Die Kompanie der Oger
große, schwarze Augen wurden ebenfalls schmal. »Was keine Schwäche unterstellt.« Sie grinste. »Soll ich den Stab für Sie tragen, Ned?«
»Nein, lassen Sie.« Er glaubte nicht, dass er zu viel nütze war, hoffte aber, dass ihn die Rote Frau absichtlich zurückgelassen hatte. Und auch wenn sie gründlich tot war, hatte er ihn trotzdem gern um sich. So fühlte er sich irgendwie sicherer.
»Können wir Ihnen sonst mit irgendetwas helfen, Ned?«, fragte Miriam. »Kann ich Ihnen bei etwas helfen?«
»Nein. Das war alles. Danke.«
»Nichts?« Die Sirene klemmte ihre Ladung Waffen unter einen Arm, damit sie ihren Hals aufreizend liebkosen und mit den Fingern zwischen ihren Brüsten entlang fahren konnte, während sie sich auf die Unterlippe biss. »Überhaupt nichts?«
»Sind Sie taub?« Regina rammte ihre Hüfte gegen Miriam, die beinahe vornüber kippte. »Er sagte, er brauchte nichts von Ihnen.«
»Ich wollte nur sichergehen, dass er die Frage auch verstanden hat«, fauchte Miriam.
»Wollen Sie damit sagen, dass er dumm ist?«
»Ich habe nichts dergleichen behauptet.«
Auf seinen Schreibtisch gestützt, rieb sich Ned die Schläfe. »Sie sind entlassen«, murmelte er.
»Sie haben es gehört«, sagte Regina. »Verschwinden Sie.«
Ned hob den Kopf und schenkte den Frauen den ersten Blick, seit sie das Büro betreten hatten. Beide sahen verändert aus.
Reginas Veränderungen waren offensichtlicher. Sie trug noch immer ihre Kriegsbemalung. Dick aufgetragen, unvorteilhaft und sogar ein wenig clownsartig, erschien sie ihm sehr unamazonisch. Aber er wusste auch nicht viel über Amazonen. Ihre Haare, sonst zu einem festen Knoten geschlungen oder offen über ihre Schultern fließend, waren jetzt aufgeplustert mit dicken Zöpfen. Und sie stank nach Blumen und Zimt. Als er sich dessen bewusst wurde, verbrannte das übel riechende Parfüm seine Nasenlöcher und trieb ihm die Tränen in die Augen.
Miriams Veränderungen waren zwar subtiler, aber doch nicht so subtil, dass es ganz an ihm vorbeiging. Zunächst einmal schien eine Art glitzerndes Gel auf den Schuppen ihres Gesichts und der Schultern aufgetragen zu sein. Wenn es dazu beitragen sollte, ihre auffällig goldene Haut anziehender zu machen, führte es jedenfalls nur dazu, sie schleimiger und fischartiger aussehen zu lassen. Und sie trug die Reste einer Uniform, von der das meiste einer Schere zum Opfer gefallen war. Übrig blieben nur ein sehr kurzer Rock und ein bauchfreies Top. Nicht sehr vorschriftsmäßig.
Beide Frauen besaßen eine natürlich sexuelle Anziehungskraft, obwohl diese bei Regina nicht immer leicht zu entdecken war, und sie doch zu entdecken, war oft ein Weg, mit einem gebrochenen Kiefer und einem blauen Auge zu enden. Sie war jetzt unter einer Lawine von Anstrengung begraben. Der richtige Mann hätte das verstanden, hätte sich von den Mühen geschmeichelt gefühlt, auch wenn sie nicht erfolgreich waren. Aber Ned war nicht der richtige Mann. Es war nicht so, dass er sich an einen höheren Anspruch von natürlicher Schönheit hielt. Er bevorzugte die Dinge nur einfach und geradlinig, inklusive seiner Frauen. In seinem Leben gab es genug Rätsel.
Die Amazone und die Sirene lächelten ihn eifrig an. Sie wussten nicht, wie sie ihm ihre Gefühle nahe bringen sollten, und er wusste nicht genug, um in Betracht zu ziehen, dass sie überhaupt solche Gefühle hatten.
»Sie sind beide entlassen«, sagte Ned. »Und sagen Sie allen anderen, ich wünsche nicht noch einmal gestört zu werden.«
Die Frauen behielten ihr Lächeln bei, obwohl ihre klopfenden Herzen von ihren Hälsen hart zurück in ihre Brustkörbe fielen. Für Miriam zumindest war das weniger eine Metapher, da Sirenenherzen stimmungsabhängig immer ein wenig durch ihre Körper wanderten. Aber um ganz genau zu sein, war ihres nicht bis hinauf in ihren Hals gestiegen, sondern hatte auf der Höhe ihres Brustbeins angehalten, bevor es nach unten geglitten und auf der Blase liegen geblieben war und so ihrer Enttäuschung auch noch Harndrang hinzugefügt hatte.
»Ja, Sir«, sagte Miriam.
»Ja, Sir«, sagte Regina.
Beide salutierten, diesmal weniger zackig, und trotteten mit hängenden Schultern aus dem Büro. Ned hob den Stab auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Was ist denn mit denen los?«, fragte er sich laut.
Der Stab antwortete: »Sie mögen dich.«
EINUNDZWANZIG
Die Kupferzitadelle war immer heruntergekommen gewesen, ein Opfer der Vernachlässigung. Daher
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