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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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noch ziemlich junge Weiße.«
    Das Geräusch, das ich von mir gab, klang anders als von mir beabsichtigt  – fast wie ein ersticktes Krächzen.
    »Am dreißigsten August fuhr der Wagen am frühen Nachmittag auf der MII in Richtung London. Dann bog er in westlicher Richtung auf die North Circular ein und kurz danach wieder ab.« Joy Wallis warf einen Blick in ihre Akte. »Später wurde der Wagen wie gesagt mit steckendem Zündschlüssel abgestellt.«
    »Klingt seltsam.«
    In meinem Kopf hörte ich Sonias Stimme: du Vollidiotin .
    »Ja, nicht wahr? Können Sie sich erklären, warum jemand den Wagen eine Woche am Flughafen parkt und dann wieder
abholt, um ihn anschließend einfach irgendwo in der Stadt stehen zu lassen?«
    »Vielleicht ist er gestohlen worden.«
    »Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Ich habe den Wagen gesehen. Vielleicht wurde er benutzt, um irgendetwas zu liefern. Etwas Wertvolles.«
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nein, absolut nichts. Wann haben Sie denn Mr. Booth das letzte Mal gesehen?«
    »Das wissen Sie doch schon. Es muss bei der Probe gewesen sein. Am Mittwoch, glaube ich. Sie können die anderen fragen.«
    »Und wo waren Sie, Bonnie?«
    »Wann?«
    »Wo waren Sie zwischen dem Morgen des einundzwanzigsten August und dem Morgen des zweiundzwanzigsten August?«
    »Das ist einfach«, antwortete ich. »Da war ich bei Neal. Neal Fenton.«
    »Den ganzen Tag.«
    »Ja.«
    »Und die ganze Nacht.«
    »Ja. Er ist mein Freund, müssen Sie wissen.«
     
    Sie behielten mich gut sechs Stunden da. Wir gingen meine Aussage immer wieder durch. Anschließend wurde ich in einen anderen Raum gebracht, wo eine Frau meine Fingerabdrücke nahm und mir dann einen Wattestab in den Mund schob, weil sie auch noch eine DNA-Probe von mir brauchten. Erst dann durfte ich gehen. Benommen trat ich auf die sonnige Straße hinaus. Mittlerweile war bereits Spätnachmittag. Am liebsten hätte ich mich auf dem Gehsteig zusammengerollt und losgeheult, aber da ich befürchtete, jemand könnte mich sehen, ging ich weiter und versuchte mich wie ein normaler,
unschuldiger Mensch zu benehmen, bis das Polizeirevier außer Sichtweite war. Dann holte ich mein Handy heraus und tippte mit zittrigen Fingern die Nummer ein.
    »Neal. Bleib, wo du bist. Ich komme gleich vorbei.«

Davor
    »In ungefähr zwei Minuten bin ich bei dir.«
    »Nein, Neal.«
    »Ich muss dir etwas sagen.«
    »Das bringt doch nichts.«
    »Zwei Minuten«, wiederholte er.
    Tatsächlich stand er zwei Minuten später vor meiner Haustür.
    »Worum geht es?«
    »Kann ich reinkommen?« In dem Moment begriff er, und seine Miene versteinerte. »Er ist da, stimmt’s?«
    Ich tat gar nicht erst so, als wüsste ich nicht, wovon er sprach. »Ja.« Ich betrachtete sein Gesicht, das vor Kummer ganz starr wirkte. »Hör zu, es tut mir leid  – das alles. Wirklich.«
    »Ich wollte dir sagen«, begann er, als hätte er meine Worte nicht gehört, »dass du meiner Meinung nach gar nicht weißt, was du da tust.«
    »Möglich.« Er setzte zu einer Erwiderung an, doch ich kam ihm zuvor. »Aber vielleicht mag ich es ja so.«
    »Wenn es vorbei ist, werde ich immer noch da sein.«
    Ich wusste nicht, was ich ihm darauf antworten sollte. Einerseits fand ich sein Verhalten etwas beängstigend, andererseits aber auch rührend. Aber vielleicht war Liebe immer so, wenn sie nicht erwiderte wurde  – erdrückend, unangemessen und ein wenig peinlich, fast schon beschämend.
    »Danke.«

    »Ich bin immer für dich da.«
    Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen. Sein eindringlicher Blick war mir unangenehm.
    »Vergiss das nicht, Bonnie.«

Danach
    Als ich bei Neal eintraf, schien es mir, als wären wir zwei von Angst und Panik erfüllte Fremde, die nicht wussten, wie sie miteinander umgehen sollten. Er fragte mich, ob ich ein Bier oder ein Glas Wein wolle, doch ich lehnte ab. Mir war schwindlig, und alles fühlte sich seltsam unwirklich an, so dass es mir schwerfiel, gerade zu stehen und deutlich zu sprechen. Ich wollte es einfach hinter mich bringen und möglichst schnell wieder verschwinden.
    »Ich war gerade im Begriff, mir einen zu genehmigen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist fast schon sechs. Vielleicht brauchst du etwas Stärkeres. Ich habe auch Whisky da. Und eine Flasche Wodka, die ich in Krakau gekauft habe.«
    »Ein Glas Wasser, bitte«, antwortete ich, »einfach aus der Leitung.«
    Er füllte zwei große Gläser und reichte mir eines. Ich trank es sofort aus

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