Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Augenblick auf meinen Namen oder irgendeine belastende Information zu stoßen, doch da stand nichts, was ich nicht schon wusste, abgesehen von seinem Alter  – demnach war er achtunddreißig gewesen  – und dem Namen seines
ehemaligen Managers, Paul Boland. Sämtliche Artikel waren am Vortag auf die Schnelle zusammengeschustert worden, so dass die Polizeibeamten, die mir nun gegenübersaßen, sich längst auf einem viel neueren Stand befanden. Sie wussten beispielsweise, dass ich ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
    Nachdem ich auf dem Plastikstuhl, der unangenehm an meinen schweißnassen Beinen klebte, Platz genommen hatte, informierten sie mich als Erstes über mein Recht auf einen Anwalt.
    »Wenn Sie keinen haben, können wir Ihnen einen besorgen.« DI Wade wartete auf meine Antwort.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht …«
    Bedeutete die Tatsache, dass sie mir einen Anwalt anboten, dass ich  – wie drückten sie das im Fernsehen immer aus  – zum Kreis der Verdächtigen gehörte? Mein erster Impuls war, Ja zu sagen. Vor meinem geistigen Auge sah ich abwechselnd einen seriösen Herrn mit silbergrauem Haar, einem grauen Anzug und einer edlen Lederaktentasche oder eine schlanke, gepflegte Frau mit feinsinniger Intelligenz und Ironie neben mir sitzen und mich sicher durch alle die gefährlichen Untiefen lotsen, die womöglich vor mir lagen. Aber was sollte ich ihm oder ihr erzählen? Ich begriff, dass ich dann ein weiteres Mal gezwungen wäre zu lügen und mich an die genauen Einzelheiten der Geschichte zu erinnern, die ich bereits erzählt hatte. Schon bei dem bloßen Gedanken, dem ohnehin wackligen Lügengebäude noch weitere Unwahrheiten hinzufügen zu müssen, wurde mir vor Panik ganz schlecht.
    »Nein«, stieß ich schließlich hervor, »ich brauche keinen Anwalt.« Um etwas entspannter und selbstbewusster zu klingen, sagte ich noch: »Warum sollte ich?«
    »Tja«, antwortete DI Wade, »das ist genau die Frage. Also …«
    Also legten wir los, und natürlich fingen wir mit der Tatsache
an, dass ich mit Hayden Booth viel besser bekannt gewesen war, als ich zunächst zugegeben hatte.
    »Sie haben zu uns gesagt…«, begann Wade, während er in seinem Notizbuch herumblätterte. »Ja, Sie haben gesagt, er habe keine Freundin gehabt.«
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Ich meine, es stimmt, dass ich das zu Ihnen gesagt habe.«
    »Möchten Sie diese Aussage revidieren?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wollen Sie weiterhin behaupten, er habe keine Freundin gehabt?«
    Mir wurde schlagartig sehr heiß. Mein Gesicht brannte wie Feuer.
    »Er hatte tatsächlich keine. Ich meine, das ist nicht das richtige Wort dafür.« Beide starrten mich erwartungsvoll an. Joy Wallis klopfte mit ihrem Stift leicht auf die Tischplatte, tap, tap, tap. »Mit Hayden war das nicht so.« Ein Abgrund des Schweigens tat sich vor mir auf, und einen Moment lang hätte ich mich am liebsten hineingestürzt und alles ausgeplaudert, damit das Ganze endlich vorbei wäre. Ich schluckte krampfhaft und blickte dann hoch. »Er war nicht der Typ Mann, der einen feste Freundin hatte.«
    »Das haben Sie beim letzten Mal auch schon gesagt.«
    »Na also.«
    »Sie haben uns in die Irre geführt.«
    »Das war mir nicht klar.«
    »Was war Ihnen nicht klar?
    »Ich weiß nicht…« Ich versuchte es noch einmal. »Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht in die Irre führen. Es stimmt, dass ich nicht Haydens Freundin war.«
    »Wie das?«, hakte DI Wade nach.
    »Wir hatten keine richtige Beziehung«, erklärte ich. »Ich kannte ihn doch erst ein paar Wochen. Wie Sie bereits wissen, habe ich ihn durch die Band kennengelernt.«

    »Hatten Sie sexuellen Kontakt mit Mr. Booth?«
    »Ja.«
    »Aha. Demnach waren Sie also nicht seine Freundin, hatten aber sexuellen Kontakt mit ihm?«
    »Ja.«
    »Sie haben mit ihm geschlafen.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht.«
    »Wie viele Male?«
    »Bitte?«
    »Können Sie uns in etwa sagen, wie viele Male Sie Sex mit Hayden Booth hatten?«
    »Ist das wichtig?«
    »Um das entscheiden zu können, müssen wir erst wissen, wie oft.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Einmal? Zweimal? Dreimal? Öfter.«
    »Ja, das kommt eher hin.«
    »Öfter als dreimal?«
    »Ja.«
    »Wie oft ungefähr?«
    »Ich weiß es nicht. Ein paarmal.«
    »Sie haben innerhalb von knapp zwei Wochen mehrere Male mit ihm geschlafen und waren nicht seine Freundin?«
    »So ist es. Ich war nicht seine Freundin.«
    »Sie wollten Ihre Beziehung geheim halten?«

Weitere Kostenlose Bücher