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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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berührte Neals Arm fast den meinen, und ich spürte seine Wärme. Wenn ich jetzt die Hand an seinen Hinterkopf legte, kurz durch seine dunklen Locken fuhr und ihn dann zu mir herzog, um ihn zu küssen, würde er meinen Kuss bestimmt erwidern. Er würde mich mit seinen vielen Lachfältchen anlächeln und dabei meinen Namen aussprechen, als sagte er ihn zum ersten Mal. Vielleicht führte er mich anschließend in sein Schlafzimmer, um dort den Reißverschluss meines grünen Minikleids zu öffnen (das ich für drei Pfund im Oxfam-Laden erstanden hatte) und es mir über den Kopf zu ziehen. Wenn wir zu spät zur Probe kamen, dachten sich bestimmt alle ihren Teil, und Neal wäre verlegen, aber sehr, sehr glücklich. Da war ich mir ganz sicher. Ein kleiner Schauder durchlief mich.
    »Prost«, sagte ich.
    »Prost.« Er lächelte nicht, veränderte aber unmerklich seine Sitzposition, so dass sich unsere Arme berührten. Einen Augenblick befand sich alles in der Schwebe, doch dann klingelte mein Handy. Es war Sally, die mich in aufgeregtem, aber auch recht bestimmendem Ton bat, unterwegs irgendwo Limonade zu besorgen, weil sie beschlossen habe, uns mit ein paar Pimm’s zu verwöhnen, wenn auch natürlich nur ganz leichten. Es sei ein so schöner Sommerabend und Lola ausnahmsweise mal bei ihrer Mutter, so dass sie unbedingt ein bisschen feiern wolle.
    »Wir sollten aufbrechen«, sagte ich zu Neal, während ich gleichzeitig die Hand ausstreckte, um ihn vom Sofa hochzuziehen. Für einen Moment standen wir Hand in Hand da und lächelten uns an, dann hob er meine Hand an die Lippen und küsste sie. Als er sie wieder losließ, berührte ich mit den Fingerspitzen ganz sanft seine Wange. Wir konnten warten. Der ganze Sommer lag noch vor uns.

    Auf dem Weg zu Sally sagte er: »Ich war ziemlich lange mit jemandem zusammen.«
    »Ja?«
    »Wir haben fast drei Jahre zusammengelebt.« Er sah mich nicht an, sondern blickte geradeaus.
    »In deinem Haus?«
    »Ja.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass bei der Einrichtung eine Frau die Finger im Spiel gehabt hat.«
    »Ja, dafür besaß sie ein Händchen.«
    »Was ist passiert?« Ich wusste, dass er im Begriff war, eine Art Beichte abzulegen. Bevor sich zwischen uns mehr entwickelte, musste er mir etwas sagen. Seine ernste Miene machte mir ein wenig Angst. »Warum seid ihr nicht mehr zusammen?«
    »Sie ist gestorben.«
    »Oh!« Das traf mich völlig unerwartet. Ich hatte mit einem Bericht über eine weitere chaotische Trennung gerechnet, nicht mit etwas so Traurigem, Tragischem. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. »Mein Gott, Neal«, brachte ich schließlich heraus, »das tut mir schrecklich leid. Wie ist sie ums Leben gekommen? War sie krank?«
    »Durch einen Frontalzusammenstoß.«
    »Das ist ja… das ist ja furchtbar. Wie lange ist das schon her?«
    »Zwei Jahre. Nein, länger. Es war im Februar: glatte Straßen. Niemand konnte etwas dafür.«
    »Wie traurig.« Ich fand es schwer, die richtigen Worte zu finden. Sollte ich vielleicht stehen bleiben und ihn in den Arm nehmen? Doch er ging weiter, ohne sein Tempo zu verlangsamen, und schaute immer noch stur geradeaus.
    »Inzwischen habe ich es überwunden.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Es hat seitdem niemanden mehr gegeben.« Er stieß ein freudloses kleines Lachen aus. »Es ging einfach nicht.«

    »Verstehe.« Und wie ich verstand. Es war, als müsste ich in die Schuhe einer Toten schlüpfen. Mich erwartete nicht einfach ein sorgloser Sommer mit Neal, sondern ein Wagnis. Während wir weitergingen, senkte sich eine seltsame Schwere über mich. Wie eine Warnung.
     
    Vielleicht waren die Pimm’s doch keine so gute Idee. Auf jeden Fall hatten sie alles andere als eine milde Wirkung. Hayden trank eine ziemliche Menge davon, was man ihm nicht anmerkte. Aber er schenkte auch Joakim immer wieder nach, der begierig ein Glas nach dem anderen hinunterkippte, während Guy ihn strafend anfunkelte. Als Richard von der Arbeit nach Hause kam, fand er in seinem Wohnzimmer sechs Fremde (und mich) vor, die dort einen Höllenlärm veranstalteten. Der Raum war zwar ziemlich groß, aber definitiv nicht groß genug für eine überbesetzte Bluegrass-Band. Sally lag ausgestreckt auf dem Sofa, die Wangen vom Alkohol gerötet.
    »Was geht hier vor?«, zischte er wütend zu ihr hinüber.
    Statt einer Antwort sah sie mich kichernd an und verdrehte die Augen.
    »Ist irgendwas zu essen da?«, fragte er als Nächstes.
    »Wie wär’s, wenn du in die

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