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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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»das ist nicht der einzige plausible Grund.«
    »Ich kann im Moment nicht besonders klar denken«, gestand ich, »ganz im Gegenteil, in meinem Kopf geht alles drunter und drüber. Also klär mich auf. Welchen anderen Grund sollte es dafür geben?«

    »Du willst wirklich, dass ich es dir sage?«
    »Lieber Himmel, bringen wir es endlich hinter uns. Nun sag schon!«
    »Also gut, Bonnie. Dann ist diese Scharade aber wirklich zu Ende. Die Nachricht, dass Haydens Leiche im Langley Reservoir gefunden wurde, hat mich deswegen so überrascht, weil ich sie auf dem Boden seiner Wohnung liegen gesehen habe.«
    »Du hast die Leiche gesehen?«
    »Ja.«
    »Natürlich hast du sie gesehen! Du hast ihn schließlich  –«
    »Nein . Ich habe Hayden nicht umgebracht.« Er hielt kurz inne, weil ich entnervt die Hände vors Gesicht schlug und ein langes, leises Wimmern ausstieß. »Ich war dort und habe seine Leiche gefunden«, fuhr er fort, »das ist alles.«
    »Ich verstehe das nicht. Du hast seine Leiche gefunden und nicht die Polizei gerufen?«
    »Stimmt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich wusste, dass du es warst.«
    »Was?«
    »Ich wusste, dass du es warst.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Mir war klar, dass er dich wieder schlagen würde. Ich hatte das Gefühl, verrückt zu werden, wenn ich ihm das weiter durchgehen ließ. Nachdem du mir erzählt hattest, dass du zu ihm wolltest, beschloss ich, dir zuvorzukommen und ihn zu warnen  – ihm zu sagen, was passieren würde, wenn er dich noch ein einziges Mal anrührte. Ich meine, auf diese Weise. Vorher habe ich mir einen Drink genehmigt, um ein bisschen lockerer zu werden. Hayden brachte mich immer auf die Palme, aber diesmal war ich fest entschlossen, mich nicht von ihm provozieren zu lassen. Als ich, etwa eine halbe Stunde, nachdem ich deine Wohnung verlassen hatte, bei ihm eintraf, stand die Tür offen, also bin ich einfach rein. Mir war
sofort klar, was passiert sein musste. Als nach jener schrecklichen Probe alle aufgebrochen waren, bist du zu ihm, und ihr seid euch in die Haare geraten. Vielleicht ist er wieder handgreiflich geworden. Du hast nach irgendetwas gegriffen, einer Bronzefigur, die zufällig ziemlich schwer war. Ich schätze, ein Schlag hat ausgereicht. Für mich sah es allerdings so aus, als hätte er zwei Schläge abbekommen. War der zweite die Rache für das, was er dir angetan hatte? Oder wolltest du ihm dadurch den Rest geben? Es klingt schrecklich, aber ein Teil von mir hat sich gefreut. Das war meine erste Reaktion. Die Wahrheit ist, dass ich ihn gehasst habe. Ich hasste ihn sogar so sehr, dass ich ihm den Tod wünschte. Erst spannte er dich mir aus, und dann behandelte er dich wie Dreck, und mich behandelte er… tja, wie eigentlich? Von oben herab und leicht amüsiert, als wäre das alles nur ein interessantes Spiel. Ich wünschte ihm den Tod, und nun war er tot. Gestorben durch deine Hand. Erst in dem Moment fing ich zu denken an. Du hattest ihn getötet, und dafür würde man dich zur Rechenschaft ziehen. Aber das wollte ich nicht. Es war eigentlich gar keine richtige Entscheidung, sondern eher eine Art Erkenntnis. Ich wusste einfach, was ich zu tun hatte. Ich würde dafür sorgen, dass es aussah, als hätte in der Wohnung eine heftige Rauferei stattgefunden. Als wäre dort noch ein anderer Mann oder eine Gruppe von Männern gewesen. Ich stieß mehrere Sachen um und verrückte ein paar Möbel. Dann drehte ich eine Runde durch die Wohnung und suchte alles zusammen, was dir gehörte. Dann ging ich. Du hast deinen Ranzen doch bekommen, oder?«
    Das Päckchen mit dem Ranzen. Es war also nicht als Drohung gedacht gewesen. Neal hatte es mir geschickt. Um mir zu helfen. Ich konnte ihn nur wortlos anstarren.
    »Aber ich habe ihn nicht getötet.«
    Er packte mich fest am Unterarm. Sein Gesicht erschien mir plötzlich ganz fremd.

    »Das kannst du dir sparen«, sagte er, »du brauchst mich nicht mehr anzulügen.«
    »Ich schwöre dir, dass ich es nicht war. Ich dachte die ganze Zeit, dass du es warst.«
    »Ich verurteile dich nicht, Bonnie. Meine erste Reaktion war sogar, dass es ihm recht geschah. Als du mich dann aber immer angesehen hast, als würdest du mich hassen …«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, wiederholte ich. »Ich wollte tatsächlich zu Hayden, bin aber erst nach dir eingetroffen. Ich habe ihn gefunden … ihn und vermutlich das Ergebnis deiner Verwüstungsaktion.«
    Neal starrte mich benommen an.
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Wir …«

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