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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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heftigen Reaktion. Mit einem Wutanfall oder einem Nervenzusammenbruch. Womöglich würde er in Tränen ausbrechen und mir versichern, dass es keine Absicht war, sondern ein Unfall, ein Augenblick der Gewalt, der sein ganzes Leben in einen Albtraum verwandelt hatte. Stattdessen aber starrte er mich nur mit offenem Mund an. Er wirkte völlig perplex.
    »Was?«
    »Du hast mich gezwungen, es zu sagen. Ich hatte es eigentlich gar nicht vor.«
    »Ich habe Hayden umgebracht?«
    »Ja.«
    »Was soll das? Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Ich weiß, dass du es warst, Neal. Du brauchst dich nicht länger zu verstellen.«
    »Nein, Bonnie. Das ist… das ist wirklich der Gipfel der…« Zu meiner großen Überraschung brach er plötzlich in lautes Gelächter aus. »Was, zum Teufel, führst du im Schilde?«
    »Ich?«
    »Nun komm schon, Bonnie.«
    »Ich verstehe nicht«, stammelte ich. »Was? Was? «
    »Das alles ist so … Du weißt ganz genau, dass ich Hayden nicht getötet habe, und du weißt auch ganz genau, wer es in Wirklichkeit war.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Nein. Ich begreife einfach nicht… Warum tust du das? Willst du mich in den Wahnsinn treiben?«

    »Und das sagst ausgerechnet du!«
    »Neal. Hör auf. Hör endlich damit auf. Es ist vorbei, du brauchst nicht mehr zu lügen. Das Spiel ist aus.«
    »Moment.« Er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Halt mal für einen Moment den Mund.«
    Er stand auf und begann ziellos im Raum umherzuwandern, als hätten seine Beine sich selbständig gemacht. Vor Jahren hatte ich miterlebt, wie nach einem Unfall ein Mann aus seinem Auto stieg und im Schock wie betrunken über die Fahrbahn torkelte. Genauso kam Neal mir jetzt vor.
    »Du willst also wirklich behaupten, du hast ihn nicht umgebracht?« Die Wucht seiner Worte traf mich wie ein Schlag. Plötzlich war mir, als würde der Boden unter meinen Füßen nachgeben. Da ich mich nirgendwo festhalten konnte, ließ ich mich rasch auf den Sessel sinken und schlug eine Hand vor den Mund.
    »Sag jetzt nichts«, fuhr er fort, »lass mich nachdenken. Warum haben sie dich befragt? Was haben sie gegen dich in der Hand?«
    »Sie haben gar nichts gegen mich in der Hand«, antwortete ich, »zumindest nicht, soweit ich weiß. Aber sie glauben wie gesagt… Ich meine, sie wissen, dass ich etwas mit Hayden hatte. Und in der fraglichen Nacht ist sein Wagen mit einer Frau am Steuer fotografiert worden. Deswegen verdächtigen sie mich.«
    Wir schwiegen beide einen Moment
    »Ich habe gerade das Gefühl«, meinte Neal schließlich, »als würden wir beide wie zwei Idioten im Dunkeln herumtappen. Ich weiß nicht mal, welche Frage ich dir als Nächstes stellen soll. Doch, mir fällt eine ein: Wie ist Haydens Leiche am Ende in einem Stausee gelandet, der gut hundert Kilometer nördlich von London liegt? Und warum? Das begreife ich einfach nicht.«
    »Vorher würde ich gern auf die Frage zurückkommen, wer Hayden getötet hat. Du kannst es mir wirklich sagen. Ich bin
die einzige Person auf der Welt, bei der dein Geheimnis sicher ist.«
    Er lehnte sich zu mir herüber und packte mich so fest an den Schultern, dass es fast schon wehtat.
    »Hör zu, Bonnie, ich sage es dir noch einmal, laut und deutlich: Ich habe Hayden nicht getötet.«
    »Du musst es aber gewesen sein. Ich habe dich sogar weggehen sehen.«
    »Ich war es nicht. Natürlich nicht. Und das weißt du auch, also hör endlich mit diesem Schwachsinn auf. Du bist die einzige Person auf der Welt, die mit Sicherheit weiß, dass ich Hayden nicht getötet habe. Du verdrehst die Tatsachen.«
    »Was soll das heißen? Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Was soll das heißen?«, äffte er mich nach. Sein Gesicht erschien mir plötzlich älter und weicher. Er wirkte fast ein wenig benommen, als hätte er einen heftigen Schlag abbekommen. »Beantworte endlich meine Frage!«
    »Warum stellst du mir diese Frage überhaupt?« Ich wurde allmählich lauter. »So etwas passiert eben mit Mordopfern. Sie werden in Kanälen, Flüssen oder Stauseen versenkt und manchmal auch wieder gefunden. Ich bin nicht gerade die genialste Detektivin der Welt, aber meiner Meinung nach gibt es nur einen einzigen plausiblen Grund, warum du mir diese Frage stellst: Du hast Hayden in seiner Wohnung getötet und seine Leiche dort zurückgelassen. Das würde erklären, warum du es so überraschend findest, dass die Leiche nicht dort gefunden wurde.«
    »Nein«, widersprach Neal,

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