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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Küche gehst und selbst nachsiehst?« , gab sie zurück.
    »Wir verschwinden gleich«, versuchte ich Richard zu beschwichtigen. »Du musst entschuldigen. Wir sollten längst weg sein, aber heute ist es nicht besonders gelaufen.«
    »So schlecht waren wir doch gar nicht«, widersprach Amos  – ein bisschen aggressiv, wie ich fand.
    »Besonders gut aber auch nicht«, meinte Hayden, während Richard den Raum verließ und in der Küche anfing, lautstark mit Töpfen und Pfannen zu hantieren. Hayden saß mit angezogenen Knien auf dem Boden. Er hatte seine Gitarre den ganzen Abend über kaum angerührt und machte auf mich einen müden, fast schon niedergeschlagenen Eindruck.

    »Ein paar von uns haben sich zumindest Mühe gegeben.«
    »Du solltest versuchen, mehr im Rhythmus zu bleiben«, belehrte Hayden ihn in freundlichem Ton. »Joakim macht das recht gut. Vielleicht kannst du dich mehr an ihm orientieren.«
    Ich sah, wie sich Amos’ ganzer Körper versteifte. Sonia trat vor und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Ich finde, du hast dich wacker geschlagen«, sagte sie sanft.
    »Für einen ersten Versuch war es ganz in Ordnung«, bestätigte Neal, der neben mir stand. Unsere Finger berührten sich leicht.
    Hayden zuckte mit den Achseln. »Na ja, im Grunde bist du ja auch nicht wirklich in der Band, um Musik zu machen. Wir sind schließlich nicht blind.«
    »Hayden«, meldete sich Sally vom Sofa zu Wort, »halt den Mund, und schenk dir noch einen Drink ein.«
    »Manchmal wird man vom Trinken nicht betrunken«, antwortete er. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen.«
     
    Nachdem er weg war, herrschte eine Weile Schweigen. Amos sah mich an.
    »Sagst du es ihm, oder soll ich es machen?«
    »Was?«
    »Dass er aus der Band fliegt.«
    »Jetzt hör aber auf, Amos. Er ist unser bester Spieler!«
    »Und das weiß er auch«, fügte Sonia hinzu. »Vielleicht ist er einfach zu gut für uns.«
    »Wie kann jemand zu gut sein?« Sally setzte sich leicht schwankend auf. Ihr Haar war zerzaust.
    Ich konnte kaum fassen, dass sie sich in eine Diskussion einmischen wollte, bei der es darum ging, wer in unsere Band gehörte und wer nicht. Am liebsten hätte ich zu ihr gesagt, sie solle die Klappe halten, fand es dann aber doch irgendwie unangemessen, ihr in ihrem eigenen Haus den Mund zu verbieten.

    »Wir können froh sein, ihn zu haben«, erklärte ich. »Die Gruppe klingt Welten besser, wenn er mitspielt.«
    »Er ist großartig!« Joakim klang richtig begeistert, auch wenn er nach den vielen Pimm’s schon etwas undeutlich sprach. »Er hat es wirklich drauf. Wenn er geht, gehen wir auch, nicht wahr, Dad?«
    »Sei nicht albern!«, wies Guy ihn zurecht.
    Mir war klar, dass sich ein Streit anbahnte. Beschwichtigend hob ich die Hände. »Ich werde mit ihm sprechen. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, was für eine Wirkung er auf andere hat.«
    »O doch, das weiß er«, widersprach Amos. »Mich hat er besonders auf dem Kieker. Deswegen spiele ich auch so schlecht. Jedes Mal, wenn er mich ansieht, habe ich plötzlich zwei linke Hände. Er macht das absichtlich.«
    »Bonnie hat recht«, entgegnete Neal. »Er sagt einfach nur, was ihm in den Sinn kommt.«
    »Wie ein Kind«, bemerkte Sonia ein wenig verächtlich.
    Ich zog meine Jacke an und griff nach dem Banjo. Mein Bedarf war erst mal gedeckt.
    »Ich werde ihm unser Problem erklären«, verkündete ich. »Vielleicht löst er es ja, indem er von sich aus das Weite sucht.«
    Im Gehen warf ich einen Blick zurück: Neal sah mir bedauernd nach, Amos kochte weiter vor sich hin, während Sonia ihn wie üblich zu besänftigen versuchte; Joakim hatte vor Aufregung einen roten Kopf, Guy blickte ziemlich säuerlich drein, und Sally war sichtlich betrunken. Ich empfand es als Wohltat, da endlich rauszukommen.

Danach
    Es war fast sieben Uhr morgens. Draußen leuchtete der Himmel in einem blassen Türkis. Am Horizont waren nur ein paar schmale Wolkenstreifen zu sehen. Wir hatten Samstag, den
zweiundzwanzigsten August. In wenigen Stunden musste ich zu einer unserer Proben. Ich stand in der Küche und schloss die Augen. Nur nicht denken, ermahnte ich mich selbst. Keine Gefühle, keine Erinnerungen. Ich trank ein Glas kaltes Wasser, dann gleich noch eines. Der Schmerz in meinen Rippen schien mit dem Bluterguss an meinem Hals in Verbindung zu stehen, und mein ganzer Körper pulsierte.
    Der Ring mit dem Wagen- und Wohnungsschlüssel lag vor mir auf der Küchentheke. Ich starrte sie einen Moment an. Was sollte ich

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