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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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und gab es ihm zurück. Offenbar sah er mir an, dass ich immer noch Durst hatte, denn er reichte mir prompt das zweite Glas, das ich ebenfalls zur Hälfte leerte.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte er.
    »Ich habe mit der Polizei gesprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Nein, sie haben mich ein weiteres Mal befragt. Mich den ganzen Tag in die Mangel genommen.«
    Neal verzog keine Miene.
    »Gibt es irgendein Problem?«
    Ich rang nach Luft.

    »Als ich das erste Mal mit ihnen gesprochen habe, war ich ein wenig zurückhaltend, was mein… mein Verhältnis zu Hayden anging … du weißt schon.«
    »Du meinst die Tatsache, dass du mit ihm geschlafen hast?«
    Nachdem ich bereits stundenlang mit der Polizei gesprochen hatte und dabei ständig auf der Hut gewesen war, um eine möglichst stimmige Geschichte zu erzählen, fühlte ich mich nun schrecklich erschöpft. Weiteren Wortklaubereien war ich einfach nicht mehr gewachsen.
    »Sie wollten von mir wissen, ob er eine Freundin hatte, und ich habe gesagt, dass er keine hatte  – weil ich nicht seine Freundin war , jedenfalls nicht wirklich. Als sie dann andere Leute befragten, die mich wohl doch als seine Freundin bezeichneten, dachten sie vermutlich, ich hätte sie angelogen, und folgerten daraus, dass ich einen Grund haben musste, sie anzulügen, woraufhin sie mir eine Menge Fragen stellten. Dabei sind sie ganz schön hart mit mir umgesprungen. Ich komme gerade vom Polizeirevier.«
    »Das tut mir leid«, sagte Neal, »aber was erwartest du jetzt von mir, Bonnie? Ich meine, schließlich hattest du wirklich einen Grund, sie anzulügen, stimmt’s?«
    Sein letzter Satz irritierte mich. Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich ihm darauf antworten konnte.
    »Wir haben nie darüber gesprochen, was eigentlich passiert ist, Neal. Irgendwie war uns wohl beiden nicht danach zumute. Manche Dinge lässt man tatsächlich besser ungesagt. Trotzdem muss ich dir jetzt etwas Wichtiges sagen, und zwar bevor du mit irgendjemand anderem redest.«
    Wir schwiegen beide einen Moment. Viele Tage lang hatte ich die Worte, die ich gleich aussprechen würde, immer wieder hinuntergeschluckt. Nun aber war ich gezwungen, damit herauszurücken.
    »Die Polizei hat wohl Verdacht geschöpft«, begann ich. »Ganz besonders haben sie sich für den Abend des einundzwanzigsten
August interessiert. Sie wollten sogar von mir wissen, wo ich da war.«
    »Das wundert mich gar nicht. Was hast du gesagt?«
    Am liebsten hätte ich mich hingesetzt und den Kopf in den Händen vergraben, um diese ganze laute, brutale Welt einfach auszublenden. Meine Beine versagten mir fast den Dienst. »Genau darüber wollte ich mit dir reden. Ich habe gesagt, dass ich bei dir war. Dass du mein Freund bist.« Ich schaute Neal an. Seine Miene wirkte kalt und ausdruckslos. »Verstehst du, Neal? Ich habe dir ein Alibi gegeben.«
    Neal wandte sich von mir ab und fasste sich mit einer Hand an den Kopf. Ich sah ihm an, dass er krampfhaft überlegte. Dabei machte er den Eindruck, als wäre es für ihn mit einer enormen körperlichen Anstrengung verbunden, seine Gedanken zu ordnen. Als er sich schließlich wieder umdrehte und zu sprechen begann, tat er das extrem langsam und bedächtig.
    »Du möchtest, dass ich dir ein Alibi gebe? Habe ich das jetzt richtig verstanden?«
    »Nein. Was soll das? Ich weiß Bescheid , Neal. Du weißt es, und ich weiß es. Die große Scharade ist vorbei. Wir können aufhören, uns gegenseitig etwas vorzumachen.«
    »Was genau willst du mir eigentlich sagen?«
    »Neal?« Nun begriff ich gar nichts mehr. »Hast du mir nicht zugehört? Ich habe dir für den Abend, an dem Hayden gestorben ist, ein Alibi gegeben.«
    »Du hast mir ein Alibi gegeben?«
    Ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Du brauchst nichts zu sagen. Eigentlich will ich gar nicht darüber reden. Am liebsten wäre mir, der ganze Albtraum würde sich in Luft auflösen. Nimm es einfach an, ja?«
    »Ich glaube, ich werde die Frage bereuen, aber … warum genau hast du mir ein Alibi gegeben?«
    »Jetzt hör aber auf, Neal, das weißt du doch! Mach es nicht noch schwieriger, als es ohnehin schon ist.«

    »Nein, Bonnie, ich weiß es nicht. Was, zum Teufel, versuchst du mir zu sagen?«
    »Du möchtest wirklich, dass ich es laut ausspreche?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Ich holte tief Luft und sah ihm in die Augen, während ich die Worte endlich aussprach: »Weil du Hayden getötet hast.«
    So. Nun hatte ich es gesagt. Ich rechnete mit einer

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