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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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er nicht mehr tun musste, weil Owens ja bereits da war. Mit anderen Worten: Die Vergangenheit war ein Produkt der Zukunft, und die Zukunft wurde überflüssig gemacht, bevor sie je eintrat. Allein schon darüber nachzudenken verursachte Ned Kopfschmerzen.
    Er hörte auf, darüber nachzudenken. Er musste Owens’ Kräfte nicht verstehen. Er hatte den Verdacht, dass Owens selbst sie nicht einmal verstand. Die Kausalität war unter gewissen Umständen ein viel zu zerbrechliches Ding, um einer genaueren Betrachtung unterzogen zu werden.
    Ned war auch egal, was immer Owens hören mochte. Owens’ Fähigkeit, die Zukunft zu hören, war letztlich wenig mehr als ein Taschenspielertrick. Sein einziger verlässlicher Nutzen lag darin, Gespräche zu beschleunigen. Aber Owens hatte dennoch einen klaren Kopf und eine gute Einstellung, so wenig Ned auch über den Soldaten wusste, und Ned brauchte das Urteilsvermögen von jemandem, dem er vertrauen konnte. Von jemand anderem als ihm selbst, dem er am wenigsten von allen vertraute.
    Er entwarf seine Gedanken, entschied, was er sagen und was er für sich behalten wollte. Er wartete darauf, dass Owens antworten würde, aber das Orakel stand nur lächelnd da.
    Ned räusperte sich und dachte sehr bewusst an die Worte, die er diesmal aussprechen wollte. Owens antwortete immer noch nicht.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Ned.
    »Nein, Sir. Warum fragen Sie?«
    Ned ließ sich auf seine Kissen fallen. Seltsam, wie irritierend das Leben sein konnte. Owens, der normalerweise Fragen beantwortete, bevor sie gestellt wurden, und ständig unterbrach, war jetzt ahnungslos. Was für Ned nichts anderes als eine leichte Enttäuschung bedeutete, da er jetzt tatsächlich Dinge sagen musste, damit das Orakel sie hörte.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte Ned.
    »Sehr gut, Sir.« Owens’ Lächeln wurde breiter. »Besser als sonst.«
    »Sie scheinen nur nicht in Form zu sein.«
    »Naja, Sir, ich höre nicht die ganze Zukunft. Nur kleine Stücke hier und da, und manchmal ist der Empfang besser als andere Male, abhängig von Wahrscheinlichkeitsmatri-xen, räumlicher Nebeneinanderstellung und persönlicher Relevanz. Orakel-Basistheorien, Sir. Ich bin sicher, das interessiert Sie nicht.«
    »Da haben Sie Recht«, antwortete Ned. »Ich habe Sie hergerufen« - obwohl ich Sie eigentlich gar nicht gerufen habe, fügte er in Gedanken hinzu - »um Sie um Rat zu bitten.«
    »Darum bin ich hier, Sir.«
    »Hervorragend. Sie haben sich wahrscheinlich schon gefragt, warum ich mich in den letzten Tagen in diesem Raum eingeschlossen habe.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber es waren vier Tage. Vier Tage ganz allein, mit so wenig physischem Kontakt wie möglich. Hat Sie das nicht neugierig gemacht?«
    »Nein, Sir. Es erschien mir etwas seltsam, aber ich nahm an, dass Sie Ihre Gründe hatten. Oder dass Sie einfach verrückt geworden sind. Das ist schon früher passiert. Mit anderen Kommandeuren, meine ich. Einer fing an, sich selbst Lord Drachenschlag zu nennen und überzeugte sich dann davon, dass er Blitze beschwören konnte. Reiner Unsinn.« Owens strich sich über den langen Bart. »Aber andererseits wurde er von einem Blitzschlag getötet, also war er vielleicht etwas auf der Spur.«
    Ned versuchte, sich auf seinem Kissensitzplatz vorzubeugen, doch ihm fehlte die Hebelkraft. »Ein paar der anderen Soldaten müssen sich Fragen stellen.«
    »Ein paar, Sir, aber für die meisten ist es kein Gesprächsthema, das oft aufkommt.«
    Ned fühlte sich vage beleidigt. Und unwichtig. Es war eine Sache, sich vor der Welt zu verstecken. Aber es war eine ganz andere, feststellen zu müssen, dass die Welt einen nicht vermisste, wenn man weg war.
    »Aber ich habe mit einem Drachen gekämpft.« Er hielt den Stab hoch, obwohl die Geste an Owens verschwendet war. »Ich habe ihn mit diesem Stab besiegt.«
    »Ja, der Stab.« Owens nickte langsam. »Darüber gab es die eine oder andere Diskussion.«
    »Aber das ist nur ein Stück Holz.«
    »Es hat einen Drachen getötet, nicht wahr, Sir?«
    »Ich habe den Drachen getötet.«
    »Ja, Sir. Mit dem magischen Stab.«
    Ned funkelte den sprechenden Stab böse an. Er konnte sich ausmalen, wie er selbstgefällig lächelte. Er mochte den Gedanken nicht, bei dem Drachenzwischenfall ein Anhängsel des Stabes gewesen zu sein, obwohl das nicht weit von der Wahrheit entfernt war. Er lehnte ihn mit einem resignierten Seufzen an seine Schulter.
    »Folgendermaßen sieht es aus, Owens. Ich will nicht noch

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