passieren.«
    »Warum sind Sie zum Morgenappell so spät dran?«, fragte Regina.
    »Ich wollte nicht hier sein, wenn der Kampf ausbricht.«
    »Sie haben davon gewusst?«, fragte Ned.
    »Ich hatte so eine Ahnung.« Owens deutete auf sein Ohr. »Hab’s letzte Nacht gehört.«
    »Sie hätten uns warnen können«, sagte Gabel.
    »Das hatte ich vor. War aber nicht sicher, wann genau es passieren würde. Und dann hab ich’s vergessen.«
    Ned beschloss, dass das Einzige, was schlimmer war als ein Orakel, das die Zukunft nicht sehen konnte, ein zerstreuter Prophet war.
    »Haben Sie eine Ahnung, wann es enden wird?«, fragte Ned.
    »Mein Blick in die Zukunft ist selten so genau«, erklärte Owens. »Manchmal höre ich ein paar Sekunden in die Zukunft. In anderen Momenten können es Tage oder Monate oder sogar Jahre sein. Jahrhunderte von Zeit zu Zeit. Es ist nicht leicht, es genau zu bestimmen.«
    Ned, der sich an Owens Talent, unausgesprochene Fragen zu beantworten, gewöhnt hatte, fragte im Geiste: Wie kommen Sie mit all diesen Informationen zurecht?
    »Es ist kompliziert, Sir«, antwortete Owens. »Ist vermutlich der Grund, warum so viele vom Orakelprojekt verrückt geworden sind. Neun von zehn endeten vollkommen wahnsinnig. Der Rest tendierte zu Überspanntheit. Ich hatte das Glück, vermieden zu haben.. .«Seine Stimme verlor sich und ein dämliches Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus.
    Ned wedelte mit den Händen vor Owens milchigen Augen herum, dann wurde ihm die Sinnlosigkeit des Tests bewusst. Er nahm Owens an der Schulter und schüttelte ihn. Owens fuhr fort, verträumt zu starren. Ned wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Tumult zu und ließ Owens sortieren, was auch immer er an außergewöhnlichen Eingebungen gerade empfing.
    »Ich denke, wir sollten es beenden, bevor jemand ernsthaft verletzt wird«, sagte er.
    »Ja, Sir«, stimmte Gabel zu. »Nur wie sollen wir das Ihrer Meinung nach anstellen?«
    Ned studierte das Meer von eskalierender Gewalt, das sich vor ihm ausbreitete. Dreihundert wütende Oger bedeuteten definitiv Ärger. Er fragte sich, ob ihr Blutdurst abebben würde, wenn sie erst einmal mit den anderen Soldaten fertig waren. Er hielt Oger nicht für dumm. Nun ja, er hielt sie jedenfalls nicht für außergewöhnlich dumm. Nicht dümmer als die meisten anderen, obwohl Ned eine allgemein schlechte Meinung von der durchschnittlichen Intelligenz der Soldaten der Unmenschlichen Legion im Besonderen und der Zivilisten der Welt im Allgemeinen hatte.
    Miriam schob sich sachte zwischen Ned und Regina. Regina bewegte sich so wenig wie unbedingt nötig war, um der Sirene Platz zu machen.
    »Wenn Sie erlauben, Sir«, sagte Miriam.
    »Können Sie mit so vielen Männern umgehen?«, fragte Gabel.
    Mit halb geschlossenen Augen warf Miriam einen Blick zurück. Die großen, schwarzen Augen fielen Ned als überraschend schön auf. Sie fingen das Morgenlicht ein und hielten es in schimmernden Tiefen fest. Dasselbe Licht funkelte als himmlisches Glühen auf ihren Schuppen.
    »Oh, ich bin sicher, unsere liebe Miriam hat noch viel mehr Männer als diese hier in einer Sitzung bewältigt.« Reginas Stimme brodelte vor gefrorener Säure. Alle bemerkten es, bis auf Ned, dem es ziemlich neu war, überhaupt irgendetwas zu bemerken.
    »Wir können die Männer nicht alle mit solch bewundernswerter Unbeugsamkeit verachten«, sagte Miriam.
    Gabel kicherte. Hinter ihrem Rücken zog Regina den Dolch. Ein Amazonen-Kleinkind konnte die Klinge in Miriams ungeschützte Kehle schleudern. Wesentlich kreativere Ziele gingen dagegen Regina durch den Kopf. Bevor sie die qualvollste Stelle wählen konnte, in die sie ihren Dolch versenken wollte, bewegte sich Ned einen Schritt nach links und in die Schusslinie. Sie dachte trotzdem daran, einen Wurf zu riskieren. Sie war eine exzellente Schützin, und Ned würde einfach wiederkommen, wenn sie ihn versehentlich tötete. Vermutlich wäre er trotzdem aufgebracht, und ihre Zeit in der Unmenschlichen Legion hatte sie die Vorzüge der Geduld gelehrt. Sie konnte Miriam immer noch später töten. Da war sie ganz zuversichtlich.
    Die Sirene wandte sich der Prügelei zu, schloss die Augen und stellte ihre verzauberte Stimme ein. Ihre Lippen öffneten sich und sandten ein

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